Generation V – oder: Lisa bei der Küchenschlacht

Hallo Lisa, ich freue mich, heute mit dir über deine Teilnahme an der Küchenschlacht zu sprechen. Du hast dich super geschlagen und hättest es locker mit deinen veganen Gerichten ins Finale und vielleicht auch in die Championsweek geschafft und damit die Chance auf einen Gewinn von 25.000,00 € gehabt. Aber der Reihe nach.

Ich schaue sehr gerne die Küchenschlacht im ZDF. Man kann sich da gute handwerkliche Tipps abschauen. Allerdings hat mich immer die fleischlastige Ausrichtung gestört. Erfreut habe ich festgestellt, dass auch in der Küchenschlacht die vegetarische und vegane Küche stetig auf dem Vormarsch ist. Dazu hast auch du in beeindruckender Weise beigetragen.

Von Montag bis Freitag treten 6 Hobbyköchinnen und Hobbyköche gegeneinander an. Sie kochen täglich eine Woche lang um den Einzug in die Championsweek. Jeden Tag scheidet eine:r aus. Der oder die Gewinner:in der Championsweek zieht ins Jahresfinale ein und hat die Chance 25.000,00 € zu gewinnen.

Jeder der Wochentage hat dabei ein Motto: am Montag wird ein Leibgericht gekocht, am Dienstag gibt es eine Vorspeise, am Mittwoch dann ein Hauptgericht und Donnerstag ist seit einiger Zeit der vegetarische Tag. Am Freitag schließlich ist die Challenge ein Gericht aus der Feder des Promikochs, der die Sendung moderiert.

Lisa, bitte stell dich kurz vor.

„Hallo, Ich heiße Lisa Vogel, bin 21 Jahre alt. Gebürtig komme ich aus Tiefenbronn bei Pforzheim in Baden-Württemberg. Meine berufliche Zukunft sollte auf jeden Fall im Bereich Gesundheit und Ernährung liegen.
Deshalb habe ich mich für einen sportwissenschaftlichen Studiengang entschieden und studiere zurzeit Ernährungscoaching in Therapie und Sport an der Deutschen Berufsakademie für Gesundheit und Sport (DBA) in Baunatal.
Mit Ernährung beschäftige ich mich schon lange und bin dadurch auch zum Kochen gekommen und schließlich auch zu meiner Teilnahme an der Küchenschlacht.“

Du hast dich von Montag (18. Oktober) bis Donnerstag (21.Oktober) souverän durchgekocht und bist jedes Mal weitergekommen.
Am besagten Donnerstag, hast du mich echt beeindruckt. Mit deinem Gericht am Motto Tag ‚Kürbis‘ warst du Tagessiegerin. In 35 Minuten hast du ein unglaublich leckeres Essen hingezaubert: Kürbishummus, Hanftabule, Selleriegemüse, Salbeijoghurt, marinierten Fenchel und Falafel aus Linsen.

Ich muss sagen, wie du das, trotz eines widerspenstigen Mixers hinbekommen hast, war sensationell! Respekt – ich hätte das nicht geschafft!
Der bekannte Sternekoch, Robin Pietsch aus Wernigerode als damaliger Juror, lobte dein veganes Gericht als spannend mit den vielen darin enthaltenen Aromen. „Sehr lecker, Motto gut umgesetzt und gut abgeschmeckt“, war sein Urteil. Damit hast du den Tagessieg erkocht und bist ins Finale am Freitag eingezogen – theoretisch.

Gut möglich, dass du als Siegerin von Freitag in die Championsweek eingezogen wärst und damit die Chance gehabt hättest, beim Jahresfinale dabei zu sein und 25.000 € zu gewinnen.

Und nun kam die große Überraschung, mit der du mich und sicher auch alle anderen Zuschauer:innen sehr beeindruckt hast:
Weil als Motto am Freitag ein Rezept mit Fleisch aus der Feder von Moderator und Promikoch Johann Lafer vorgegeben war, bist du freiwillig zurückgetreten und hast deinen Finalplatz dem ausgeschiedenen Kandidaten überlassen.
Du wolltest deinem Grundsatz der veganen Ernährung nicht untreu werden, obwohl das zu deinem Nachteil war. Das nenne ich konsequent.

Wie lange ernährst du dich schon vegan?

„Ich ernähre mich jetzt seit ungefähr 5 Jahren vegan.“

War die Umstellung schwer für dich?

„Anfangs muss ich sagen, schwer nicht unbedingt – aber fordernd. Die vegane Ernährung war 2016 zwar schon ein Thema und es gab auch schon die einen oder anderen Ersatzprodukte, aber eine so große Varianz wie heutzutage, wo man gefühlte 10.000 verschiedene Produkte hat, wie beispielsweise Joghurts aus Hafer, Dinkel, Kokos, Soja usw. gab es noch nicht. Es gab damals ja nur Sojajoghurt und den auch nicht in jedem Laden. Da hat die Industrie auf jeden Fall schon viel getan. Heute ist es viel, viel einfacher.“

Was hat zu deinem Entschluss geführt, dich vegan zu ernähren?

Gab es einen konkreten Anlass oder war es das grundsätzliche Mitgefühl mit den Tieren? Wie war das bei dir?

