Elisabeth Käsemann – Gerechtigkeit nach 34 Jahren

Am Donnerstag, den 14. Juli 2011 wurden in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires 7 ehemalige Mitglieder und Ausführende der Militärdiktatur zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Der Hauptangeklagte, Pedro Duran Saenz als Kommandant des als “Hölle” genannten geheimen Folterlagers El Vesubio, entging seiner Verurteilung, weil er am 06. Juni dieses Jahres 76-jährig verstarb. Der 84-jährige General Hector Gamen und der 81-jährige Oberst Hugo Pascarelli erhielten lebenslänglich, 5 willige Helfer müssen für 18 bis 22,5 Jahre in Haft.

Verurteilt wurden sie für Verbrechen an der Menschlichkeit in konkret 156 Fällen: Folter, Vergewaltigung und Mord. Insgesamt starben 30 000 Menschen in der Zeit der Militärdiktatur in Argentinien von 1976 bis 1983.

Elisabeth Käsemann, Tochter des Theologen Ernst Käsemann, wurde am 24. Mai 1977 ermordet und war eine von etwas mehr als 100 Deutschen und Deutschstämmigen, die Opfer der argentinischen Militärdiktatur wurden. Ihr Fall war einer der 156 Fälle, die nun zur Verurteilung der Beteiligten führten, jedenfalls der argentinischen Beteiligten. Ihr Vater reichte 1980 Klage gegen den damaligen Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) wegen unterlassener Hilfeleistung ein. Die Klage wurde abgewiesen.

Das Verhalten des Herrn Genscher und des ihm unterstellten Auswärtigen Amtes steht aber auch heute noch in der Kritik und ist keineswegs aufgearbeitet. Als “linke Terroristin” von ihren argentinischen Folterern ermordet, wurde der Entwicklungshelferin Elisabeth Käsemann, wie den anderen verhafteten/gefolterten/ermordeten Deutschen, vom Auswärtigen Amt seinerzeit jede Hilfe verweigert. Die englischen, österreichischen und fast alle anderen Botschaften setzten sich massiv für ihre Staatsbürger ein und konnten sie so vor dem Foltertod retten. Dafür war die damalige BRD der Hauptlieferant von Waffen und Militärausrüstung für das Regime in Buenos Aires. Und das Auswärtige Amt weigert sich nach wie vor, seine damalige Rolle aufzuarbeiten und seine Verantwortung anzuerkennen.

Auch heute kämpft Deutschland mit anderen Ländern gegen den “Terrorismus” und gegen “Terroristen”. Als deutscher Staatsbürger im Ausland sollte man nicht den deutschen Behörden trauen, jedenfalls solange wirtschaftliche Interessen mit im Spiel sind. Offenbar gelten den jeweils in Deutschland Regierenden die allgemeinen Menschenrechte nur so lange, wie es ihnen opportun erscheint.