2. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen in Nepal

Eine glückliche Fügung: Vom 13. bis zum 19. März diesen Jahres fand die 2. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen in Nepal statt. Kurzfristig teilte Shannon Lück, Tochter unserer stellvertretenden Bundesschriftführerin, ihre Anmeldung für die Teilnahme in Kathmandu mit.

Als Menschen- und Frauenrechtlerin zögerte sie keinen Moment, ihre Reise auf Rückfrage als Delegierte der Partei Mensch Umwelt Tierschutz anzutreten und im Anschluss folgenden ausführlichen Bericht zur Verfügung zu stellen:

„Frauen erklimmen die höchsten Berge!“

Unter diesem Motto stand die 2. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen, die vom 13. bis zum 19. März 2016 in Kathmandu/Nepal stattgefunden hat. 1.300 TeilnehmerInnen, hauptsächlich Frauen, aus 48 Ländern kamen hierfür in der ehemaligen Academy Hall in Kathmandu und drumherum zusammen. Darunter eine Delegierte der Partei Mensch Umwelt Tierschutz.

Was ist die Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen?

Seit 2001 hatte es einen Aufschwung an neuen, internationalen und frauenpolitischen Zusammenschlüssen der Gewerkschaften und anderen Organisationen gegeben. So kamen bei diversen Foren, an denen man sich beteiligte, Vertreterinnen und Repräsentantinnen der kämpferischen Frauenbewegung aus verschiedensten Ländern zusammen. Bald erkannte man die Notwendigkeit und Chance, die sich hier auftat: Die weltweite Vernetzung der fortschrittlichen und freiheitlichen Frauenbewegung.

Natürlich fehlte es an Struktur, gemeinsamen Inhalten, und Organisation. Es dauerte noch einmal lange, bis der Frauenpolitische Ratschlag in Deutschland 2006 letzten Endes den Vorschlag einer Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen lieferte. Sie soll an die Traditionen der Frauen- und Arbeiterbewegung anknüpfen, ohne sich an veralteten Denkmustern festzuhalten.

Auch wenn der Aufschwung einer internationalen Frauenbewegung in den 1970er und 1980er Jahren noch so berechtigt und notwendig war, stand die damals entstehende UN-Frauenkonferenz schon derzeit vor dem Hintergrund, dass eine formaljuristische Gleichstellung der Frau inzwischen zu einem Interesse der Wirtschaft, und somit auch der Regierungen geworden war. Man hatte mittlerweile erkannt, dass die Arbeitskraft der Frauen so viel optimaler ausgeschöpft werden konnte. Wenn man diese Hintergründe bei der Entstehung der ersten „UNFrauendekade“ 1975 bedenkt, erscheint es bemerkens- und erwünschenswert, dass die Entstehung von Foren der Nichtregierungsorganisationen bei den Folgenden UN-Frauenkonferenzen drastisch wuchs. Doch bald wurden die NGOs von Parteien, Stiftungen, Kirchen etc.aus den westlichen und imperialistischen Ländern finanziert – und so gesteuert und instrumentalisiert. Es dauert also nicht lange um festzustellen, dass die UN-Frauenkonferenz und ihre Nachfolgekonferenzen der UNO kein Knotenpunkt der selbstbestimmten Frauenbewegung sein konnte und auch niemals sein wird.

Was bleibt ist die Notwendigkeit der Frauen, sich selbstbestimmt und unabhängig zu organisieren. In Zeiten der endlosen Globalisierung müssen auch die Unterdrückten anfangen, global zu denken und sich zu vernetzen, an einem Strang zu ziehen. Gleichzeitig sind viele feministische Frauenbewegungen an ihrer Nieschenpolitik gescheitert. Sie hatten den Bezug zur betroffenen Masse verloren. Die Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen erhebt den Anspruch, eine Plattform für die proletarische Frauenbewegung zu bieten, die die Bedürfnisse und Probleme der Unterdrückten eint statt sie gegeneinander ausspielen zu lassen.

2011 wurde dann zur ersten Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen nach Caracas/Venezuela aufgerufen. Diese beschloss am 7. März 2011, einen Tag vor dem 100. Jahrestag des Frauenkampftages, ihre eigene Resolution „Über die Zukunft der kämpferischen Weltfrauenbewegung!“

Hier sei ein Punkt aus dieser Zitiert: „Viele von uns arbeiten für eine sozialistische Alternative als Antwort auf die Wünsche und Träume von einer besseren Welt. Doch die Vorstellungen davon sind sehr unterschiedlich. Deswegen halten wir eine große Perspektivdiskussion für notwendig in den vielfältigen Kämpfen der Frauen: gegen die sexuelle Ausbeutung, Frauen-/Kinderhandel, für gleiche Löhne und das Recht auf würdige und sichere Arbeit, soziale Rechte, den Schutz der Umwelt, gegen Rassismus und Ausländerhass, für das Recht auf gleichberechtigte politische Beteiligung etc.“

5 Jahre später, in Kathmandu

Und auf eine solche Resolution arbeitete auch die 2. Konferenz hin, 5 Jahre später und auf einem anderen Kontinent. Am 17. März 2016 wurde sie dann in Kathmandu beschlossen, die Resolution „Frauen werden die höchsten Berge erobern!“. Doch dem voraus gingen Tage der inhaltlichen Auseinandersetzung, des kulturellen Austausches, und des gemeinsamen Kampfes.

