Mahnwache: Kälbertransporte made in Baden-Württemberg

Tiertransporte gehören zu dem Grausamsten, was der Mensch den Tieren antut. Leider müssen nicht nur erwachsene Tiere, sondern auch die Kleinsten der Kleinen, Säuglinge nämlich, diese Tortur über sich ergehen lassen. Die jungen Kälber sind die „Abfallprodukte“ und tragischen Verlierer unserer Milchwirtschaft:

Sie werden geboren, damit ihre Mütter die Milch geben, die der Mensch für sich beansprucht. Diese Kinder verlieren alles: ihre Mütter, ihre Nahrung, ihr Wohlbefinden und letztlich auch ihr Leben.

In Deutschland sind sie nichts wert, es gibt keinen Markt für sie. Daher werden sie auf die grausame Reise nach Spanien und von dort aus in Drittländer geschickt.

Die Fa. Kälber-Kontor-Süd aus Bad Waldsee (Baden-Württemberg) transportiert wöchentlich rund 200 Kälber, 2-6 Wochen alt, noch nicht entwöhnt. Nicht entwöhnte Kälber müssen entweder am Euter der Mutter oder über eine Gummizitze in mehreren Phasen Milch trinken. Diese Versorgung ist jedoch in keinem Transporter möglich und bedeutet für die Tierkinder Hunger und Qual.

Zu Recht wurden diese Kälbertransporte per Erlaß am 10.12.2020 durch das Landwirtschaftsministerium Baden-Württemberg aus Tierschutzgründen verboten.

Gegen diesen Erlaß klagte jedoch die Fa. Kälber-Kontor-Süd – und bekam am 21.12.2020 per Beschluss von dem VGH Mannheim Recht. Der Grund: Die Transportfahrzeuge gehören einem polnischen Unternehmen, welches eine Genehmigung für Lebendtier-Transporte erhalten habe. Somit sei es einer deutschen Behörde verwehrt, die Rechtmäßigkeit der Zulassung, die ein anderer EU-Mitgliedsstaat zugeteilt hat, zu überprüfen. Die Tatsache, dass es zurzeit überhaupt keine geeigneten Transporter für nicht entwöhnte Kälber gibt, auch in Polen nicht, interessierte die Richter dabei nicht.

Minister Hauk zog sehr schnell nach, und wies per Erlaß vom 01.02.2021 die Veterinärbehörden an, die Transporte mit nicht entwöhnten Kälbern uneingeschränkt abzufertigen. Demnach ist es rechtlich nicht mehr relevant, ob die Kälber in den Fahrzeugen versorgt werden oder nicht, sie sollen spätestens nach 9 Stunden Fahrt an einem „Versorgungsort“ innerhalb einer Stunde getränkt werden.

Dass diese Zeit bei so jungen Kälbern, die nach einer Mahlzeit ca. 3 Stunden ruhen müssen, nicht ausreicht, interessiert dabei niemanden. Auch wird durch Tierschutzorganisationen immer wieder aufgedeckt, wie mangelhaft die Betreuung der Tiere auf dem Transport ist. Doch ungeachtet dessen werden die Tierkinder weiterhin auf die die lange, grausame Fahrt nach Spanien geschickt.

Minister Hauk wartete mit seinem Erlaß nicht einmal die Bundesratsversammlung vom 12.02.2021 ab, in der über ein Verbot von Langstreckentransporten beraten werden sollte. Obwohl hinlänglich bekannt ist, dass die Transporte mit Unterbrechungen in anderen EU-Ländern nach Algerien, Tunesien oder andere Drittländer weitergehen, den Tieren ein grausames und qualvolles Ende droht, unterstützt er diese Praxis.

Der Bundesrat forderte am 12.02.2021 ein Exportverbot von Zuchttieren in Drittstaaten. Auch wenn dies lediglich eine Handlungsempfehlung an die Bundesregierung darstellt und daher nicht verbindlich ist, erhöht es den Druck auf das Landwirtschaftsministerium – ein kleiner Hoffnungsschimmer…

Wir fordern ein ausnahmsloses Verbot jeglicher Tiertransporte, die länger als 2 Stunden dauern, ein Verbot von Lebendtier-Exporten und mittelfristig den kompletten Ausstieg aus der agrarindustriellen Tierausbeutung.

Morgen findet vor dem Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Stuttgart diese Protestkundgebung gegen die Kälbertransporte statt:

Zur Facebook-Veranstaltung gegen Kälbertransporte

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