Fragwürdiger medizinischer Erfolg in Amerika – bald wohl auch bei uns in Bayern
„Schweineherzverpflanzung bei einem Menschen gelungen“: Amerikanische Ärzt:innen haben kürzlich einen großen „medizinischen Fortschritt“ verkündet, der hier in Deutschland ebenfalls allseits bejubelt wurde. Anlass war die erstmalige Transplantation eines genetisch veränderten Schweineherzens bei einem 57 Jahre alten Amerikaner.
Auch in München werden bereits Schweine zum Zweck der Transplantationsforschung gezüchtet und ein „Durchbruch“ bei der Transplantation von Schweineherzen auf Menschen wird in den nächsten ein bis drei Jahren erwartet. Zusätzlich ist in Großhadern der Bau eines großen Versuchslabors zur Erforschung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen an Schweinen geplant.
Das Klinikum der LMU München spielt seit Längerem eine unrühmliche Rolle in Sachen Xenotransplantation: In ihren Laboren erfolgte 2018 erstmals die Transplantation von Schweineherzen in Affen. Von insgesamt 14 Pavianen überlebten nur zwei Tiere mehr als sechs Monate, um dann „dem Versuchsplan gemäß“ getötet zu werden. Die meisten Affen starben jedoch bereits nach Stunden oder wenigen Tagen an Organversagen.
Missbrauch von Tieren als „Ersatzteillager“ für den Menschen:
Als würden wir den Tieren auf unserer Erde nicht schon genug furchtbares Leid antun, müssen sie jetzt auch noch als „Ersatzteillieferanten“ für uns Menschen herhalten. Aus tierethischer und rechtlicher Sicht kann dies nur als ein weiterer moralischer Tiefpunkt in der Geisteshaltung unserer angeblich so „zivilisierten“ und „fortschrittlichen Gesellschaft“ angesehen werden. Denn hier offenbart sich erneut die gleichgültige und verantwortungslose Einstellung, die in weiten Kreisen der Politik, Medizin, Medien und der Öffentlichkeit sogenannten „Nutztieren“ gegenüber an den Tag gelegt wird und die deren Leben so geringachtet.
Und so zeigt uns auch dieser Fall: Vieles, was sich Menschen im Umgang mit Tieren erlauben, das Einsperren, ihre Herabstufung zum Versuchsobjekt, das Züchten und qualvolle Halten in Massenställen, das millionenhafte grausame Morden in Schlachtfabriken sowie das Töten zur Gewinnung von Spenderorganen ist gesetzlich zulässig und wird von der Allgemeinheit weiterhin als „Normalität“ akzeptiert. Dieser schändliche Umgang mit harmlosen Tieren stellt indes ein großes Unrecht dar, das leider nur wenigen mitfühlenden Menschen schmerzhaft bewusst ist, denen das Schicksal von Tieren am Herzen liegt. Die große Bevölkerungsmehrheit nimmt diese Verbrechen an unseren Mitgeschöpfen hingegen nach wie vor hin – auch wenn die meisten nicht gerne „Zeuge“ dieser Grausamkeiten sein wollen, die z.B. tagtäglich und millionenfach in industriellen Schlachtfabriken oder Tierversuchslaboren stattfinden.
Jedes Lebewesen, ob Mensch oder Tier, kann Freude, Schmerz, Leid und auch Todesangst empfinden. Nicht nur wir Menschen, sondern auch alle Tiere haben ein berechtigtes Interesse daran, nicht eingesperrt, gequält und getötet zu werden.
Ist vor diesem Hintergrund eine Schweineherztransplantation, wie sie in der amerikanischen Klinik durchgeführt wurde, unter ethischen Gesichtspunkten zu rechtfertigen? Falls, wie in diesem Fall, kein menschliches Spenderorgan zur Verfügung steht, stellt sich die Frage, ob ein Mensch den Anspruch hat, ein Ersatzorgan eines Tieres, das zu diesem Zweck getötet werden muss, transplantiert zu bekommen. Die zutreffende Antwort auf diese Frage hat bereits die Philosophin und Tierethikerin Ursula Wolf gegeben:
Kein Mensch hat ein absolutes Recht auf Gesundheit oder Freiheit von Krankheiten. (Übrigens auch nicht auf Errettung vor dem Tod, denn Krankheit und Tod gehören nun mal zum Leben.)
Aus diesem Grund lehnen wir als Tierschutzpartei das Heranzüchten von genmanipulierten Schweinen, aber auch anderer Tiere zu Transplantationszwecken ab und sprechen uns auch gegen das in München-Großhadern von der LMU geplante Tierversuchszentrum mit Schweinen aus.