Landwirte im Netz sind schockiert?

Ja, warum denn das?

Ach ja, Katjes hat einen der Wahrheit schon recht nahe kommenden Werbespot für vegane Schokolade herausgebracht.

Gerade der Bayerische Bauernverband hat eine Beschwerde beim Deutschen Werberat eingereicht und entrüstet sich: „In dem Fernsehspot werden Kühe als „Milchmaschinen“ bezeichnet und Tierhaltern die Ausbeutung ihrer Kühe unterstellt. Das ist diskriminierend und ungerechtfertigt.“ Ja, wie fies auch. Gerade im schönen Bayern gibt es doch die Tetrapack-Idylle, … wenn nur nicht das Allgäu mit seinen Milchviehskandalen auffällig geworden wäre (großen Dank noch mal an Soko Tierschutz).

Aber zurück zu den Diffamierungen des Schokoladenherstellers: Kühe sind natürlich keine Maschinen, sondern fühlende Lebewesen. Insofern schließen wir uns der Beschwerde des Bauernverbandes uneingeschränkt an. Den Tierhaltern wird die Ausbeutung ihrer Kühe unterstellt. Ja, immerhin dürfte der Tierhalter auch für seine Tiere verantwortlich sein.

Auch dann, wenn das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in seiner „ohne schwierige Themen ausklammernden“ Hochglanzbroschüre „Landwirtschaft verstehen -Fakten und Hintergründe“ auf Seite 18 die künstliche Besamung, den Aufwuchs der Kälber in einem Kälberiglu (die Trennung von Mutterkuh und Kalb kurz nach der Geburt wird nicht dezidiert ausgeführt) und die Schlachtung der Mutterkuh nach viereinhalb Jahren recht emotionslos erklärt.
https://www.bmel.de/…/Broschu…/Landwirtschaft-verstehen.pdf…

Fakt ist, dass eine Kuh locker zwanzig Jahre leben könnte. Vielleicht hätte sie -in einem Herdenverband lebend- auch jedes Jahr ein Kalb, welches aber bei ihr bleiben könnte (Martin Ott hat dazu wertvolle Beobachtungen niedergeschrieben). Ein solches Leben wird den allermeisten Milchkühen verwehrt, weil die Tiere Bestandteil des perfiden Systems der fehlgeleiteten Agrarpolitik sind.

Anstatt Beschwerde beim Werberat einzureichen, sollte der Verband erkennen, dass die von seinen Mitgliedern praktizierte Tierhaltung mit steigender Transparenz von der Gesellschaft nicht mehr akzeptiert wird. Hilfreicher wäre es, nach Auswegen aus dem System der Tierausbeutung zu suchen und den betroffenen Bauern zukunftsfähige Lösungen und auch finanzielle Unterstützungen anzubieten. Besser als zu hoffen, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher weiterhin auf den Almen die lila Kühe suchen.

https://www.agrarheute.com/tier/rind/neuer-werbespot-katjes-schockiert-landwirte-560195?utm_campaign=ah-mo-fr&utm_source=agrarheute&utm_medium=newsletter&utm_term=2019-10-16&fbclid=IwAR1xI6ZKRXXOh-9zj-Slr0nE5S3C1fXFGKR93A1CHL1NW-mepDAI7PWuDlc