Konferenz „Genug für Alle“ der Partei „Die Linke“

Sandra Lück und Martin Buschmann als Gäste vor Ort

Rund 400 Teilnehmer fanden sich an zwei Tagen mit vielen Aktivisten aus der Bewegung für Klimagerechtigkeit, mit Vertretern von Umweltverbänden und Wissenschaftlern in der Zeche Zollverein Essen ein.

Die Konferenz stand unter dem Motto: Sozial-ökologischer Umbau und wurde von der Bundestagsfraktion „Die Linke“ sowie der Rosa-Luxemburg-Stiftung organisiert. Es gab diverse Workshops, an denen wir teilgenommen haben.

Unter der Überschrift „Natur-Wissenschaft verlangt Revolte“ hat Prof. Dr. Schellnhuber über die Klimaveränderungen informiert. Es wurde aufgezeigt, in wie weit sich der CO2-Ausstoß in den letzten drei Jahren verändert hat. Er hat klar vor Augen geführt, was passiert, wenn diverse „Kippelemente“ im Erdsystem, wie der Golfstrom, unterdrückt werden. Ergebnis: In Europa haben wir dann ein Klima wie in Alaska. Die Eismassen werden bei weiterer Erwärmung von 1,6 Grad schmelzen. Durch die Dürre (fehlendes Trinkwasser!) in Afrika und dem nahen Osten werden innerhalb der nächsten Jahre weitere Flüchtlingsströme auf uns zu kommen. Diese Umweltflüchtlinge werden wir kaum aufhalten können.

Workshop „Konsumkritik“ (Martin Buschmann):

Der Workshop wurde maßgeblich von Michael Kopatz gestaltet. Es stand unter dem Thema „Politik macht den Unterschied, Bürger müssen einfordern!“. Es wurde erklärt, dass die Reduktion von CO2 auf sehr hohem Niveau stagniert. Durch den Wettbewerbszwang der Industrie, des Handels und dem entsprechenden Konsum ist das Ziel, 1,5t CO2/Kopf nicht zu halten. Das haben wir vor allem schädlichem Subventionen, der Neigung von Expansion sowie den Scheitern von Vorbildern zu verdanken. Was könnte die Routine der Menschen ändern? Z. B. Werbung für Umweltschädigende Produkte verbieten, Ernährung umstellen und ein Agrarwendefahrplan. Sein Motto: „Nichts ist egal, Auf EUCH kommt es an!“

Workshop „NRW Konkret“ (Sandra Lück):

Unter dem Motto „Plan B – Facetten der Transformation“ wurden verschiedene Handlungsfelder wie das Ende des Kohleabbaus, Atomausstieg und eine Infrastrukturwende beleuchtet. Mit 32,5% CO2-Ausstoß führt Nordrhein-Westfalen die bundesweite Statistik an. Bei knapp 17 Tonnen pro Kopf (Empfehlung von 2t pro Kopf !) ist das NRW-Niveau derzeit vergleichbar mit dem ganz Spaniens.

„Die Rohstoffpolitik ist abhängig von der Wirtschaft. Eine verbindliche Reduzierung des Pro-Kopf-Ausstoßes bedeutet eine komplette Umkehr von der jetzigen Ausbeutung der Natur und einen wirtschaftlichen Wandel. Dazu zählt natürlich auch der Fleischhandel. Mit Tönnies und Westfleisch sind 2 der deutschlandgrößten Fabrikanten in NRW angesiedelt. Leider wurde dem Tierschutz in diesem Workshop wohl aus zeitlichen Gründen keine Beachtung geschenkt, doch konnte ich zumindest die Verbindung zwischen dem unsagbaren Tierleid, der Güllebelastung und dem erhöhten Transportaufkommen aufzeigen. Immerhin ist die Massentierhaltung für 18% der globalen Treibhausgase verantwortlich.“ so Sandra Lück. Besonders interessant sei die Debatte um den Verlust von Arbeitsplätzen gewesen.

„Ich habe gelernt, dass es in der Braunkohleindustrie lediglich 20.000 Arbeitsplätze deutschlandweit gibt. Stand 2013 hatten wir hingegen 371.400 neue Beschäftigungen durch den Ausbau der erneuerbaren Energien geschaffen.“

Workshop „Ernährung“ (Sandra Lück ):

Die Frage nach einer passenden und nachhaltigen Agrarstruktur war geprägt von Forderungen nach Fördermitteln für Kleinbauern, Milchquoten und flächengebundener Tierhaltung. Tierwohl stand auch hier nicht im Mittelpunkt, wenn auch in einer offenen Diskussionsrunde der ein oder andere Teilnehmer sich in der Gegenwart von Vertretern der Landwirtschaft als Vegetarier oder Veganer outete.

Sandra Lück dazu: „Ich musste erstaunt feststellen, dass die gesamte Veranstaltung auf Regulierungen und Gesetzesänderungen ausgerichtet war, die im Sinne des Umweltschutzes unumgänglich und für alle Teilnehmer absolut verpflichtend und akzeptabel schienen. Nur beim Thema Ernährung wagte niemand, von Vorschriften zu sprechen. Jeder dürfe schließlich essen, was und wie viel er wolle. Meine Kritik an dieser Haltung im Namen der Tierschutzpartei wurde dennoch wohlwollend von fast allen Anwesenden angenommen, da ein grundlegendes Verantwortungsbewusstsein für Mensch und Tier bei allen Teilnehmern vorhanden war. Die Forderung zur Förderung der bio-veganen Landwirtschaft hingegen stieß weitestgehend noch auf diverse Vorurteile, wie beispielsweise zum Soja-Anbau, die verdeutlichen, dass es noch viel mehr Aufklärung bedarf.“

Workshop „Mobilität“ (Martin Buschmann):

Hier fanden sich vor allem Kritiker gegen Autobahnbau ein. Es wurde die Möglichkeiten diskutiert, in wie weit sich Bürgerinitiativen politisch einmischen können.

Kommentar Martin Buschmann: „Als Teilnehmer der Veranstaltung habe ich viel mitgenommen und auch neue Erfahrungen gemacht. Die Linke ist bereit, sich den Aufgaben der Öko-Problematik zu stellen. Allerdings fehlt immer noch der konkrete Hinweis, daß die Massentierhaltung der Klimakiller Nr. 1 ist. Genau das ist es, was uns fundamental unterscheidet.“

Eine sozial- und klimagerechte, ökologische und antikapitalistische Politik- geht das? Die Ansätze sind da, die Umsetzung muss das Ziel sein!