Die Schlagzeilen heute: Mikroplastik im Menschen festgestellt.

Jede Minute werden weltweit eine Million Plastikflaschen gekauft sowie zwei Millionen Plastiktüten. Nur ein geringer Anteil wird wiederverwertet.

Bis 2015 hat die Menschheit 6300 Mio. Tonnen Plastik produziert, von denen 9% recycelt wurden, 12% hat man verbrannt und die übrigen 79% landeten auf der Deponie. So gelangen jährlich 8 Mio. Tonnen Plastik in die Ozeane. Aber Plastik zersetzt sich auch nach hunderten von Jahren nicht, es ist nicht biologisch abbaubar. Sonnenlicht und Wellen zerbrechen den Müll bis nur noch kleinste Partikel in Reiskorngröße übrigbleiben.

Plastik ist in den Meeren überall präsent, vom Oberflächenwasser bis in die tiefsten Tiefseegräben. Es ist hauptverantwortlich für die Vernichtung von Habitaten und den Tod ihrer Bewohner. Schildkröten, Delfine und Vögel verhängen sich im Plastik und verenden qualvoll. Größere Plastikstücke werden oft verschluckt und landen in den Mägen von Tieren, die daran zugrundegehen. 1 Mio. Seevögel und 100.000 Meeressäuger sterben jedes Jahr durch den Konsum von Plastikmüll.

Aber auch Mikroplastik wurde bisher in den Körpern von 114 verschiedenen Arten von Meerestieren nachgewiesen. Es schädigt die Fortplanzungsorgane und die Leber. Bei Fischen wurden noch kleinere Plastikteile (Nanoplastik) im Gehirn festgestellt. Diese bewirkten, dass die Tiere apathisch wurden. Sie fraßen langsamer und zeigten weniger Interesse an ihrer Umgebung.

Jetzt ist das Plastik beim Menschen angekommen. Eine neue Studie untersuchte erstmals menschlichen Stuhl und wurde auch hier fündig. Neun von zehn Arten von Plastik waren vorhanden. Je 10 Gramm untersuchtes Material wurden durchschnittlich 20 Stücke Mikroplastik mit einer Größe von 50 bis 500 Mikrometer festgestellt. Offensichtlich gelangen Plastikpartikel und -fasern in den Körper von Menschen.
Bisher unklar ist noch, auf welchem Weg genau Menschen das Mikroplastik aufnehmen und mit welchen Auswirkungen auf den Organismus zu rechnen ist.

Die Plastikfasern stammen meist von Kleidung oder Einrichtungsgegenständen. Sie können mit der Atemluft aufgenommen werden oder während des Essens. Aber auch unser Trinkwasser ist schon kontaminiert: 83% des Leitungswassers weltweit enthält Mikroplastik. Trinkwasser in Plastikflaschen enthält im Schnitt 10,4 Plastikpartikel pro Liter. Auch eine Untersuchung von deutschen Biermarken stellte 2014 fest, dass in allen Proben Mikroplastik enthalten war. In Milch und Honig ist Mikroplastik. Und wer gerne Krustentiere isst, läuft die Gefahr, übers Jahr bis zu 11.000 Stückchen Mikroplastik zu schlucken. Aber auch Kosmetika wird Mikroplastik hinzugefügt, meist um in Zahnpasta und Peelings einen Abriebeffekt zu erzielen.

Mögliche Folge der Aufnahme von Mikroplastik sind Entzündungen, da das Immunsystem die Fremdkörper zu beseitigen versucht. Die Chemikalien in den Kunststoffen können Allergien auslösen. Besonders kritisch ist die Eigenschaft des Mikroplastiks, Wasser abzustoßen und unlösliche Toxine an sich zu binden (Quecksilber, Pestizide, Dioxine). Dies könnte den Ausbruch von Krebs begünstigen oder Probleme im Wachstum sowie Unfruchtbarkeit bewirken.

Wie tief das Plastik in den menschlichen Körper eindringt, soll nun in Folgestudien herausgefunden werden.

Die Konsequenz aber steht schon fest. Angesichts der Verseuchung des Planten, der Tierwelt und auch des Menschen mit Plastik ist es notwendig, dass die Produktion drastisch reduziert wird. 1950 waren es noch 1,5 Mio. Tonnen im Jahr, inzwischen sind es 300 Mio. Tonnen.

Zum einen sind die Unternehmen, die Plastik herstellen und einsetzen an den Folgekosten und dem verursachten Umweltschaden zu beteiligen. Sie müssen verantwortlich gemacht werden und zur Plastikbeseitigung sowie zum Recycling finanziell beitragen. Auf der anderen Seite muss beim Konsumenten ein Bewusstsein geschaffen werden für die negativen Folgen und Gefahren der Nutzung von Plastikprodukten, damit sich unser Verhalten ändert und wir Plastik deutlich weniger nachfragen. Wenn aber erst einmal der Preis für Plastik realistisch kalkuliert wird, werden wir automatisch auf andere Materialen umsteigen.

Es gibt zahlreiche umweltschonende Alternativen zu Plastik. Plastiktüten können leicht durch Tüten aus Stoff oder Papier ersetzt werden. Für Becher und andere Behälter bietet sich Glas an. Statt Polyethylen für Verpackungen kann kompostierbares Zuckerrohr-Ethanol verwendet werden. Die Hauptsache aber ist, dass wir lernen, in Kreisläufen zu denken. Einweg-Produkte müssen Geschichte werden. Alle Materialien, die wir verwenden, sollten wiederverwertbar sein. Nur so läßt sich echter, nachhaltiger Umweltschutz realisieren.

Text: Jörg Etgeton