Die EU-Tierschutzstrategie 2012-2015

Am 19. Januar 2012 teilte die EU-Kommission mit, was unter “Strategie der Europäischen Union für den Schutz und das Wohlergehen von Tieren 2012-2014” zu verstehen ist. Für Tierschützer ist die EU ja so etwas wie Fluch und Hoffnung in einem – Fluch, weil die bürokratischen Mühlen der Brüsseler Beamtenmaschinerie entsetzlich langsam mahlen angesichts der drängenden und vielfach sehr konkreten Probleme, die es gerade im Bereich Tierschutz gibt. Und Hoffnung, weil die EU in der Vergangenheit schon mal Ansätze in Gesetzen formulierte, die die Situation von Tieren verbessern könnten, wie z.B. beim sog. Legebatterie-Verbot für Hühner, das zum 01.01.2012 in Kraft trat. Welches nicht die Käfighaltung von Hühnern verbietet, sondern lediglich deren „Haltung“ in den Käfigen marginal verbessert und an das sich auch bei weitem nicht alle EU-Länder halten.

Letzteres ist aber auch ein gutes Beispiel dafür, wie sich diverse Mitgliedsländer zuweilen wie selbstverständlich über EU-Gesetze hinwegsetzen. Bis die betreffenden Länder dann mit Maßnahmen seitens der EU rechnen müssen, leiden weitere Abermillionen von Tieren unter dieser tierquälerischen Haltungsform. Auch die EU-Kommission hat dies als Problem erkannt: “Die EU-Vorschriften zum Tierschutz, die im Laufe der vergangenen drei Jahrzehnte als Reaktion auf unvorhergesehene Umstände und Ereignisse sowie auf politische Forderungen erarbeitet wurden, sind zwar häufig detailliert und sektorspezifisch, insgesamt jedoch nicht flächendeckend genug. Die uneinheitliche Anwendung dieser Vorschriften in den Mitgliedstaaten führt dazu, dass in diesem wichtigen Wirtschaftszweig ungleiche Wettbewerbsbedingungen herrschen.“, so ein Auszug aus der Pressemitteilung vom 19.01.2012 zur EU-Tierschutzstrategie 2012-2015.

„Wirtschaftszweig“ – das ist das entscheidende Wort! In dieser ganzen Strategie ist immer nur die Rede von den wirtschaftlichen Bedingungen, nie aber von dem Schutz der Tiere um ihrer selbst willen, als wäre das Tier ein Stück Ware oder ein seelenloser Automat! Und so werden sie auch behandelt: 2 Milliarden Vögel (Hühner, Gänse…) werden derzeit EU-weit in landwirtschaftlichen Massenbetrieben „gehalten“; sie teilen ihr grausiges Schicksal mit ca. 300 Millionen Säugetieren (Kühe, Schweine…). Laut Schätzungen soll der Wert der „Viehzucht“ 150 Milliarden (!) Euro betragen – und dies bei 70 Millionen (!) Euro, die jährlich von der EU für den sogenannten Tierschutz ausgegeben werden.

Für die Partei Mensch Umwelt Tierschutz ist es nichts weniger als empörend, dass die Europäische Union offenbar ein verlängerter Arm der Agrarindustrie-Konzerne ist. Und dies angesichts der Tatsache, dass – laut Angaben der EU-Kommission – 64 Prozent der Bürger der Mitgliedsländer den Tierschutz für ein herausragendes Thema halten, dem Rechnung zu tragen ist. Die EU- Tierschutzstrategie ist also ein Schlag ins Gesicht der Mehrheit der Bürger! Wir fordern daher nachdrücklich Tierschutzstandards, die sich nicht an den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, sondern am Tier als Individuum orientieren!