Die strukturelle Versorgung mit Schwangerschaftsabbrüchen nimmt in Deutschland enorm ab. Immer mehr niedergelassene Gynäkolog*innen gehen in den Ruhestand, Kliniken werden von konfessionellen Trägern übernommen und selbsternannte “Lebensschützer*innen” bedienen sich menschenrechtsverletzender Aktionen, um für eine rückständige, patriarchale Gesellschaftsstruktur einzustehen. Der derzeitige Rechtsruck, den wir in diesen Tagen alle erleben müssen, tut sein Übriges. So sind es vor allem rechts-konservative Cis-Männer, die sich von Gleichberechtigung, Feminismus und Vielfalt bedroht fühlen.
Ärzt*innen und Politiker*innen warnen, dass wir direkt auf eine katastrophale Versorgungsmangellage zusteuern bzw. uns bereits in einer solchen befinden. Auch vor Greifswald hat diese Entwicklung nicht halt gemacht. So müssen ungewollt schwangere Personen zumeist in die nächste größere Stadt fahren, um einen Abbruch durchführen lassen zu können. Eine unzumutbare und vor allem vermeidbare Prozedur, würde die Universitätsmedizin ihrer besonderen Rolle als größter medizinischer Grundversorger der Region nachkommen.
Auch das internationale Geschehen in bspw. den USA, Polen und Malta ist ein klares Warnsignal, wie schnell es passieren kann, dass das Recht auf körperliche Selbstbestimmung mit Füßen getreten wird und welche verheerenden Folgen das hat.
Die Greifswalder Bürgerschaft sieht sich am Montag, den 10.07. der Entscheidung gegenüber, ein Zeichen für die Rechte von ungewollt Schwangeren setzen zu können, sich für die Entkriminalisierung von Abbrüchen durch Abschaffung des §218 auszusprechen und einen Appell an die Universitätsmedizin zu richten, dieser medizinischen Mangelversorgung in Greifswald entgegenzuwirken.
Die Beschlussvorlage wurde von der Fraktion DIE LINKE und PARTEI MENSCH UMWELT TIERSCHUTZ eingebracht und wird von Grünen, FDP und SPD unterstützt.
Um den Forderungen und unserer Solidarität mit allen Betroffenen Ausdruck zu verleihen, möchten wir eine Demonstration vor dem Rathaus abhalten. Bitte kommt zahlreich hinzu und steht mit uns gemeinsam für das Recht auf körperliche Selbstbestimmung und gegen diese gesellschaftliche Negativentwicklung ein.
Am 10.07.23, ab 17:00 Uhr findet daher auf dem Greifswalder Marktplatz eine Kundgebung statt.
Es wird Redebeiträge geben von der AG für Medizin und Menschenrechte, Neonlila, Bürgerschaftsmitgliedern, Studierenden und weiteren Einzelpersonen.
Außerdem findet parallel im Rathaus eine von der AfD initiierte “aktuelle Stunde” statt, in der sie erneut gegen die Aufnahme Geflüchteter hetzen wollen. Auch hierzu möchten wir mit euch gemeinsam ein Statement setzen, denn es ist der selbe Kampf!
Dieses Geschehen im Rathaus möchten wir nicht unwidersprochen lassen und mit euch gemeinsam im Rahmen unserer Kundgebung ein Statement gegen diese Politik des Hasses setzen. One struggle – one fight!