Das Ende der Kohle

Deutschland vollzieht eine Energiewende weg von fossilen Energieträgern hin zu den erneuerbaren. Denkt man an Kohle, kommt den meisten wahrscheinlich eine Dampfmaschine in den Sinn, vielleicht Dampfloks. Oder Kohlebriketts, wie sie unsere Ur-Großeltern noch zum Heizen benutzten. Die Kohle ist der Energieträger des 19. Jahrhunderts. Es folgten das Erdöl und -gas, dann die Atomkraft. Heute sind wir in der Lage, unseren Strom mit Hilfe von Wasser, Wind und Sonne zu erzeugen.

An sich würde natürlich nichts gegen das altmodische Verbrennen von Kohle zur Energieerzeugung sprechen, wenn dieser Vorgang nicht Unmengen von Kohlendioxid freisetzen würde. Kohlekraftwerke sind für einen Großteil des weltweiten Ausstoßes von klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2) verantwortlich und damit direkt verantwortlich zu machen für den Klimawandel und seine katastrophalen Folgen.

Jedes weitere verbrannte Stück Kohle, jede Stunde, die Kohlekraftwerke weiter betrieben werden, machen unsere Welt ein Stück unbewohnbarer. Die Partei Mensch Umwelt Tierschutz fordert daher seit ihrer Gründung den Ausstieg aus der Kohleverstromung durch einen europaweiten Stilllegungsplan für alte Kraftwerke und ein Moratorium für einen Baustopp neuer Anlagen.

Es geht um den Schutz des Klimas, der Umwelt und unserer Gesundheit. Die Mehrheit der Deutschen ist daher klar für einen Ausstieg aus der Kohleverstromung. 73% der Bevölkerung wünschen sich von der Bundesregierung einen schrittweisen Kohleausstieg, der spätestens 2030 abgeschlossen sein sollte. Dagegen stemmen sich die personell überaltete, aber gut organisierte Braunkohleindustrie (ca. 20.000 Beschäftigte, 40% älter als 50 Jahre), der Steinkohlenbergbau (ca. 12.000 Beschäftigte) und ihre mächtige Lobby, die eine eindeutige politische Entscheidung so lange wie möglich verzögern wollen.

Dabei kommt die deutsche Kohleverstromung uns alle teuer zu stehen. Es entstehen jährlich Kosten von 46 Mrd. Euro durch Treibhausgasemissionen und Luftschadstoffe. Pro erzeugte Kilowattstunde (kWh) Braunkohlestrom zahlt die deutsche Gesellschaft noch 19,2 Cent zusätzlich für Umwelt- und Gesundheitsschäden. Bei der Steinkohle liegen diese Zusatzkosten pro kWh bei 16,1 Cent. Diese Umweltkosten sind bei anderen Formen der Stromerzeugung deutlich geringer, das gilt für Erdgas (8,8 Cent), Photovoltaik (1,8 Cent) und Windenergie (0,4 Cent). Deutschland kann nur durch einen vollständigen Kohleausstieg seine für 2020 gesetzten Klimaschutzziele erreichen. Eine Reduzierung um 100 Mio. Tonnen Kohlendioxid steht noch aus. Da deutsche Kohlekraftwerke 80% der Emissionen im Kraftwerkssektor verursachen, muss hier angesetzt werden, um schnelle Erfolge zu erzielen. Beispielsweise würde die Abschaltung der ältesten 20 Braunkohleblöcke 50 Mio. Tonnen CO2 einsparen, ohne dass die Versorgungssicherheit Deutschlands mit Strom gefährdet wäre. Dies würde auch im Einklang stehen mit dem von der EU beschlossenen Fahrplan. Ab 2021 werden neue EU-Schadstoffgrenzen gelten. Jedes dritte Kohlekraftwerk in Europa muss dann geschlossen werden, falls es nicht mit modernster Filtertechnik nachgerüstet wird.

Neben dem Betrieb von Kohlekraftwerken wird auch der Abbau von Kohle deutlich eingeschränkt werden. Braunkohlegewinnung in Deutschland wird als nur noch bis 2030 für notwendig erachtet. Es erscheint vor diesem Hintergrund als vollkommen widersinnig, neue Gebiete wie den Hambacher Forst für die Braunkohlegewinnung zu erschließen. 75% der Deutschen lehnen dies ab und nach anhaltenden Protesten verordnete die Bundesregierung nun auch einen Rodungsstopp. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Vernunft durchsetzt und der Strukturwandel weg von der Kohle bald vollzogen sein wird. Es ließe sich leicht auf Regierungsebene ein Fonds schaffen, der in den vom Kohleausstieg betroffenen Gebieten Gelder bereitstellt für neue Infrastruktur und Unternehmensgründungen. Schon die Sanierung und Renaturierung der vom Kohleabbau verseuchten und zerstörten Landschaft wird zahlreiche neue Arbeitsplätze schaffen. Weitere Chancen bietet der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien, der die technologische und wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes steigert. Über 380.000 Beschäftigte arbeiten inzwischen in diesem Sektor.

Der Kohleausstieg ist technologisch möglich, wirtschaftlich sinnvoll und ökologisch zwingend notwendig. Je schneller er vollzogen wird, desto besser!

Text: Jörg Etgeton