Naturschutz – GroKo hinkt hinterher

Die GroKo hat zugestimmt, dass Deutschland einer internationalen Allianz beigetreten ist, in deren Rahmen 51 Länder sich dazu verpflichten, bis 2030 mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Wasserfläche unter Schutz zu stellen.

Diesen Entschluss begrüßen wir außerordentlich, denn Schutzgebiete sind für die Artenvielfalt extrem wichtig und wir leben im Zeitalter des größten Artensterbens seit dem Aussterben der Dinosaurier. Zudem sind Naturschutzgebiete auch essenziell, um zu verhindern, dass es immer mehr Pandemien gibt, denn „die voranschreitende Zerstörung von Ökosystemen macht das Überspringen neuer Viren von Tieren auf Menschen immer wahrscheinlicher“, wie die GroKo richtigerweise schreibt.

Leider haben CDU, CSU und SPD den Artenschutz bisher jedoch sträflich vernachlässigt. Bisher gibt es in Deutschland zwar bereits viele Gebiete, die – je nach Bewertungsgrundlage – zu Naturschutzgebieten dazu zählen, bis heute stehen aber erst mickrige 0,6 % der Landfläche Deutschlands unter strengem Naturschutz (Nationalparks). Zahlreiche Länder sind da bereits enorm viel weiter, wobei Vergleiche aufgrund der zahlreichen verschiedenen Einschränkungsintensitäten des menschlichen Eingriffs in diese Gebiete sehr schwierig sind. Wenn je nach Bewertungsgrundlage mal 30 % und mal 0,3 % eines Landes unter Schutz gestellt sind, kann man jedes internationale Abkommen als Erfolg feiern, ohne dass man in der Sache irgendetwas ändern muss.

Es muss ja auch nicht gleich so sein wie auf den Seychellen, wo (nach einer bestimmten Bewertungsgrundlage) sage-und-schreibe 99,6 % unter Schutz stehen, aber klar ist, dass es so wie bisher nicht weiter gehen darf. Es herrscht hierzulande enormer Nachholbedarf und man muss sich einiges überlegen, wenn man nun in so kurzer Zeit auf so einen hohen Prozentwert kommen will, ohne zu tricksen. Geeignete Gebiete gäbe es zur Genüge. Bisher scheuen sich die großen Parteien aber davor, der Landwirtschaft Einschränkungen aufzuerlegen, denn in der Nähe von echten Naturschutzgebieten dürfen z. B. keine bzw. nur sehr wenige Pestizide eingesetzt werden und die oberste Landwirtschaftslobbyistin Julia Klöckner findet Pestizide ja ganz toll.

Wir fordern Union und SPD daher auf, diesen Entschluss ernst zu nehmen und auch im Rahmen der nächsten Regierung alles dafür zu tun, dass er auch wirklich umgesetzt wird. Zudem darf sich Deutschland nicht seiner Verantwortung zu Natur- und Artenschutz im eigenen Land entziehen, indem es sich einfach durch Zahlungen an Drittländer freikauft, die dann stattdessen mehr Natur schützen. Mehr Naturschutz in anderen Ländern ist zwar selbstverständlich auch äußerst begrüßenswert, insb. wenn es um besonders klimarelevante und artenreiche Lebensräume wie Urwälder, Moore, Sümpfe, Riffe u. ä. geht, doch Deutschland muss auch vor der eigenen Haustür kehren und mit gutem Beispiel vorangehen, denn auch bei uns gibt es einen dramatischen Artenschwund, viel Zerstörung von Natur und nur so kann man glaubwürdig und berechtigterweise von anderen Ländern mehr Naturschutz fordern!

Wir werden diese Entwicklungen beobachten und die kommenden Regierungen daran erinnern. Du willst, dass sich beim Arten- und Naturschutz endlich mehr tut, und zwar ohne Tricks? Dann werde jetzt Mitglied:
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