Fotos: Caroline Waggershauser / Das Huhn Clothilde vor der Rettung

Hühnerrettung in Spanien

Eine Aktivistin berichtet

Wir möchten Ihnen heute die deutsche Tierschützerin Caroline Waggershauser, die seit nunmehr 26 Jahren in Spanien lebt und dazu beiträgt, dass Leid der Tiere in Spanien zu mindern, vorstellen.

Caroline bleibt, so schreibt sie, eigentlich mehr wider Willen wegen dem unendlichen (S)tierleid in diesem Land. Aber gerade dieses bindet sie wiederum an Spanien. Caroline hat es sich zur Aufgabe gemacht, kranken und misshandelten Hühnern aus privater Haltung zu helfen, sie gesund zu pflegen und artgerecht bis ans Lebensende zu halten. Dabei scheut Caroline keine Kosten und Mühen, erhält auch Unterstützung von Tierfreunden, um diesen armen „Wegwerftieren“ in Spanien ein glückliches und friedvolles Leben zu ermöglichen.

Auch wenn Hühner nicht gerade als salonfähiges Thema gelten und man eigentlich nur über sie spricht, wenn es um die schrecklichen Mast- und Legehallen geht, so die Tierfreundin, glauben wir als Partei Mensch Umwelt Tierschutz, dass unsere Mitglieder und Sympathisanten sich auch für misshandelte Hühner aus privater, spanischer Haltung interessieren werden.

Hier zum Bericht, den Caroline extra zur Veröffentlichung für unsere Partei und für Sie, verfasst hat:

„August 2014 rutschte ich rein zufällig in die Hennenrettung hinein: Ich beobachtete, wie ein Bauer meines Dorfes einer weißen Henne das Bein brach und sie dann achtlos mitten in den Dreck des seit Jahren nicht gesäuberten Hühnerstall warf. Empört warf ich ihm seine Grobheit vor und forderte von ihm, dass, wenn die Henne schon sterben müsse, er sie wenigstens sofort töten und sie nicht langsam verenden lassen solle. Er winkte müde mit den Worten „die verreckt schon von allein“ ab.

Ich rauschte wütend in den Hühnerstall hinein, wobei ich fast bis zu den Knöcheln im Hennendreck versank, nahm das vor Schreck und Schmerzen steife Tier auf und fuhr mit ihm zur nächsten Tierklinik. Wenn die Henne schon sterben musste, dann wenigstens durch eine Spritze und nicht über Tage hinweg sich selbst überlassen unter Schmerzen und Angst.

Die Tierärztin entschied, dass wir es versuchen sollten, denn die Henne wies außer dem gebrochenen Bein nur Mangelernährung und enormen Endo- und Extoparasitenbefall auf. Sie schiente dem Huhn das Bein und ich nahm es mit nach Hause, wo ich das verstörte Hennchen erst einmal badete und dann in einen gewärmten Käfig setzte.

Ab da begann ich, alle Hühnerställe, an denen ich vorbeikam, mit kritischeren Augen zu betrachten. Dass es nicht bei der sich zur Alphahenne entwickelnden Othilie blieb, war irgendwie logisch. Bald kamen Clothilde, Kunigunde, Sieglinde und viele mehr dazu. Alle aus unzumutbaren Zuständen gerettet.

Einige waren „nur“ vollkommen unterernährt und voller Parasiten, andere hatten Krankheiten, die mir völlig unbekannt waren. So wie den Tierärzten in meiner Umgebung, die auf Katz und Hund spezialisiert waren. Ratlos stand ich vor den offensichtlich leidenden Hennen und wusste nicht, wie ich helfen konnte.

Erst suchte ich bei Hühnerhaltern vor Ort Rat, deren Lösung und Heilung des Huhns darin bestand, demselben doch den Kopf abzuschlagen. Dann machte ich mich auf ins Internet und nach vielem Herumsurfen im Netz und einigen Fehlversuchen in Sachen Heilung, stieß ich auf das Forum der Webseite Hühner-Info.de.

