Besuch bei Tierschützerinnen und Tierschützern in Minsk/Belarus

Ein Bericht von Martin Buschmann (Leiter BAK Internationale Angelegenheiten, Stellv. Generalsekretär)

Als Mitglied der Animal Politics Foundation (APF), die sich für Neugründungen von Tierschutzparteien einsetzt und deshalb auch bereit ist, im Ausland Kontakte zu knüpfen versucht, habe ich mich Anfang 2018 bereit erklärt, in Belarus/Weißrussland nach entsprechenden Verbindungen zu suchen und ein politisches Netzwerk mit Tierschützerinnen und Tierschützern von Nichtregierungsorgansationen aufzubauen.

der Shelter „Superkot“

Angekommen in Minsk habe ich zunächst ein privates Shelter aufsuchen dürfen. In angemieteten Räumen eines alten Industriegebäudes aus der Sowjet-Zeit ist von Tierschützerinnen und Tierschützer ein improvisiertes Zuhause für etwa einhundert Katzen eingerichtet worden, die meine Tierschützerin vor Ort, Maryna, und mich sofort nach unserer Ankunft stürmisch begrüßten. Sie alle waren für die Abwechslung offenbar sehr dankbar.

Hier, im Tierheim „Superkot“ leben Katzen, die aus Altersgründen oder wegen der Überforderung „ihrer Menschen“ abgegeben wurden. Ebenfalls bringen behördliche Stellen, z. B. die Polizei, Katzen, die sie verletzt auffinden, hierher. Die staatlichen Tiershelter nehmen nämlich keine verletzten Tiere auf. Das private Tierheim arbeitet nur auf ehrenamtlicher Basis.  Die alten, verletzten oder aus sonstigen Gründen abgegebenen Katzen werden in „Superkot“ wirklich gut versorgt. Viele der kleinen Racker kamen sofort zu mir, um sich Streicheleinheiten abzuholen, und es verbreitete sich schnell eine lebhafte Konkurrenz. Natürlich schloss ich sie alle gleich in mein Herz und nahm mir viel Zeit, um den Bedürfnissen nach Aufmerksamkeit und einer liebevollen Zuwendung nachzukommen. Ich werde die vertrauensvolle Annäherung und die gezeigte Zuneigung dieser verletzten, teils auch blinden Katzen, die in „Superkot“ nun ihren Lebensabend verbringen, niemals vergessen.

Ich brauchte einige Zeit, um mich von den Katzen in „Superkot“ zu verabschieden, aber schließlich hatten wir ja noch den Besuch des staatlichen Shelters vor uns.

Im staatlichen Shelter wirkte vieles recht kalt und ungemütlich. Die Flure, die an die Unterkünfte der Tiere anschlossen, waren kalt und trostlos. Nun wusste ich, warum Ausländer (wie ich!) hier normalerweise keinen Zutritt haben.

Die Katzen saßen in großen Käfigen und schauten mich eingeschüchtert an. Sie hatten kein Vertrauen, an das Gitter für eine kleine Streicheleinheit zu kommen. Diese Begegnung war so anders als die mit den Katzen im privaten Tierheim „Superkot“!

Der Bereich für die Hunde war lag draußen und war um diese Jahreszeit sehr kalt. Als ich die frierenden Tiere fotografierte, wurde ich von einer Angestellten sehr resolut aufgefordert, dieses zu unterlassen, da Fotos hier verboten seien. Einige Aufnahmen konnte ich dennoch machen, obwohl uns die Angestellte permanent folgte.

der staatliche Shelter

Die Vorgehensweisen im staatlichen Shelter sind unbarmherzig:
Verletzte Tiere werden nicht aufgenommen, sondern gleich getötet. Außerdem: Bei Belegung aller Käfige wird ein Tier nach fünf Tagen, soweit keine Vermittlung erfolgt, eingeschläfert.

Zu dem Zeitpunkt meines Besuches war das glücklicherweise nicht der Fall. Und es gibt einen kleinen Trost…Den Tieren, die ich dort sehen konnte, geht es den Umständen entsprechend gut. Sie werden versorgt und die Käfige sind sauber.

Es ist leider so, dass Belarus, ein Land mit sehr schwacher Wirtschaftskraft, nicht viele Möglichkeiten hat, immense Gelder für den Tierschutz auszugeben.

Dennoch sehe ich eine Handlungsmöglichkeit und aufgrund der gesetzlichen Lage, Tiere nach fünf Tagen ohne Vermittlungserfolg zu töten, auch einen dringenden Handlungsbedarf. Diese Verfahrensweise ist für mich persönlich nicht akzeptabel.

Zwar gehört Belarus zur GUS und grenzt sich von der EU in ihren rechtlichen Bestimmungen klar ab, daher wird es für mich schwierig sein, politisch zu intervenieren. Dennoch werde ich als Vertreter unserer Partei für Internationale Angelegenheiten den Botschafter von Belarus kontaktieren, um in dieser Angelegenheit eindringlich vorzusprechen. Ich erhoffe mir ein offenes Ohr und ein offenes Herz für die Belange der Tiere vor Ort.

Ein sehr ausführlicher Reisebericht wird im nächsten MUT-Magazin der Partei Mensch Umwelt Tierschutz erscheinen.

Text & Fotos: Martin Buschmann