EU erhöht Gift-Grenzwerte in Kinderspielzeug

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass in der EU die Lobbyisten jeglicher Couleur das Sagen haben, dann wird er neuerdings im Zusammenhang mit einer „Richtlinie für mehr Gift im Kinderspielzeug“ geliefert. Ab Juli 2013 sollen höhere Grenzwerte gelten, und zwar (jeweils im Vergleich zu den bisher geltenden deutschen Grenzwerten): für Blei 1,9-mal so viel, bei Arsen 3,6-mal, bei Quecksilber 1,5-mal, beim Halbmetall Antimon 22-mal so viel.

Die schwarz-gelbe Regierung verschleppte skandalöserweise die von ihr geforderten Verschärfungen sowie eine entsprechende Klage gegen die EU-Vorgaben. Unter diesen Umständen ist ein Urteil erst 2014 zu erwarten – mit der Folge, dass die Kinder ab Juli 2013 ungehindert größeren Giftmengen in ihrem Spielzeug ausgesetzt werden.

Die Koalition ist also mit in der Verantwortung und muss sich auch vorwerfen lassen, dass sie erst auf eine Bundestagsanfrage der Grünen mit wichtigen Informationen in die Öffentlichkeit ging: „Bei einigen Elementen führt die Anhebung der Grenzwerte nach heutigem Kenntnisstand zu einer kritischen Erhöhung des gesundheitlichen Risikos für Kinder.“ Speziell bezüglich Blei und Arsen wird darauf hingewiesen, dass sogar eine geringere Belastung als die bisherige notwendig wäre, da bereits durch die Nahrungsaufnahme „toxische Wirkungen auf das Kind nicht mehr ausgeschlossen werden können“. Als „besonders kritisch“ werden Folgen wie Krebs und schlechtere Intelligenzleistungen herausgestellt.

Angesichts dieser Ungeheuerlichkeiten muss leider festgestellt werden, dass die Moral in Brüssel auf einen Tiefstand gesunken ist, wenn selbst die Gesundheit von Kindern den Profitinteressen der Industrie geopfert wird! Und die Bundesregierung muss sich den Vorwurf gefallen lassen, einmal wieder in einem wichtigen Punkt versagt zu haben.

Als letzter Ausweg bleibt noch die Forderung an die Spielzeugindustrie, eine Selbstverpflichtung einzugehen und sich die betreffende Richtlinie nicht zunutze zu machen. Ob hier eine realistische Chance besteht, das Schlimmste zu verhüten, bleibt abzuwarten.