Grüne Woche in Berlin – 22 000 Demonstrant/innen fordern eine radikale Wende in der Agrarpolitik

Wir waren dabei!

Berlin war am 22. Januar 2011 Schauplatz einer Demonstration von Tausenden Bundesbürgern, die sich anlässlich der Grünen Woche in der Hauptstadt einfanden, um unter dem Motto „Wir haben es satt“ lautstark eine radikale Wende in der Agrarpolitik zu fordern. In einem Bündnis von Umwelt- und Tierschutzverbänden hatte federführend die Organisation campact zu der Veranstaltung aufgerufen. Auch unsere Partei war dabei und mit zahlreichen Mitgliedern vertreten – aus Berlin, Brandenburg, Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, dem Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein.

Der Demonstrations-Tag war gut gewählt, denn auf Einladung der Bundesrepublik trafen sich Landwirtschaftsminister aus aller Welt sowie Agrarkonzerne, um über Welternährung und -handel zu beraten. Angesichts der geschätzten Zunahme der Weltbevölkerung von jetzt 6,9 Milliarden auf 9,1 Milliarden bis 2050 müssen in der Tat die Weichen neu gestellt werden. Genau an diesem Punkt aber lauern die Gefahren: die Ausbreitung der Gentechnik unter dem Deckmantel, den Hunger in der Welt sowie den Klimawandel zu bekämpfen; eine weitere Industrialisierung der Landwirtschaft mit einer Zunahme der tierquälerischen Agrarfabriken; Exporte zu Dumping-Preisen und damit Vernichtung der einheimischen Märkte in der „Dritten Welt“. Die Agrarkonzerne wollen für Gen-Saat, Agro-Chemie und Industrie-Food grenzenlose Märkte und weitere Milliarden-Subventionen. Ihr Motto:„Agrarfabriken statt Bauernhöfe“!

 

Die Unterstützung von Kanzlerin Merkel und der Bundesregierung dürfte ihnen so gut wie sicher sein, denn, wie bekannt, haben profitgierige Lobbyisten stets offene Ohren bei unseren gewählten Volksvertretern!

Aktueller Dioxin-Skandal hin oder her: Unterstützung kommt auch vom Landwirtschaftsministerium des größten deutschen Agrarlandes, Niedersachsen, wo man offenbar vom Astrid-Grotelüschen-Regen in die Gert-Lindemann-Traufe geraten ist. Kaum ist der Wechsel vollzogen, tönt es aus dem Agrar-Dinosaurier-Lager: „Wir brauchen keine Agrarwende weg von Massentierhaltung und industrieller Produktion“! Da fällt einem nur das bekannte „Wer nicht hören will, muss fühlen“ ein, am besten schon bei den diesjährigen Landtagswahlen.

Angesichts der begrenzten Einsichts- und Lernfähigkeit seitens bundesdeutscher Politiker vom Schlage Merkel, Aigner, Lindemann & Co. war die machtvolle Demonstration in Berlin wohl erst der eindrucksvolle Beginn einer Kampagnen-Serie. Auch unsere Partei wird weiter dabei sein, auch wenn es zunächst nur um den kleinsten gemeinsamen Nenner geht: Die Abschaffung der Massentierhaltung unter dem Motto „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“.

 

Es bleibt uns jedoch unbenommen, wo immer möglich, in Flug- und Faltblättern unsere Überzeugung zu verbreiten, dass der Mensch nicht das Recht hat, fühlenden Mitlebewesen Gewalt anzutun und sie ihres Lebens zu berauben. Wenn nicht alles täuscht, ist es nicht mehr utopisch, dass sich immer mehr Menschen auf diesen ethischen Weg begeben. Damit würde das um 1500 ausgesprochene prophetische Wort Leonardo da Vincis in nicht allzu ferner Zeit zur Realität: „Es wird eine Zeit kommen, in der wir das Essen von Tieren ebenso verurteilen, wie wir heute das Essen von Unseresgleichen, die Menschenfresserei, verurteilen.“

Auch wenn wir uns in Geduld üben müssen und derzeit noch „der Wunsch der Vater des Gedankens ist“ – vielleicht befinden wir uns tatsächlich am Anfang eines neuen Zeitalters im Umgang des Menschen mit den Tieren. Es ist an uns allen, daran mitzuwirken, dass Wünsche zu Wirklichkeiten werden!