An der von der Interessengemeinschaft Wolfsfreunde Deutschland für den 18.02.2021 einberufenen Mahnwache beteiligten sich sowohl private Wolfsbefürworter*innen als auch Tierschutzorganisationen und unsere Partei. Eine Gruppe von Tierhalter*innen und Jäger*innen hatte sich ebenfalls vor dem Landtag eingefunden. Nach der Landtagssitzung stellten sich die Politiker*innen des Parlamentes einer Diskussion mit den verschiedenen Interessengruppen.
„Könnte es also sein, dass der Abschuss des weiblichen Wolfes aus dem Herzlaker Rudel gar nichts bewirkt hinsichtlich der Wolfsrisse?“ stellten wir unsere direkte Frage an den niedersächsischen Umweltminister Olaf Lies (SPD). „Ja“ lautete die entwaffnend ehrliche Antwort. Da fehlen uns die Worte, denn im Klartext bedeutet dies: Der Abschuss der Wölfin am 11. Februar 2021 war möglicherweise völlig überflüssig, da sich die Identität eines übergriffigen Tieres zum Zeitpunkt der Tötung nicht eindeutig feststellen lässt. KEINESFALLS können wir ein solches Vorgehen akzeptieren! Es geht hier schließlich um das Leben eines Tieres, das zudem nach EU-Recht streng artengeschützt ist.
Nicht nur, dass die Wirksamkeit von Wolfstötungen hinsichtlich der Rissproblematik bisher nicht erwiesen ist, so ist der Abschuss eines x-beliebigen und möglicherweise harmlosen Tieres umso verwerflicher. Bei allem Mitleid für die betroffenen Schafe und einem gewissem Verständnis für die Sorgen der Tierhalter*innen bewerten wir dies als reinen Aktionismus. Aus unserer Sicht nur, weil eine – übrigens rechtlich nicht ausreichend geprüfte – Abschussgenehmigung drohte, im April auszulaufen. Wahlkampftaktik? Schließlich sind die Stimmen zahlreicher (Weide-)Tierhalter- und Jäger*innen bei der in diesem Jahr stattfindenden Bundestagswahl wichtig.
Wir stimmen der Landesregierung zu, dass eine Koexistenz von Menschen, Wölfen und Weidetieren möglich sein muss. Wir lehnen aber die vom Umweltministerium bevorzugte einfachste und kostengünstigste Lösung (sprich: Abschuss) ab und fordern wesentlich stärkere Anstrengungen und höhere finanzielle Mittel für Herdenschutzmaßnahmen. Auch die hierzu eingehenden Anträge müssen viel schneller bearbeitet werden, notfalls unter Erhöhung von Personalkapazitäten in den Verwaltungen.
Die Geheimhaltungsstrategie der Landesregierung hinsichtlich eventuell bereits vorliegender und künftiger Ausnahmegenehmigungen ist umgehend zu unterlassen, damit Naturschutzverbände und Experten die rechtliche Grundlage hierfür im VORFELD einer geplanten Tötung ausreichend prüfen können.
So hat kürzlich z. B. das OVG Lüneburg gleich zwei Abschussgenehmigungen als teilweise rechtswidrig kassiert.
Selbstverständlich können solche Auskünfte unter Einhaltung des erforderlichen Datenschutzes erteilt werden. Der fadenscheinigen Verweigerungshaltung des Umweltministers folgen wir insofern ganz und gar nicht.
Es werden künftig noch große Anstrengungen erforderlich sein, um der natur- und tierschutzfeindlichen Wolfspolitik der Landesregierung entgegenzutreten. Es sieht nicht gut aus, denn der Landtag hat am Donnerstag dem Antrag zur Aufnahme des Wolfes in das niedersächsische Jagdrecht zugestimmt. Ein schwarzer Tag für alle Arten- und Wolfsschützer*innen.
Umso wichtiger ist es, Wildtieren eine Stimme zu verleihen, Widerstand zu leisten und Parteien zu wählen, die ERNSTHAFT für den Schutz von Tieren, Artenvielfalt und Umwelt eintreten.
Dies haben wir gezeigt auf der kurzfristig einberufenen Mahnwache.
Den Organisatorinnen Katja Ahrens und Ariane Müller herzlichen Dank! Im Video sind einige Impressionen und Interviews der teilnehmenden Menschen und Organisationen festgehalten.
Link zum YouTube Video: https://youtu.be/LcSRn1c_iHk
Beate Paprotny
Landesverband Niedersachsen der
Partei Mensch Umwelt Tierschutz