Massentierhaltung gefährdet Verbraucher

Tierwohl bedeutet Menschenwohl, dieser einfache Grundsatz ist den meisten aufgeklärten Verbrauchern schon länger bekannt. Wie die industrielle Massentierhaltung in Deutschland die Qualität von Lebensmitteln beeinträchtigt und dabei die Gesundheit von Menschen aufs Spiel setzt, wird nun wieder im Zusammenhang mit Hähnchenfleisch diskutiert.

Der ansteckende Durchfallerreger Campylobacter wurde 2017 bei Probeentnahmen in 51,8 % des geprüften Hähnchenfleisches in Deutschland festgestellt. 2011 sind es noch 31,6 % gewesen. Diese stärkere Keimbelastung ist für bis zu 70.000 gemeldete Erkrankungen verantwortlich zu machen. Die Dunkelziffer ist unbekannt. Vor allem Kinder, Ältere und Schwangere sind gefährdet.

Die Verbreitung der Keime ist auf die unhygienischen Bedingungen in Deutschlands Schlachthöfen zurückzuführen. Hier stellte das Bundesamt für Verbraucherschutz sogar bei 78,8 % der Hähnchen Durchfallerreger fest! Das massenhafte Schlachten von Tieren im Akkord führt zur Missachtung von Vorschriften zu Sauberkeit und Sorgfalt. Bei der anschließenden Auslieferung bis in den Einzelhandel wird zudem immer wieder die Kühlkette unterbrochen, was zu einer rasanten Vermehrung der Keimzahlen führt. „Schnell und billig“ ist die Devise.

„Es ist doch offensichtlich, dass unsere Regierung die Fleischproduzenten protegiert“, meint Martin Buschmann, Spitzenkandidat der Partei Mensch Umwelt Tierschutz (Tierschutzpartei) zur Europawahl 2019. „Standards und Vorschriften werden bisher ungenügend durchgesetzt und Verstöße nur nachlässig geahndet. Wenn schon Fleischproduktion stattfinden muss, dann zu Bedingungen, die höchste Qualität sicherstellen. Von der Profitgier der industriellen Massentierhaltung darf keine Gefahr für den Verbraucher ausgehen. Das ist die Regierung den Bürgern schuldig.“

Gerade das oft als „gesünder“ beworbene Geflügelfleisch wird inzwischen öfter eingekauft (2007: 10,7 kg pro Bundesbürger im Jahr – 2017: 12,4 kg), während der Verzehr von Fleisch insgesamt rückläufig ist (2007: 62,4 kg – 2017: 59,7 kg). Der Verbraucher ist sensibler geworden, was die Qualität der Ware angeht. Dennoch wird immer noch viel zu viel Fleisch konsumiert. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt mindestens eine Halbierung des Fleischkonsums auf 300 bis 600 Gramm pro Woche (ca. 15 bis 30 kg im Jahr). Jeder sollte darauf achten, seine Ernährung vielfältig und ausgewogen zu gestalten. Für Fleisch gibt es inzwischen zahlreiche pflanzliche Alternativen. Auf das Töten von Tieren könnten wir auch ganz verzichten, damit wäre uns und den Tieren am besten gedient.