Von dort überhäufte man mich nicht nur mit guten Ratschlägen zur Behandlung der kranken Hühner und wertvollen Tipps zur Hühnerhaltung, sondern bald kamen auch Päckchen mit Medikamenten und Futterzusatzmitteln für die Tiere bei mir Zuhause an. Etwas später sogar persönliche Besuche. Vollbeladen mit lieben Grüssen von den „Foranern“ und mit Geschenken für die Hennen und mich selbst. Ich war und bin noch immer vollkommen überwältigt von dieser Anteilnahme und dem Interesse an den geretteten Hühnern und meiner Person. Dank ihnen konnte ich so manche misshandelte und kranke Henne retten. Sogar Kosten für Analysen und Tierarzt wurden für die Hühner übernommen.

Seit Jahrzehnten bewege ich mich im Tierschutz, in denen ich mich den „üblichen“ Tieren widme: Katzen, Hunden, Pferden und Kampfstieren. Natürlich wusste ich, dass Nutztieren unermessliches Leid angetan wird (deshalb verzichte ich so gut ich kann auf tierische Produkte, vor allem auf Fleisch), aber man kann nicht auf allen Hochzeiten tanzen.

Bis mich dann Othilie mit der Nase auf die Pein ihrer Artgenossen stieß. Als ich zufällig von einem Tiermarkt in meiner Gegend erfuhr, konnte ich nicht umhin, mich dort umzuschauen. Viele Hennen und wenige Hähne verschiedener Rassen wurden in enge Käfige gesperrt, feilgeboten. Hasen, Rebhühner und Tauben teilten das gleiche Schicksal. Mein Auge fiel auf einen Stand, in dessen Käfigen recht zerzauste, ausgemergelte und fast nackte Hennen zu sehen waren. Zum Erbarmen sahen sie aus.

Auf meine Frage nach dem Aussehen dieser Tiere, erklärte man mir, dass dies ausgediente Legehennen seien, die man nun für 2,50 € das Stück als Suppenhennen verkaufen würden. Diese Tiere waren erst ein Jahr alt, blutjung also noch. Dennoch wurden sie als „alt“ ausrangiert, weil sie nicht mehr die Legeleistung brachten, die man ihnen genetisch auferlegt hatte.

Immer wieder fuhr ich Sonntags dorthin und rettete ein paar Hennen vor dem Suppentopf. Ich wollte wenigstens einigen wenigen nach einem versklavten Dasein noch ein schönes Leben bescheren. Mit einer Spende der Oberstufenklasse O7b aus Beverstadt konnte ich vor Monaten gleich 5 Suppenhennen auf einmal vor dem grausamen Schicksal, das sie erwartete, retten.

Sie tummeln sich nun mit den zwischenzeitlich um die 40 Hennen auf meinem Gelände. Und dass sich noch so junge Menschen für ein doch so unscheinbares Tier wie es ein Huhn ist, interessieren, hat mich sehr berührt. Sind Hühner doch nichts weiter als stets zur Verfügung stehende Eierautomaten und billige sowie bequeme Fleischlieferanten. Weltweit millionenfach unter grausamen Bedingungen versklavt.

Legehennen werden nach nur einem Jahr wegen sinkender Legefähigkeit „ausgesondert“. Meist enden sie noch jung im Futter für unsere Katzen und Hunde. Von den Millionen von ausgemusterten Hennen gibt es keinen Platz auf dieser Welt. Tierschützer können nur wenige dieser Tiere in gute Hände vermitteln. Der Grossteil von ihnen wird einfach „verarbeitet“.

Auch ich kann nicht alle retten. Zu gerne würde ich jeden Sonntag zum Tiermarkt fahren, um mit einigen Suppenhühnern unter dem Arm wieder nach Hause zu fahren. Doch das würde meine Kapazitäten übersteigen.

