Fessenheim am Ende – Atomenergie läuft weiter

Als der französische Präsident Macron am Dienstag die neue langfristige Energiestrategie seines Landes vorstellte, konnten viele Umweltaktivisten diesseits und jenseits der Grenze aufatmen: Die lange geforderte Schließung der beiden Reaktoren des AKW Fessenheim im Elsaß wurde offiziell bestätigt.

Im Sommer 2020 schon gehen sie vom Netz, während bisher ein Termin 2022 angedacht worden war. Macron hatte die Schließung im Wahlkampf versprochen und offensichtlich hatte die französische Regierung endlich ein Einsehen. Das AKW am Oberrhein ist das älteste Frankreichs (seit 1978 in Betrieb) und gilt seit Jahrzehnten als Sicherheitsrisiko. Allein zwischen 1989 und 2008 wurden mehr als 200 meldepflichtige Zwischenfälle gezählt. Besonders ernst war die Überflutungspanne im Jahr 2014, die zu einer Notabschaltung führte. Am sichersten für Mensch und Umwelt wäre eine sofortige Schließung.

Wirklich Grund zur Freude aber bereitet Macrons Zehnjahresplan zur Energiewende in Frankreich nicht. Derzeit betreibt Frankreich 58 Atomkraftwerke (40% aller AKWs in der EU), die 75% des französischen Stroms produzieren. Ursprünglich war es das Ziel gewesen, diesen Anteil bis 2025 auf 50% zu reduzieren. Dieser Teilausstieg aus der Atomkraft wird nun durch eine Verlegung des Termins auf 2035 deutlich in die Länge gezogen. Nur 14 Atomkraftwerke sollen in dieser Zeit geschlossen werden, Fessenheim macht den Anfang. Anschließend wird es aber bis zum Ende von Macrons Amtszeit 2022 keine weiteren Schließungen geben. Der Plan sieht vor, dass erst 2027 dann die nächsten beiden Atomkraftwerke vom Netz gehen. Wie sich Frankreich bis zu diesem Zeitpunkt politisch verändern wird, welche Parteien und Politiker das Sagen haben werden und welchen weiteren Einfluß die Atom-Lobby auszuüben vermag, kann niemand vorhersehen.

Es scheint, als habe sich die französische Atomindustrie mit der Schließung Fessenheims erst einmal Zeit erkauft. Von einer echten Energiewende weg von der Atomenergie und hin zu den erneuerbaren Energien kann aber bisher in Frankreich keine Rede sein. Die Produktion von Atomstrom läuft weiter auf Hochtouren.

So darf es ja nicht weitergehen“, kommentiert Martin Buschmann, Spitzenkandidat der Partei Mensch Umwelt Tierschutz (Tierschutzpartei). „Innerhalb der EU müssen wir einheitliche Regelungen treffen, um uns endgültig vom Atomstrom mit all den ungelösten Problemen (Endlagerung, etc.) zu verabschieden. Bei einem Störfall macht radioaktive Strahlung an keiner Grenze Halt. Lernen wir also aus den Vorkommnissen aus Fukushima, Tschernobyl und ihren fürchterlichen Folgen.“