Bildquelle: AnimalEquality

Film-Vortragsreihe in Berlin zur Einführung in den Tierrechtsgedanken

Vom 04. bis 19. Oktober fand an der Technischen Universität Berlin eine Film-Vortragsreihe zur Einführung in den Tierrechtsgedanken statt, organisiert von der Tierrechtsgruppe Berliner Tierbefreiungsaktion (BERTA). Dabei sollten Vertreter von Ärzte gegen Tierversuche e.V., Chimaira AK (Arbeitskreis für Human-Animal Studies), ARIWA (Animal Rights Watch) sowie die Tierrechtsaktivistin und Philosophin Friederike Schmitz zu Wort kommen. Schwerpunkte lagen jeweils auf den Themen Tierversuche, Ethik und Politik, Defizite der Biohaltung, dem Zusammenhang zwischen Tiernutzung und Klimabeeinträchtigung sowie der Widerstandsfähigkeit von Tieren in Tiersprachexperimenten.

Die Film-Vortragsreihe hat, bedingt durch die unterschiedliche Beleuchtung der Themen sowohl aus ethischer als auch wissenschaftlicher Sicht, nicht nur für Menschen, die sich zum ersten Mal mit dem Thema Tierrechte beschäftigen, bemerkenswerte und interessante Fakten und Denkanstöße geboten.

Der Vortrag von Friederike Schmitz zum Thema „Tiere essen? Ethik und Politik“ etwa beinhaltete zunächst eine zwar allgemeine, jedoch sehr einleuchtende, faktisch gut gesättigte Gegenüberstellung des natürlichen und durch den Menschen beeinträchtigten Lebensstils von Kühen, Schweinen und Hühnern. Fakten, die einen aufhorchen lassen und als Argumente gegen die gegenwärtigen Haltungsbedingungen von Tieren sowohl in konventioneller Haltung als auch in der Biohaltung gelten können, waren unter anderem, dass nichtdomestizierte Kühe bis zu 11 km pro Tag zurücklegen können, was allen domestizierten Kühen, die zu wirtschaftlichen Zwecken in konventionellen als auch in Biobetrieben benutzt werden, versagt bleibt. Schweine, die sehr reinliche Tiere sind, nehmen natürlicherweise mindestens 5 Meter Abstand von ihren Ausscheidungen, während domestizierte Schweine in wirtschaftlichen Betrieben gewöhnlich ihren Ausscheidungen gar nicht ausweichen können. Wichtig war es auch, den Fakt noch einmal ins Gedächtnis zu rufen, dass Hühner als zur Klasse der Vögel gehörend während der Brutzeit natürlicherweise nur 5 bis 20 Eier legen, wohingegen sie in wirtschaftlichen Betrieben bis zu 300 Eier jährlich legen müssen. Dies sind nur ein paar wenige Fakten, die allein schon deutlich machen, dass Tiere nach den gegenwärtigen Tierschutzverordnungen zu bloßen Waren und Produktionsmitteln herabgestuft sind und ihr natürliches und ihnen zustehendes, ursprüngliches Tiersein gar nicht mehr ausleben können.

Auch die weiteren Vorträge schlossen sich, obgleich sie thematisch eine andere Akzentuierung beinhalteten, dieser These an. Katharina Dornenzweig von Chimaira AK übte Kritik an der bereits empirisch in Zweifel gezogenen These, dass nur Menschen intentional handeln könnten, weil sie über ein Bewusstsein von sich selbst verfügten, während andere nichtmenschliche Tiere instinktiv handeln, da sie über ein Bewusstsein verfügten, das ihnen „nur“ die Erfahrung von Freude und Leid ermöglicht.

Wenn man sich beispielsweise klarmacht, dass Schimpansen, denen in heute ethisch zu recht umstrittenen Tiersprachexperimenten eine Zeichensprache angelernt wurde, jene Experimente nachweislich manipulieren konnten, also ihre eigenen Intentionen einbringen konnten, so lässt dies die Schlussfolgerung zu, dass andere nichtmenschliche Tiere wie Kühe, Schweine und Hühner möglicherweise ebenso zu intentionalem, Selbstbewusstseins-geleitetem Handeln fähig sind. Dies hätte aber zur Folge, dass die genannten nichtmenschlichen Tiere einem massiven Leid in der sogenannten Nutztierhaltung ausgesetzt wären, das nicht nur quantitatives, sondern vor allem qualitatives Gewicht hätte. Wenn der Kuhmutter das Kalb zu Zwecken der Milchproduktion entrissen wird, wäre das Leid umso größer, weil die Kuhmutter nicht nur instinktiv mitbekommen würde, dass es Leid verursacht, wenn das Kalb entrissen wird. Sie würde auch bemerken, dass sie es ist, der Leid zugefügt wird und deren Interessen massiv verletzt werden, welches sich den qualitativen Gefühlsempfindungen von Menschen ähneln würde.

Die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die in der Film-Vortragsreihe vermittelt wurden, sind ein deutliches Ausrufezeichen und fordern uns Menschen mit besonderer Dringlichkeit dazu auf, unser Verhältnis und den entsprechenden Umgang mit allen anderen nichtmenschlichen Tieren grundsätzlich zu überdenken und Tierleid ernst zu nehmen. Unsere Berücksichtigung der besonderen Leidensfähigkeit von Tieren kann erst dann die Gestalt des Wissens annehmen, wenn jenes auch entsprechend praktiziert wird.