Wenigstens konnte ich einigen die Möglichkeit geben, artgerecht, bestens ernährt, mit einem vom Hühnerforum gespendeten Hühnerstall, der sogar eine „Chill-out“Zone hat: mit Wärmelampen und dicker Strohschicht versehen, zu leben. Und wird eines der Mädels krank, stehen mir sofort die „Foraner“ mit Rat und Medikamenten zur Seite. Zwischenzeitlich habe ich eine bestens sortierte Hühnerapotheke, die bei jedem Tierarzt blanken Neid hervorrufen würde.

Der Ernährung der Hennen muss spezielle Aufmerksamkeit gewidmet werden. Von wegen nur Küchenabfall und ein bisschen gebrochener Mais. Weit gefehlt. Eine Henne gleicht einem Hochleistungsathleten, wird aber ernährt wie ein Bettler. Nun, in Spanien wenigstens.

Das häufige Eierlegen verlangt von der Henne viel Kraft, zieht ihr Mineralien, Vitamine und Proteine aus dem Körper, die durch entsprechende Futteraufnahme wieder ersetzt werden müssen.

Daher kümmere ich mich mit viel Sorgfalt um die Ernährung meiner Damen, damit sie nach einem Leben voller Misshandlung, Entbehrung und falscher Fütterung schnell auf die Beine kommen. Nicht nur wegen der Nährstoffe, die sie brauchen, um trotz des täglichen Eierlegens weiter in Form zu bleiben. Auch, weil so gut wie alle Hennen fürchterlich kupierte Schnäbel haben. Manche haben gerade noch ein paar Millimeterstumpen, mit denen es unmöglich ist, Stücke aus größeren Happen wie Äpfeln oder Kohlblättern zu reißen.

Daher wird alles schnabelgerecht geschnitten, gerieben oder leicht vorgegart, um den verstümmelten Hennen die Nahrungsaufnahme zu erleichtern. Was den Vorteil hat, dass die abgemagerten Tiere schnell wieder ihr Normalgewicht erreichen und ein dichtes, glänzendes Federkleid bekommen.

Und ja, Hennen machen ordentlich Arbeit, auch, weil es doch recht schmutzige Tiere sind was die Verrichtung ihrer Bedürfnisse angeht. Dennoch ist es eine Freude ihnen zuzusehen, wie sie ihr Leben genießen. Daran teilzunehmen, wie sie sich langsam erholen und dann vielleicht sogar zu einer Alphahenne aufsteigen, ist ein regelrechtes Erlebnis für mich.

Nach und nach lerne ich ihre verschiedenen Laute zu unterscheiden und zu deuten, ihre Körperhaltung zu interpretieren. Auch durfte ich schon hautnah erleben, wie Küken aus Eiern schlüpfen und wie sie von der Glucke großgezogen wurden. Es ist eine wunderschöne Erfahrung, zuzusehen, wie die Mutterhenne ihre Küken in die Geheimnisse eines Hühnerlebens einweiht.

Tja, so schnell kann es gehen. Vom Kampfstier auf´s Huhn gekommen.

Von hier aus möchte ich allen „Foranern“ des Hühner-Info.de von Herzen für all die Unterstützung und Anteilnahme danken.

Ganz besonders Angelika Gruner, ohne deren wertvollen Ratschläge und deren unermüdlichen Versorgung mit allen wichtigen Medikamenten viele der geretteten, aber kranken Hennen sich jetzt nicht des Lebens erfreuen würden.“

 

Wenn Sie mehr über Carolines Engagement zur Hühnerrettung in Spanien erfahren möchten, dann klicken Sie auf ihren neuen Blog. Noch mehr Details zur Hühnerrettung in Spanien gibt es auf ihrer Facebookseite und jede Menge Fotos von ihren gesundgepflegten Tieren.

Die Tierrechtsaktivistin hat auch ein Buch geschrieben mit dem Titel „Wenn der Himmel seine Augen verschließt – Die Hölle der Tiere unter Spaniens blutiger Sonne“, einzusehen und zu bestellen auf dieser Seite.