Was ist eigentlich Migräne? Auf jeden Fall keine „Ausrede“, sondern eine (schwere) chronische Erkrankung mit hoher Dunkelziffer. Noch immer erleben Patient:innen eine Odyssee bis zur Diagnose und kämpfen viel zu häufig um die Anerkennung der Krankheit, denn Migräne ist mehr als nur Kopfschmerz. Es handelt sich dabei um eine komplexe neurologische Erkrankung, bei der Betroffene ein 3 bis 7 Mal höheres Risiko für Depressionen, Angsterkrankungen und Suizid haben als Gesunde. Nicht nur deswegen zählt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Migräne zu den am stärksten behindernden Krankheiten.
Im Juni findet der Migräne Bewusstseins Monat statt, eine wichtige Initiative zur Aufklärung und Sensibilisierung für eine Erkrankung, die leider immer noch zu oft von der Gesellschaft vernachlässigt wird. Dieser Monat bietet eine wertvolle und wichtige Gelegenheit, das Bewusstsein für die Auswirkungen und die Komplexität dieser neurologischen Erkrankung zu schärfen. Vorurteile über Migräne halten sich hartnäckig. Sie spiegeln sich in Aussagen „Klaus ist heute nicht an seinem Arbeitsplatz – hat mal wieder seine Migräne genommen“ oder auch „Migräne ist, wenn Frauen keine Lust auf Sex haben“ wider.
Migräne ist weit mehr als nur ein „gewöhnlicher“ Kopfschmerz. Sie kann eine immense Belastung für die Betroffenen und deren Angehörige darstellen und ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Die Symptome reichen von intensiven Kopfschmerzen, die oft von Übelkeit, Erbrechen, Licht- und Geräuschempfindlichkeit begleitet werden, bis hin zu kognitiven Beeinträchtigungen, bekannt als Migräneaura. Die Anfälle können Stunden bis hin zu mehreren Tagen dauern und können sich regelmäßig oder unregelmäßig wiederholen. Trotz der beträchtlichen Anzahl von Menschen, die unter Migräne leiden, bleibt das Verständnis und die Akzeptanz in der Gesellschaft oft begrenzt. Viele Menschen, die nicht selbst von Migräne betroffen sind, können die Schwere und den Einfluss dieser Erkrankung auf das tägliche Leben nicht vollständig nachvollziehen. Dies führt häufig zu Stigmatisierung, Unverständnis und Vorurteilen. Laut Zahlen des RKI erfüllen 14,8 % der Frauen und 6,0 % der Männer die kompletten Kriterien für Migräne in Deutschland, was mehreren Millionen Menschen entspricht.
Der Migräne Bewusstseins Monat im Juni zielt darauf ab, diese Lücke zu schließen und das Bewusstsein für Migräne zu schärfen. Während dieses Monats werden verschiedene Veranstaltungen, Kampagnen und Informationskampagnen durchgeführt, um die öffentliche Aufmerksamkeit auf diese Erkrankung zu lenken. Ziel ist es, das Verständnis für Migräne zu verbessern, Betroffene zu unterstützen und die Forschung zu fördern.Es ist wichtig anzuerkennen, dass Migräne eine chronische Erkrankung ist, die das Leben der Betroffenen stark beeinflusst. Arbeit, Schule bzw. Studium, soziale Interaktionen und alltägliche Aktivitäten können schwierig sein, wenn man unter Migräne leidet. Eine angemessene Unterstützung, Rücksichtnahme und Vorbeugung sind daher unerlässlich, um den Betroffenen zu helfen, mit dieser Erkrankung umzugehen und ein Leben ohne Stigmatisierung und Vorurteile zu führen.
Es ist an der Zeit, dass Migräne als ernstzunehmende Erkrankung anerkannt wird, und der Migräne Bewusstseins Monat im Juni spielt eine wichtige Rolle dabei. Indem wir das Bewusstsein für diese ernste neurologische Erkrankung schärfen, können wir dazu beitragen, die Stigmatisierung abzubauen, das Verständnis zu verbessern und die Lebensqualität der Betroffenen und deren Angehörigen zu erhöhen. Es ist an der Zeit, dieses Thema aus dem Schatten zu holen und ihr die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie und alle Patient:innen verdienen.
Wissenswertes rund um das Thema Migräne findet man auf der Homepage der Schmerzklinik Kiel
Autor: Sebastian Everding