Brasilianische Umwelt- und Menschenrechtsaktivisten in der Defensive

Wie Multikonzerne und die neoliberale Regierung die Zivilgesellschaft angreifen

Martin Buschmann als Teilnehmer in Berlin

Die Veranstaltung war der Auftakt für die Jahrestagung der Kooperative Brasilien( KoBra), die auf ihr 25-jähriges Bestehen zurückblicken konnte.

Seit der Machtübernahme der Regierung Temer durch ein umstrittenes Amtsenthebungsverfahren ist in Brasilien die Lage für zivilgesellschaftliche Akteure deutlich schwieriger geworden. Die neoliberale Sparpolitik der amtierenden Regierung, die soziale Errungenschaften der letzten Jahrzehnte kassiert, verstößt gegen Menschenrechte und internationale Verpflichtungen, die Brasilien eingegangen ist. Wer Großprojekte kritisiert oder gegen soziale Missstände und Rechtsverletzungen protestiert, wird kriminalisiert und von neuen rechten Bewegungen angegriffen. In die Defensive gedrängt sind nicht nur brasilianische Umwelt- und Menschenrechtsaktivist/innen: Weltweit gehen Regierungen – unabhängig vom Regierungstyp – so massiv gegen zivilgesellschaftliche Akteure vor wie seit 25 Jahren nicht mehr.

Wie gehen die sozialen Bewegungen und Organisationen mit der reaktionären Offensive um? Wie verteidigen sie die hart erkämpften sozialen Fortschritte, welche die Regierung nun in Frage stellt oder gar demontiert?

Unter der Leitung von Luciano Wolff (Leiter des Referats Südamerika, Brot für die Welt, Deutschland) diskutierten Kelli Mafort (Bundeskoordination Landlosenbewegung MST, Brasilien), Verena Glass (Journalistin, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Brasilien) und Barbara Unmüßig (Vorstand, Heinrich-Böll-Stiftung, Deutschland). Die Beiträge waren teils in portugiesischer Sprache und wurden simultan übersetzt.

„Die Situation in Brasilien ist zurzeit recht schwierig“ kommentiert Martin Buschmann (Stellv. Generalsekretär und Leiter des BAK Internationaler Tierschutz). „Allein durch die Rinderzucht (es gibt in Brasilien mehr Rinder als Einwohner!) entsteht ein riesiger Schaden für die Umwelt und letztendlich auch für die Menschen, die dort leben. Diese werden durch die Expansion der Zuchtgebiete permanent aus ihrem Lebensraum verdrängt. Die Hauptabnehmer der Fleischprodukte sind in den USA und in der EU zu finden und zumeist in den Fastfood-Ketten. Auch hier entscheidet letztendlich der Verbraucher, ob er diese Produkte konsumiert“ schließt Martin Buschmann sein Resümee ab.