Genitalverstümmelung im Sudan: Erster Schritt getan

Weibliche Genitalverstümmelung wird seit über 2000 Jahren durchgeführt. Die ‚Beschneidung‘ erfolgt manchmal im Kleinkindalter, manchmal vor oder während der Pubertät. Sie ist äußerst schmerzvoll. Zumeist führen sie ältere Frauen aus mit einer Rasierklinge oder einer Glasscherbe als einzigem Instrument und ohne Betäubung. Verbreitet ist diese grausame Tradition in Ländern Nordafrikas (v.a. in Dschibuti, Ägypten, Guinea, Mali, Sierra Leone, Somalia und im Norden des Sudan) sowie (in geringerem Maß) auf der arabischen Halbinsel.

27 Länder Afrikas haben die Genitalverstümmelung von Frauen und Mädchen bereits verboten. In vielen Ländern gilt der Eingriff aber immer noch als ein notwendiger ‚Übergangsritus zur Weiblichkeit‘. Für ‚beschnittene‘ Mädchen kassieren die Familien oft einen höheren Brautpreis bei der Eheschließung, weil sie als reiner gelten und der Geschlechtsverkehr als erregender. Für die betroffenen Frauen reichen die Folgen von Infektionen über schlimme Menstruationsbeschwerden, Unfruchtbarkeit, schwerste Probleme beim Geburtsvorgang bis hin zu lebenslangen Schmerzen und psychischen Traumata.

Im Sudan sind 87 % der Frauen genital verstümmelt. Das Thema ist schambehaftet, daher äußerte sich der vorhandene Protest – von einigen mutigen Aktivistinnen abgesehen – nicht öffentlich. Und der im vergangenen Jahr gestürzte Präsident Omar Hassan al-Bashir hatte ein landesweites Verbot vehement zu verhindern gewusst. Der sudanesische Minister für Religion, Nasr al-Din Mufre, machte allerdings unmissverständlich klar, dass der Islam keine Rechtfertigung für die Verstümmelung böte und unterstützte eine Kampagne für ein weltweites Verbot bis 2030. Endlich hat auch der Ministerrat ein Gesetz angenommen, in dem die sogenannte Beschneidung mit drei Jahren Gefängnis bestraft wird. Doch konservative Anhänger al-Bashirs stemmen sich noch immer dagegen. Und selbst wenn das Gesetz rechtskräftig ist, wird dies leider noch nicht das Aus für die Genitalverstümmelung bedeuten, denn Traditionen können hartnäckig sein. Dennoch: Ein Schritt in die richtige Richtung ist getan, um das furchtbare Leid vieler Mädchen und Frauen irgendwann auch im Sudan zu beenden.

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