Laborfleisch (Clean Meat) – die Zukunft unserer Ernährung?

Fleisch gehört zum liebsten Essen der Deutschen. Doch die Massentierhaltung fordert ihren Tribut von Tier und Umwelt. Forscher züchten daher Fleisch im Labor – und hofft auf viele künftige Käufer.

Über das Essen von Fleisch ist längst eine Grundsatzdiskussion entbrannt. Gesund, ja oder nein? Und wenn ja, wie viel? Ist es moralisch okay, wenn Tiere dafür leiden und sterben? Und wie steht es um die Folgen des Steakkonsums fürs Klima? Zumindest einen Teil der Probleme wollen Hightechpioniere lösen, indem sie Fleisch züchten. Was dann auf die Teller kommen soll, hat in der Form nie als Stück eines Tieres im Stall oder auf der Weide gestanden. Das Fleisch entsteht also nicht innerhalb eines Lebewesens, sondern außerhalb.

An mehreren Orten weltweit tüfteln Forscher und Unternehmer an solchen Produkten. Mit am weitesten sind Start-ups in Israel und den USA.

Derzeit brauche es 10.000 bis 15.000 Liter Wasser, um ein Kilogramm Rindfleisch zu produzieren – inklusive des Wassers, um die Saat für das Futter wachsen zu lassen. Die Tierhaltung ist zudem verantwortlich für 15 Prozent der Treibhausgase – was mehr ist als die weltweite Transportindustrie inklusive Dieselautos und Kreuzfahrtschiffe.

Für das Laborfleisch werden einem Rind bestimmte Stammzellen entnommen, wie die Forschung erklärt. So heißen Zellen, die sich teilen und in verschiedene Richtungen weiterentwickeln können. In einer Algen-Nährlösung sollen sie sich so vermehren, dass innerhalb von drei, vier Wochen ein Stück Fleisch entsteht.

Bereits 2013 hatte der niederländische Forscher Mark Post die erste Frikadelle aus Stammzellen von Rindern in London präsentiert. „Der letzte Stand der Technik bei ‚Clean Meat‘ ist, eine Masse von Zellen zu züchten“, sagt Toubia, der Leiter eines Star-Ups in Israel. Vorrangig Muskelfasern, aber auch Fett, um es zu mixen. Deswegen würden die meisten Firmen etwa auf Hamburger setzen. Also Hack.

Abgesehen von den Stammzellen verwendet z. B. Aleph Farms nach eigenen Angaben keine weiteren tierischen Produkte mehr – etwa für die Nährlösung. Aus Sicht von Experten ist das ein wichtiger Schritt. Auch für Veganer. Es wird vermutlich zwei Jahre dauern, um die Entwicklung des Produkts abzuschließen. In der zweiten Hälfte des Jahres 2021 würden sie die ersten, noch teuren Lieferungen an Restaurants planen. In sieben, acht Jahren werde der Preis mit herkömmlichem Fleisch vergleichbar sein.

„Die Menschen in wenigen Jahren weltweit zur veganen Ernährung zu überzeugen, ist absolut illusorisch“, äußert sich Martin Buschmann, Spitzenkandidat der Partei Mensch Umwelt Tierschutz (Tierschutzpartei) für die Europawahl 2019. „Wir müssen aber die negativen Auswirkungen der Massentierhaltung und die damit verbundenen Schädigungen für die Umwelt im Fokus haben. Das Leid der Tiere sowie auch die Gesundheit der Menschen müssen immer Priorität in der Politik sein. Daher unterstütze ich die Forschung für Laborfleisch. Mein Ziel ist es nicht, den Menschen etwas wegzunehmen oder zu verbieten, sondern, Alternativen anzubieten. Diese Forschung geht in genau die richtige Richtung.“ führt Buschmann aus. „Unsere nachfolgenden Generationen werden dann nicht mehr verstehen, warum man Tiere Züchten und grausam schlachten muss, um ein Stück Fleisch auf dem Teller zu haben. Unsere Tomaten ernten wir ja auch nicht mehr wirklich auf dem Feld, sondern sie gedeihen in Gewächshäusern. Bei fast 7,7 Milliarden Menschen auf unsrem Planeten und dem steigenden Fleischkonsum von 8 % pro Jahr, dem schwindenden Ressourcen, wird uns nichts als Alternative übrig bleiben.“

Quelle: dpa

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