Der Generationenvertrag zerbricht

2025 ist der kritische Punkt erreicht. Dann beginnt die Generation der Babyboomer, in Rente zu gehen. Schon seit Jahrzehnten ist klar, dass die immer größer werdende Zahl von Beitragsempfängern nicht von einer immer kleiner werdenden Zahl von Beitragszahlern versorgt werden kann. Das ist banale Mathematik.

Der demografische Wandel ist eine enorme soziale Herausforderung für Deutschland. Die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter (20-66 Jahre) nimmt bis 2035 um rund 10% auf ca. 46 Mio. Personen ab. Gleichzeitig werden über 21 Mio. Rentner in Deutschland leben. Mehr als fünf Millionen von ihnen sind von Altersarmut bedroht.

Schon 2017 betrug das Verhältnis von Beitragszahlern zu Altersrentnern 1 : 2,1. Nach 2025 ist damit zu rechnen, dass ein Rentner von weniger als zwei sozialversicherungspflichtigen Erwerbstätigen unterhalten werden muss. Der 1957 beschlossene Generationenvertrag, an den wir uns immer noch klammern, fällt spätestens dann wie ein Kartenhaus in sich zusammen.

Was tun? Die Bundesregierung wird sicherlich vorschlagen, das Renteneintrittsalter zu „flexibilisieren“. Dann arbeiten wir noch länger, bis wir 70 oder noch älter sind. Auch die Beiträge zur Rentenversicherung werden unweigerlich steigen, schon für 2024 ist ein Satz von 19,5% in der Diskussion. Er steigt dann wahrscheinlich in den 30er Jahren weiter auf 24%. Gleichzeitig wird das Versorgungsniveau der Rentner „dynamisiert“, das heißt, es sinkt von derzeit 48% des durchschnittlichen Beschäftigtenentgelts auf 44%.

Der Bund muss zukünftig rund ein Drittel mehr Gelder zur Finanzierung der Rente zuschießen. Wie diese eingenommen werden können, ist unklar. In Erwägung gezogen wird eine Anhebung der Mehrwertsteuer auf 23,5%. Es wird schnell klar, dass alle Nachbesserungen keine tragfähige oder endgültige Lösung des Problems bringen. Dazu bedarf es neuer Konzepte und Ideen, die praxistauglich sind.

Bis zum März 2020 will die Rentenkommission Vorschläge zur Reform der Altersrente in Deutschland vorlegen. Man darf gespannt sein, wie die Quadratur des Kreises aussehen soll. Wenn keine grundlegende Kehrtwende erfolgt, ist der soziale Kollaps vorprogrammiert.

MEP Martin Buschmann