„Tatsächlich hat mich eine Freundin dazu gebracht. Sie feierte ihren Geburtstag und ich schenkte ihr einen Gutschein, um essen zu gehen. Da sie sich vegan ernährte, wollte ich aus Höflichkeit auch etwas Pflanzliches essen und so fing die ganze Geschichte an. Ich bestellte mir einen Tofu-Burger und war damals begeistert. Wenn ich nun zurück denke, hat sich die Qualität und der Geschmack bis heute deutlich verbessert, aber für diesen Moment reichte es, um mich zu überzeugen. Daraufhin kamen wir ins Gespräch und sie erzählte mir viel über die Haltungsbedingungen und das Tierwohl.

Wir schlossen eine Wette ab und ich versuchte, eine Woche komplett vegan zu leben. Nun ja, was soll ich sagen? Ich habe die Wette bisher nicht gebrochen, sondern um 5 Jahre verlängert und sehe keinen Grund, dass es sich die nächsten Jahre ändern wird. Dies war ein wahnsinniger Schlüsselmoment in meinem Leben und ich bin meiner Freundin so dankbar dafür.
Man hat ja mittlerweile auch gesehen, was man für tolle vegane Gerichte zaubern kann.“

Wie hat denn dein Umfeld (Familie, Freund:innen, Studienkolleg:innen) darauf reagiert, dass du dich vegan ernährst?

„Anfangs dachten alle, das ist halt jetzt eine Phase. Aber dadurch, dass ich konsequent war, haben meine Eltern dann auch gesehen, dass die ‚Phase‘ wohl etwas Längeres wird.
Meine Großeltern waren etwas geschockt – nein, eher verdutzt. Sie haben das nicht verstanden und ich bin zunächst auf Unverständnis gestoßen. Sie kommen noch aus der ausgehenden Kriegsgeneration und Fleisch und tierliche Produkte waren für sie immer etwas Besonderes.

Am Anfang gab es viele Diskussionen. Ich habe dann aber sehr schnell angefangen, meine Gerichte selbst zu kochen. Ich wollte meine Mutter, die schon genug zu tun hatte, nicht noch zusätzlich belasten. So kam ich dann zum Kochen.
Im Studium und im Freundeskreis sind einige zwar vegetarisch unterwegs und achten auf gesunde Ernährung. Vegan aber sind die meisten tatsächlich nicht.“

Ja, ich kann deine Großeltern schon auch ein Stück weit verstehen, auch ich komme aus einer Generation, die anders aufgewachsen ist. Aber ich bin der Meinung, da können die Älteren durchaus auch von den Jungen lernen.

„Ja, auf jeden Fall.“

Hast du eigentlich immer schon gerne gekocht?

„Ja, ich glaube schon. So genau weiß ich das gar nicht mehr. Auf der Realschule , im Fach Mensch und Umwelt (MUM) haben wir auch gekocht. Aber mein Interesse am täglichen und kreativen Kochen kam tatsächlich erst mit der veganen Ernährung.“

Was hat dich auf die Idee gebracht, an der Küchenschlacht teilzunehmen?

„Das war eine witzige Geschichte. Ich war 8 Monate auf Reisen, u.a. auf Mallorca, wo ich für ein Hostel gekocht habe. Ein Gast sprach mich an und meinte, ich hätte so voll gut gekocht und ich sollte mich doch mal bei der Küchenschlacht anmelden und dadurch auch ein Zeichen setzen. Ja, warum eigentlich nicht, dachte ich mir. Habe mich auch tatsächlich beworben, hätte aber nicht gedacht, dass ich mit veganen Rezepten angenommen würde. Aber zwei Tage später kam schon der Anruf von ZDF. Uups! Ich wusste also schon im Mai, dass ich im Oktober an der Küchenschlacht teilnehmen darf.“

Du hast ja auf sehr viel Geld verzichtet. War das schwer für dich?

„Nein überhaupt nicht. Das ist zwar leicht gesagt, aber tatsächlich hätte man mir 1 Million € hinlegen können und ich hätte es trotzdem nicht gemacht. Ich kann das nicht, ich könnte kein Fleisch anfassen und ich halte das auch für unmoralisch. Deshalb war das für mich gar kein Problem.“

Du studierst Ernährungscoaching in Therapie und Sport. Mittlerweile gibt es viele sehr erfolgreiche Sportler:innen, die sich vegan ernähren. Das zeigt, dass auch mit dieser Ernährungsform Höchstleistungen möglich sind.

Dazu kommen die mittlerweile auch in der Fleisch essenden Bevölkerung bekannten Vorteile für die Umwelt, das Klima und die Tiere, die nicht geschaffen worden sind, um von uns gegessen zu werden, sondern ein Recht auf Leben haben, genau wie wir Menschen. Die grausame Massentierhaltung muss abgeschafft werden.

Du hast durch deine konsequente Weigerung Fleisch zuzubereiten, sicher viele Menschen zum Nachdenken angeregt und auf anschauliche Weise gezeigt, dass die vegane Ernährung sehr lecker, kreativ und gesund ist. Vielen Dank dafür.

Alles Gute Lisa, bleib gesund und weiterhin viel Erfolg für alles, was du dir vorgenommen hast. Danke für das Gespräch.

Das Interview führte unser Mitglied Adelheid Frank.