Modetrend Pelz auf dem Prüfstand: Pelzdekorationen und Accessoires von gequälten Tieren

Seit Jahren ist das Geschäft der Pelzindustrie in der Wintersaison auf einem aufsteigenden Ast – Pelzdekorationen an Mänteln, Jacken und Schuhen werden auf dem Massenmarkt teilweise zu Niedrigstpreisen angeboten. Diverse Accessoires, wie zum Beispiel Taschenanhänger aus Pelz, Pelzbommel und Pelz-Bälle als Schlüsselanhänger liegen bei vielen Verbrauchern im Trend.

Andererseits sprechen sich viele Menschen gegen den Kauf echter Pelze aus, weil die tierquälerische Haltung von Nerzen, Füchsen, Marderhunden und Katzen in den Pelzfarmen weltweit von internationalen Tierschutzorganisationen untersucht und bekannt gemacht worden ist.

Als Folge wird in den Medien seit Jahren immer wieder Aufklärung betrieben. Es ist bekannt, dass Marderhunde in chinesischen Pelzfarmen in engen Drahtkäfigen ein armseliges Dasein fristen und vergast oder mit Knüppeln erschlagen und gehäutet werden, teilweise sind sie noch lebendig, wenn ihnen das Fell abgezogen wird. Ein ähnliches Schicksal erleiden die Nerze, die von Natur aus gewohnt sind, an Flüssen zu leben und große Gebiete für ihre Nahrungssuche benötigen. In den Pelzfarmen werden sie millionenfach gezüchtet, um in kleinen Drahtkäfigen dahinzuvegetiereren, wo sie sich untereinander verstümmeln. Oft herschen kanibalistische Zustände unter den Tieren, was auf Nerzfarmen in Polen von Tierschützern beobachtet wurde. Durch die Medien werden vielen Menschen diese traurigen Zustände nahe gebracht mit der Folge, dass die Verbraucher häufig aus Mitgefühl mit den gequälten Tieren Abstand nehmen und Kleidung mit Kunstpelz bevorzugen. Allerdings ist hier größte Vorsicht geboten, da keine Transparenz vorhanden ist und die Deklaration der Kleidungsstücke häufig unzureichend oder falsch ist. Zwar gibt es seit 2012 die europäische Textil-Kennzeichnungsverordnung mit der Auflage, dass Kleidungsstücke mit Echtfell mit dem Hinweis „Enthält nicht textile Teile tierischen Ursprungs“ gekennzeichnet sein müssen. Die Kontrolle ist allerdings sehr lückenhaft, zudem müssen Herkunftsland, Tierart und Haltungsform nicht angegeben werden. Verstöße gegen die Verordnung werden nicht sanktioniert. Häufig ist den Verkäufern selbst gar nicht bekannt, ob sie Echtpelz oder Kunstpelz im Sortiment haben, da die Hersteller die Kleidungsstücke unzureichend oder falsch deklarieren. Aus Kostengründen wird teilweise dem Kunstfelz Echthaar beigefügt, so dass letztendlich beim Kauf der Pelzwaren für den Verbraucher immer das Risiko besteht, dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um ein Produkt aus Tierquälerei handelt. Nur durch Testverfahren lässt sich aufklären, ob echtes Tierhaar oder Kunstfell verarbeitet worden ist. Werden einige Haare aus dem Pelz entfernt und angezündet, so verbrennt das echte Tierhaar, während ds Kunstfell Plastikrückstände hinterläßt. Beim Hineinpusten in das Fell kommt beim Kunstfell das Textilgewebe zum Vorschein, während beim Echthaar lederähnliche Haut zu sehen ist.

Aber hilft uns das wirklich? Nach dem Erwerb der Pelzkleidung ist es zu spät, denn dann wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits ein Betrag zum großen Leid der Pelztiere geleistet. Vor dem Hintergrund der millionenfachen Tierquälerei der Pelztiere in den Zuchtfarmen stellt sich doch die Frage, ob nicht der Verzicht auf diese Kleidungsstücke aus moralisch-ethischen Gründen die beste Entscheidung ist. Können wir in Kenntnis der Leiden der Tiere überhaupt noch Freude haben an einem solchen Produkt? Kunstfell oder Echtfell – für die gequälten Tiere spielt es keine Rolle. Allein durch den Verzicht auf Pelzprodukte jeglicher Art können wir einen Betrag leisten zur Verringerung des Tierleids.

Gabriele Tautz, LaVo NI