Susanne Berghoff, Landesvorsitzende Niedersachsen

Mahnwache am 11.07. in Bremerhaven

Rede von Susanne Berghoff, Landesvorsitzende von Niedersachsen

Wir stehen heute hier vor der Bürgerm.-Smidt Gedächtniskirche in Bremerhaven um auf die grauenvollen Transporte von Tieren, insbesondere von Rindern und Kälbern, die als Zuchtrinder deklariert in den Tod geschickt werden aufmerksam zu machen.

Landtransport

Bis zu 261 Stunden und 7000 KM dauert ein Transport von Deutschland nach Usbekistan. Das sind mehr als 10 Tage, auf denen die Tiere mehr als fünf Landesgrenzen passieren müssen. In dieser Zeit leiden die Tiere unter Hunger, Durst und qualvoller Enge.

Jährlich sind es mehr als 30.000 Rinder, die exportiert werden um angeblich dem Aufbau einer Zucht zu dienen. Sie werden in Länder exportiert, die schon auf Grund ihrer geographischen Lage gar nicht im Stande sind, das entsprechende Knowhow wie Stallbauten, Futteranbau usw. nachweisen zu können Sehr oft sind es hochtragende Kühe, die entgegen der Nutztiertransportverordnung transportiert werden.

Viele brechen sich die Knochen oder ziehen sich andere Verletzungen zu, gebähren ihre Kälber auf den Transporten, nur um am Ende dieser Tortur durch grausame Schlachtmethoden sterben zu müssen.

2015 entschied der Europäische Gerichtshof, das europäische Tierschutzvorschriften auch bei Tiertransporten außerhalb der EU Grenzen einzuhalten sind.

Laut Verordnung von 2005 zum Tierschutz bei Transporten ist der Verantwortliche, also der Viehhändler verpflichtet dem zuständigen Veterinäramt einen Transportplan zukommen zu lassen.

Dort müssen auch die entsprechenden Ruhe- und Umladeorte aufgeführt werden, wo die Tiere abgeladen, getränkt, gefüttert und die Ruhezeiten eingehalten werden können. Mehr als 20 Jahre wurden Tiere über diese sogenannten Russlandroute transportiert. Letztes Jahr erst stellte die hessische Tierschutzbeauftragte fest, dass es diese Versorgungsstationen zum größten Teil gar nicht gibt. Die Viehhändler haben auf ihren Transportplänen diese Versorgungsstationen erfunden. Das ist kriminelles Handeln mit Vorsatz.

Spediteure und Viehhändler setzen sich permanent über geltendes EU Recht hinweg und einige Amtstierärzte unterschreiben diese gesetzeswidrigen Transportgenehmigungen.

Wenn Amtstierärzte sich weigern, diese Genehmigungen auszustellen, weil Sie wissen, dass sie persönlich haftbar gemacht werden können, wenn die Tierschutzverordnungen und die Viehtransportverordnungen nicht eingehalten werden da die Voraussetzungen nicht gegeben sind werden die Tiere eben in andere Bundesländer gebracht, in einen Bezirk, wo ein Amtstierarzt seine Unterschrift nicht verweigert.

Kerry Gold, die Butter aus Irland, kennt sicherlich jeder aus der Werbung und aus dem Supermarktregal. Auf den Wiesen in Irland findet man keine Kälber. Die werden von Irland zur Mast nach Spanien gekarrt. 48 % dieser Kälber sind jünger als 28 Tage.

Transporte per Schiff

Hier ist die Versorgung der Tiere gar nicht gegeben und nicht kontrollierbar. In der Regel sind diese Seelenverkäufer von Schiffen ehemalige Autofähren, die unzureichend umgebaut wurden. Tiere, die unterwegs sterben, werden einfach im Mittelmeer entsorgt, da keine toten Tiere an Land gebracht werden dürfen. Diese Tiere werden immer mehr an den Stränden des Mittelmeers angespült.

Da auf diesen Transporten viele Tiere die afrikanische Küste nicht lebend erreichen, werden diese Transporte auch noch mit Hermesbürgschaften unserer Regierung abgesichert. Verlieren können bei diesem Konstrukt nicht die Bauern, die ihre Tiere auf diese Transporte schicken, auch nicht die Viehhändler oder der Empfänger. Einzig und alleine die Tiere sind hier die ganz großen Verlierer.

Im März 2020 untersagte das Niedersächsische Landwirtschaftsministerium wegen der Corona- Krise Tiertransporte nach Marokko und Algerien. Trotzdem wurden tragende Färsen von Aurich aus abgefertigt und per Schiff direkt nach Marokko transportiert. Diese tragenden Kühe sollen in einem Staat wie Marokko der fast nur aus Wüste besteht eine Zucht aufbauen. Da frage ich mich, wo soll dort in der Wüste das Futter für die neuen Zuchten angebaut werden. Trotzdem wurde eine tragende Färse, aus der Nähe von Hannover auf einem Schlachtviehmarkt verkauft und Stunden später in einem Schlachthof geschächtet. Die Bauern und Viehhändler, sowie die Landwirtschaftsverbände finden immer wieder irgendwelche Schlupflöcher um ihre Ware Tier gewinnbringend zu verkaufen. Schlachttiere werden eben als wertvolle Zuchttiere deklatriert.

Wo ist Moral und Ethik geblieben? Wir alle müssen aus dem Dornröschenschlaf erwachen und endlich Verantwortung übernehmen. Verantwortung für Tiere, die genauso fühlen wie wir.

Wir dürfen nicht weiter zulassen, dass unsere Politiker ohne mit der Wimper zu zucken gegen unser Grundgesetz verstoßen, wo in Artikel 20 der Tierschutz als Staatsziel formuliert ist.

Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass diese ständigen Gesetzesbrüche aufhören.

Wir können dazu beitragen, indem wir uns für eine tierleidfreie Ernährung entscheiden. Und bitte denkt alle daran: Wenn du dich über Veganismus lustig machst, triffst du damit nicht die Veganer. Du verspottest die Schmerzen und Leiden der Tiere, die das wichtigste was sie besitzen, ihr Leben euch nicht freiwillig für einen kleinen Gaumenschmaus geben.

Ich möchte Ihnen noch die Reportage „Tiertransporte gnadenlos“ ans Herz legen. Am Montag den 20. Juli um 23 Uhr im Ersten Programm