Bundespräsident Wulff ist keine moralische Instanz mehr

Bundestagspräsident Lammert (CDU) beschwerte sich darüber, dass die Medien das Amt des Bundespräsidenten durch ihre Berichterstattung über die Kreditgeschäfte des aktuellen Amtsinhabers Christian Wulff beschädigen würden. In eine ähnliche Kerbe – wenn auch wohl mit anderen Hintergedanken – schlug der SPD-Chef Sigmar Gabriel, als er ein Ende der Diskussion im Fall Wulff anmahnte, um das Amt des Bundespräsidenten nicht weiter zu beschädigen. Aber wer beschädigt hier eigentlich das Amt, wenn nicht Christian Wulff selbst?

Immer mehr Details werden bekannt, aber sie kommen nicht aus seinem Munde; er räumt nur ein, was ohnehin schon in die Öffentlichkeit gelangt ist. Die ganze Affäre begann Mitte Dezember mit einem Bericht in der Bild-Zeitung, dass Wulff im Jahr 2008 im Zusammenhang mit der sog. Air-Berlin-Affäre im niedersächsischen Landtag gefragt wurde, ob er geschäftliche Beziehungen zu dem Unternehmer Egon Geerkens unterhalte. Dies wurde verneint. Er verschwieg aber, dass er von Frau Geerkens einen Privatkredit erhalten habe. Im Nachhinein gibt er selbst zu, dass dies nicht gradlinig gewesen sei.

Am 15. Dezember 2011 erklärte Christian Wulff, dass er besagten Privatkredit durch ein Geldmarktdarlehen bei der Baden-Württemberg-Bank (BW-Bank) abgelöst habe. Den Zinssatz wollten weder er noch die BW-Bank verraten. Nach unwidersprochenen Medienberichten soll dieser Zinssatz zwischen 0,9-2,1 % und damit um mindestens 50% unter den normalen Marktbedingungen gelegen haben. Die BW-Bank teilte inzwischen mit, dass der Vertrag für dieses Geldmarktdarlehen aber erst am 21.12. 2011 vom Bundespräsidenten unterschrieben wurde. Er hat also ganz bewusst einen falschen Eindruck erweckt!

Hinzu kommt, dass die von der BW-Bank eingeräumten Konditionen offensichtlich sehr großzügig waren. Ein Grund hierfür ist nicht ersichtlich und wurde bisher von keinem Beteiligten angedeutet. Die BW-Bank ist auf Darlehen für baden-württembergische mittelständische Unternehmen spezialisiert. Christian Wulff aber ist ein Privatmann. Unsereins kann ja mal versuchen bei seiner Hausbank vorzusprechen, um solche Konditionen zu erlangen! Ein Schelm übrigens, wer Böses dabei denkt, dass Christian Wulff als Vorstandsmitglied von VW maßgeblich an der Entscheidung beteiligt war, dass VW den Fahrzeugbauer Porsche übernommen hat. Und Porsche war damals sehr froh, waren sie doch in einer massiven Finanzierungsklemme, die auch die Hausbank nicht lösen konnte. Hausbank war und ist übrigens die BW-Bank. Und da schließt sich dann der Kreis, was Wulff aber nicht zugeben würde.

Jetzt wurde auch noch bekannt, dass der amtierende Bundespräsident auf die Mail-Box des Chefredakteurs der Bild-Zeitung sprach und sich über mehrere Minuten über deren geplante Berichterstattung in seiner Kreditaffäre beschwerte. Das Wort “Rubikon” soll gefallen sein – eine Grenze sei hier überschritten worden. Ganz eindeutig aber von dem Bundespräsidenten Christian Wulff selbst, dem jetzt wohl alle moralische Integrität abzusprechen ist.