Mehr Transparenz – artgerechte Tierhaltung

Wie sollen Fleischprodukte zukünftig gekennzeichnet werden?

 

Aus Sicht der Tierschutzpartei, in deren Grundsatzprogramm der Bio-vegane Landbau als Ziel festgeschrieben steht, gab es nicht viel zu erwarten von o. g. Veranstaltung, zu welcher Norwich Rüße MdL (Grüne) am Freitag, den 6. Juni 2018 in den Nordrheinwestfälischen Landtag eingeladen hatte. Immerhin gut 30 Personen, u. a. Delegierte großer Tierschutzvereine oder Vertreter biologischer Erzeugergemeinschaften fanden sich an diesem sonnigen Freitagnachmittag zusammen.

 

Im ersten Teil kamen die geladenen Referent*innen Herr Bernhard Burdick (Gruppenleiter Umwelt und Ernährung der Verbraucherzentrale NRW), Herr Dr. Patrick Klein (Initiative Tierwohl), Frau Maxi Thinius (Aldi Süd) und Herr Prof. Dr. med. vet. Thomas Blaha (Tierärztliche Vereinigung Tierschutz) zu Wort. Besonders die Vorstellung der „Initiative Tierwohl“ wirkte wie ein großer Werbeblock. Es handelt sich dabei um einen Zusammenschluss der von neun großen Playern des Einzelhandels finanziert wird und 2015 gegründet wurde. Gewisse bessere Haltungskriterien wie per NutztierhaltungsVO Puten, sogenannte Masthähnchen und Schweine betreffend vorgeschrieben z. B. ein etwas höheres Platzangebot, zusätzliches organisches Beschäftigungsmaterial oder auch eine Fortbildungspflicht der Vertragslandwirte stellen Inhalte der „Initiative Tierwohl“ dar. Auch werden diese Betriebe zweimal pro Jahr kontrolliert. Staatlicherseits erfolgen Betriebskontrollen laut Herr Prof. Dr. Blaha im Durchschnitt einmal alle zwölf Jahre. Blaha sah bemerkenswerter Weise schlechte Tiergesundheit nur im Zusammenhang mit einer mangelhaften Betreuung. Nach seiner Meinung seien die Haltungssysteme an sich nicht zu beanstanden.

 

Im zweiten Teil gab es eine Diskussionsrunde, wobei an den Vorschlägen, die die Anwesenden einbrachten erfreulicherweise ersichtlich wurde, dass ihnen die vorgestellte Labelung nicht streng genug erschien. Forderungen zurück zur flächengebundenen Tierhaltung, einer öffentlichen Tierverlustdatenbank, Ernährung als Thema bereits ab der Grundschule einzuführen oder dass die Verpackungen, ähnlich wie bei Zigaretten, die Wirklichkeit abbilden sollten, wurden laut. Unter den Gästen schien Einigkeit zu herrschen, dass mit der Zucht auf Hochleistung die Tierquälerei beginnt.

 

In der Quintessenz bleibt mal wieder, dass es keinen Wissensmangel gibt oder Forschungsdefizite, sondern ein Vollzugsdefizit, welches ein Versagen der Politik darstellt.

 

Maxi Thinius von Aldi Süd brachte allgemeines Verbraucher*innenverhalten mit dem Ausspruch „Am Regal endet die Moral“ auf den Punkt.

 

Es liegt an jedem von uns, dass sie Unrecht behalten möge. Es liegt an jedem von uns, täglich mit dem Griff ins Regal Position zu beziehen, was wir für ethisch vertretbar halten und was nicht. Wir müssen es nur alle konsequent tun. So einfach wäre das.

 

Text: Dr. Heidi Stümges