EU will weiterhin Fleisch und lebende Tiere von Wildtiermärkten importieren!

In dieser Woche wurde über das europäische Corona-Maßnahmepaket abgestimmt. Nachdem Regionen wie Norditalien, Spanien schon seit vielen Wochen im katastrophalen Ausnahmezustand sind, meldet sich nun endlich auch die EU und möchte beweisen, dass sie doch nicht hilf- und ratlos ist. Aber an den Ursachen der Pandemie – dem falschen Umgang mit Tieren – will sie nichts ändern!

Ein Änderungsantrag der linken/nordisch-grünen Fraktion GUE/NGL, in der auch die Tierrechtlerin Anja Hazekamp der niederländischen Tierschutzpartei Mitglied ist, wollte den Handel von Wildtieren – sei es als Fleisch oder als exotische Tiere – endlich stoppen. Aber nur etwa ein Viertel der EU-Parlamentarier stimmte dieser so grundlegend wichtigen Maßnahme zu! Für alle im ehrlichen Tierschutz tätigen Menschen ist das ein unfassbarer Skandal – die EU hat wieder mal zugunsten der Wirtschaft den Tierschutz bekämpft und führt damit sogar das eigentliche Ziel der Verhinderung von zoonotischen Pandemien ad absurdum!

Ein Antrag der Fraktion Greens/EFA wollte in das Maßnahmepaket den notwendigen Agrarwandel verankern und nachhaltige europäische Nahrungsmittelsouveränität erreichen. Ebenfalls abgelehnt! Derzeit werden die Agrarsubventionen für die kommenden Jahre neu ausgehandelt – diese Ablehnung lässt leider erahnen, wie aussichtslos eine Reduzierung oder Abschaffung der Massentierhaltung ist. Multiresistente Keime lassen das Risiko von Erkrankungen bei Mensch und Tier drastisch ansteigen – Jahr um Jahr! Der EU-Agrarausschuss ist bekanntlich eher aufseiten der Agrarlobby und echter Tierschutz findet leider so gut wie keine Berücksichtigung dort. Das Thema ist dennoch im Maßnahmepaket floskelhaft abgehandelt. Von den 73 Maßahmepunkten behandelt genau einer den Tierschutz – es wird der „Grundsatz Eine Gesundheit“ beschworen und auf die Rolle der Lebensmittelketten hingewiesen. Alles nur Symptombekämpfung und bei der nächsten Katastrophe ist man dann wieder völlig überfordert!

Und als wäre das nicht schon beschämend genug, sollen die Kosten der Corona-Krise u.a. durch die Reduzierung des Budgets für Tierschutz und Tiergesundheit finanziert werden! Werte EU-Parlamentarier – so wird das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit der europäischen Institutionen nicht gestärkt. Bei der Auswertung der aktuellen Krise wird auch diese falsche Prioritätensetzung zur Sprache kommen und spätestens bei der nächsten größeren Tierseuche oder zoonotischen Pandemie wird sich das gerächt haben.

Wir brauchen eine Politik für Menschen, Umwelt und Tiere, bei der diese drei Bereiche als stets untrennbar vereint verstanden und nicht gegeneinander ausgespielt werden!

Antrag zum Verbot des Wildtiermärkte-Handels (Änderungsantrag 79): https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/RC-9-2020-0143-AM-075-080_DE.pdf

Abschließender Text des Corona-Maßnahmepakets: https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/TA-9-2020-0054_DE.pdf