Das „Tierwohl-Siegel“ – eine Mogelpackung

Ein neugieriges Schwein in der Massentierhaltung

Fotograf: Matthias Ebner

Pressemitteilung / 02.05.2016

Der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Christian Schmidt (CSU) möchte „verstärkt über die Einführung eines Tierwohl-Siegels“ in Deutschland nachdenken. Ein Grund zu Freude? Wohl kaum …

Die Initiative Tierwohl gibt es bereits seit 2015. Finanziert wird sie vom teilnehmenden Lebensmitteleinzelhandel. Die Unternehmen führen pro verkauftem Kilogramm Schweine- und Geflügelfleisch und -wurst 4 Cent an die Initiative ab. Mit diesem Geld werden Tierhalter für die Umsetzung von Tierwohlmaßnahmen honoriert.

Wie sehen die Tierwohlmaßnahmen aus?

Es gibt für die Haltung, entsprechend der Tierart, verschiedene Kriterien, die erfüllt werden müssen und dürfen.

Nehmen wir z.B. die Schweinehaltung:

Der Tierhalter muss sich verpflichten
a) 10% mehr Platz und
b) ständigen Zugang zu Raufutter
anzubieten. Dafür erhält er bei a) 2,80 Euro und für b) 2,00 Euro pro Schlachtschwein. Das reicht dann schon für die Teilnahme. Die anderen Kriterien sind alle freiwillig, sollte er sich zu weiteren entschließen, erhält er hier, je nachdem, zwischen 0,20 und 8,00 Euro pro Schlachttier mehr. Liest man sich diese weiteren Kriterien durch, wird einem erst bewusst, was den Schweinen in der üblichen Haltung vorenthalten wird: Trinken aus offener Fläche, Scheuermöglichkeiten, Komfortliegen, Auslauf, Luftkühlungsvorrichtungen, etc., all diese essentiellen Bedürfnisse werden bei Tieren in der Massentierhaltung nicht befriedigt. Und den Tieren aus der „Tierwohl-Initiative“ wahrscheinlich auch nicht, denn die sind ja nur freiwillig. Sollte ein Tierhalter seinen Tieren alle Kriterien zu Gute kommen lassen wollen, bekommt er diese nicht vergütet – mehr als 9,00 Euro pro Tier wird nämlich nicht bezahlt.

„Von Tierwohl kann hier also nicht wirklich die Rede sein“, meint Sonia Hoesl, Bundesvorstandsmitglied der Partei Mensch Umwelt Tierschutz (Tierschutzpartei), „vielmehr möchte man dem stagnierenden Fleischabsatz und dem schlechten Gewissen vieler Fleischesser entgegen wirken und wieder mehr Umsatz verzeichnen können. Bitte lassen Sie sich nicht hinter das Licht führen, es geht hier, wie leider immer, nur um Profit für die Fleischindustrie und nicht um das Wohl der Tiere. Diesen soll, allerdings nicht verpflichtend, etwas gewährt werden, was eigentlich selbstverständlich sein sollte. Das Produkt Fleisch ist immer mit Tierleid verbunden! Aber, naja, im Ministerium wird ja erst einmal darüber nachgedacht, ob man den Tieren überhaupt etwas zugestehen sollte…“

Die Partei Mensch Umwelt Tierschutz ruft dazu auf, sich von dem „Tierwohl-Siegel“ nicht täuschen zu lassen. Es handelt sich hier lediglich um eine Maßnahme, den Fleischabsatz wieder anzukurbeln.