Eine kämpferische Demonstration durch Kathmandu eröffnete die Konferenz am 13. März. Rund 2.000 Frauen und etliche Männer beteiligten sich an ihr. Zurück am Veranstaltungsort, hielt die Sprecherin des nepalesischen Parlaments Frau Onsari Gharti Magar die Festrede der Eröffnungszeremonie. Sie erzählte unter anderem von dem Entstehen der „gender equality constitution“, die besagt, dass ein nepalesischer Präsident eine Vizepräsidentin haben muss, sowie eine Präsidentin einen Vizepräsidenten. Diese wurde als Maßnahme gegen Frauen-Diskriminierung und für eine Balance zwischen den Geschlechtern eingeführt.

Daraufhin hielt die Initiatorin der Idee der Weltfrauenkonferenz, Monika Gärtner Engel, eine Rede. Sie sprach über die Entstehungder Idee vor zehn Jahren, die allgemeinpolitische Situation zu diesem Zeitraum und die Schwierigkeiten, vor die so eine Internationale Koferenz gestellt ist.

Am 14. und 15. März fanden insgesamt zehn Workshops statt, die die verschiedenen zentralen Themen der Frauenbewegung behandelten. 560 Frauen beteiligten sich an diesen.

Die Delegierte der Partei Mensch Umwelt Tierschutz beteiligte sich am sechsten Workshop, „Women fighting to save mother earth“. Hier präsentierten afrikanische Frauen Projekte, in denen sie Recycling, die Stärkung der eigenen Wirtschaft und die Schaffung von Arbeitsplätzen für Frauen verbinden. Nepalesiche Frauen erzählten von dem Potenzial, was in den natürlichen Recourcen Nepals steckt und deutsche Frauen wiesen auf, dass der Kampf der arbeitenden Bevölkerung mit dem Kampf um den Schutz der Umwelt einhergehen kann und muss.

Die erarbeiteten Standpunkte der Workshops wurden letzten Endes der Gesamtversammlung vorgestellt, abgestimmt und in die Forderungen der Weltfrauenkonferenz aufgenommen.

Am 16. und 17. März fand dann die Generalversammlung statt. 74 delegierte Frauen aus 40 Ländern diskutierten öffentlich auf dem Podium. Sie repräsentierten 13 Länder Afrikas, 8 Länder Asiens, 13 Länder Europas, 4 Länder aus dem nahen und mittleren Osten und 2 Länder Lateinamerikas.

Sie lieferten die Delegierten Kontinentalberichte, verknüpften die Themen der Frauenbewegung mit den allgemeinpolitischen Situationen und Krisen, erzählten von dem Stand der Frauenbewegung in ihren Regionen.

Ein Rahmenprogramm bildeten kulturelle Beiträge aus verschiedensten Ländern und Kontinenten und die kollektive Gestaltung der freien Zeit. Das Kennenlernen. Das Zusammenrücken von Frauen, die so weit voneinander entfernt sind, trotzdem so viel teilen und sich gemeinsam daran bereichern: Sorgen, Probleme, Hoffnungen. Wie elementar und bedeutend dieser Aspekt für alle Beteiligten war und auch in Zukunft sein wird, zeigt ein wichtiger Ausschnitt aus der nun entstandenen, neuen Resolutuion:

„Wir haben uns zu einer internationalen Bewegung der Weltfrauen auf Grundlage unserer Prinzipien entwickelt! Wir arbeiten überparteilich! Wir entscheiden demokratisch! Wir sind unabhängig, aber kapseln uns nicht von anderen Bewegungen ab! Wir stärken unsere eigene finanzielle Basis! Wir lernen, stets wie Internationalistinnen zu denken und zu arbeiten! Wir praktizieren eine demokratische Streitkultur! Der wichtigste Maßstab an unsere Arbeit ist, ob es gelingt, die Frauenbewegung nachhaltig zu stärken!“

Warum wir uns als Partei Mensch Umwelt Tierschutz beteiligten

Menschenrechte müssen, unabhängig von ihrer Geschlechtszugehörigkeit für alle Menschen gelten. Auch heute ist die Diskriminierung des weiblichen Geschlechts noch immer ein Thema. Wir als Partei fordern die Partizipation im öffentlichen und politischen Leben. Wir stehen für ein Gebot der Nichtdiskriminierung und der Gleichbehandlung der Geschlechter auf nationaler, sowie internationaler Ebene ein.

Die vollständigen Resolutionen der 1. und 2. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen, sowie andere Berichte, Bild und Videomaterial sind zu finden unter: http://conferenciamundialdemujeres.org

Shannon Lück