Mahnwache vor dem Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium am 23.09.2019

„Wie erklärst Du Dir, dass nicht mehr Menschen an der Mahnwache gegen Tiertransporte teilnehmen“ fragte Heiko vom Tierschutzverein Hannover, welcher zusammen mit seinem Kollegen einen kleinen Bericht über die  Mahnwache am 23.09.2019 vor dem Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium drehte.

Ja, das fragen wir uns eigentlich auch immer. Meist sind wir nicht mehr als 15 Personen, die auf die Rechtswidrigkeit der Abfertigung von Tiertransporten ins Drittland und die grausamen Auswüchse der Tierhaltung in der industrialisierten Landwirtschaft durch unsere Anwesenheit vor dem Ministerium hinweisen. In Gesprächen mit den Menschen oder in Beiträgen auf FB ist stets zu hören bzw. zu lesen, wie schrecklich alles ist.

Es kann doch nicht allein die Uhrzeit sein, die von einer Teilnahme abhält! Sind wir inzwischen so weit, dass sich unser Engagement für die Lebewesen, die sich nun wirklich nicht selbst helfen können, auf eine mehr oder weniger radikale Umstellung unseres Konsumverhaltens (ist natürlich auch wichtig) und wenige, regenfreie Tage am Wochenende beschränkt ?

Heiko hat es dann kurz zusammengefasst: „Diese Tiere haben keine Lobby“

Dem ist wohl so. All die, die nicht mitmachen, sollten nicht darauf vertrauen, dass die kleine Aktivistengruppe – auch wenn sie schon im Gespräch mit der Ministerin stand- Tiertransporte in Drittländer stoppen können. Dafür brauchen wir ein paar mehr Leute, die durch ihre Anwesenheit zeigen, dass diese tierquälerischen Transporte von der Gesellschaft abgelehnt werden.

An dieser Stelle einen ganz großen Dank an den Tierschutzverein Hannover und des vegane Restaurant Hiller, welche die Mahnwache beworben haben.

Am Morgen der Mahnwache haben wir Frau Otte Kinast schriftlich gebeten, ihre Verantwortung für die Tiere wahrzunehmen und ihre Handlungsmöglichkeiten auszuschöpfen. Der Text des Schreibens ist u.a.

Eine Antwort liegt noch nicht vor. Kommt noch, versprach die Pressesprecherin, die uns -wie immer- begrüßte, die Ministerin selbst war verhindert. Wie beim letzten Mal haben wir wieder die Stimme für die Stimmlosen erhoben. Also die als Menschen kostümierten Tiere saßen wieder im Anhänger und die anderen wiederholten die gesprochenen Worte. Sollte so für alle hörbar werden. Leider war genau vor dem Ministerium eine riesige  Baustelle. Es war richtig laut. Der Kameramann hatte kaum Hoffnung, dass irgendwas von uns zu hören ist. Sehr emotional war der Einsatz des Straßenmusikers Tom Scharf, der mit seinem Hund Tequila vorbei kam. Er hat das Leid „Der Traum ist aus“ gesungen und mit der Gitarre begleitet.

Text des Schreibens vom 23.09.2019 an Frau Otte Kinast

Sehr geehrte Frau Otte-Kinast,

ein Tier erleidet schweigend Qualen auf einem Transport und scheint mit seinem Blick in die Kamera zu fragen, warum es diese Situation aushalten muss.

(Hinweis: Bild ist nicht beigefügt)

Auch wenn es vielleicht schon spürt, dass es für den menschlichen Verzehr getötet wird, hätte es darauf vertrauen können, dass ihm keine Schmerzen, Leiden oder Schäden zugefügt werden. Denn genau solche Situationen wollten die Menschen mit den von ihnen erlassenen Vorschriften auch vermeiden.*

Bitte nehmen Sie Ihre Verantwortung für die Tiere wahr und schöpfen Sie Ihre Handlungsmöglichkeiten aus!

Folgen Sie der Empfehlung Ihrer Landesbeauftragten für den Tierschutz und setzen Sie Tiertransporte in Drittländer bis zur Schaffung der grundlegenden Voraussetzungen für einen rechtskonformen Transport nach der VO (EG) 1/2005 (Zertifizierung der Routen durch die DG Sante) aus. Es handelt sich hier nicht um Einzelfälle, welche von den Veterinärämtern vor Ort zu lösen sind, sondern um ein generelles systematisches Problem, welches von der Politik und den Regierungen zu lösen ist.

Schauen Sie in die Augen des Tieres und entscheiden Sie, wie Sie sich künftig in Bezug auf Tiertransporte in Drittländer sowie Langstreckentransporte innerhalb Europas positionieren möchten.

Wir -und mit uns viele gleich gesinnte Bürgerinnen und Bürger– hoffen auf couragiertes Vorgehen; ein Vorgehen, welches der verantwortlichen Stelle auch gerecht werden würde.

* Art 13 AEUV „…tragen die Union und die Mitgliedstaaten den Erfordernissen des Wohlergehens der Tiere als fühlende Wesen in vollem Umfang Rechnung;…“

* VO (EG) Nr. 1/2005 des Rates vom 22. Dezember 2004 über den Schutz von Tieren beim Transport und damit zusammenhängenden Vorgängen

* Art 20 a GG Staatsziel Tierschutz

* Tierschutzgesetz