Neuer FDP-Chef Philipp Rösler sieht im Veggiday eine Beschneidung der Freiheit

Laut einer Umfrage des ARD-Morgenmagazins vom 13.05.2011 sind 61 Prozent der Deutschen der Ansicht, mit der FDP sei verlässliche Politik nicht mehr möglich, 86 Prozent glauben, die Partei beschäftige sich mehr mit sich selbst anstatt mit den Problemen Deutschlands.

Die Antrittsrede des neuen FDP-Chefs Philipp Röslers am 14.05.2011 in Rostock dürfte den Glauben der Deutschen an die Liberalen kaum gestärkt haben. Ein Parteivorsitzender, der die Freiheit der Menschen durch einen fleischfreien Tag (Bremer Veggiday) bedroht sieht, hängt einem Freiheitsglauben an, der auf dem Recht des Stärkeren beruht. Dass Fleisch eine schlechte Klimabilanz hat, mag eine Tatsache sein, die gern verdrängt wird, aber spätestens seit dem Bericht „Livestock’s Long Shadow“ der Food and Agriculture Organization of the United Nations, Rome 2006, ist das wissenschaftlich bewiesen. Tierhaltung und Fleischkonsum sind für 18% der Treibhausgase verantwortlich, mehr als der weltweite Verkehr (Autos, Bahn, Schiffe und Flugzeuge).

Wenn der Klimawandel in diesem Tempo voranschreitet, werden sich wetterbedingte Katastrophen häufen – Dürreperioden, Hochwasser, verheerende Stürme, … Menschen werden aufgrund der Ernteausfälle als Folge der Dürre verhungern, sie werden zu Opfern der Überschwemmungen und Stürme. Sie verlieren ihr Land, ihre Häuser und schlimmstenfalls ihr Leben. Denkt Herr Rösler auch an die Freiheit dieser Menschen, an ihre erste und einfachste Freiheit, nämlich die Freiheit auf diesem Planeten leben zu dürfen? Die Menschen in Deutschland und eben auch die potenziellen FDP-Wähler betrifft der Klimawandel sicher noch nicht in dem Maße wie viele Menschen in anderen Regionen der Erde. Aber wir sind ja auch die Starken, die ihre Freiheit auf Kosten der Freiheit anderer ausleben.

Der Bremer Veggiday nimmt weder Herrn Rösler noch den Bremer Bürgern die Freiheit, Fleisch zu essen. Dazu Christiane Schwalbe, Initiatorin und Leiterin des Projekts: „Wir sind nicht angetreten, Fleisch zu verbieten, es geht uns viel mehr darum, beim Essen genauer hinzusehen, sich auf regionale Produkte zu besinnen, am Donnerstag auf Steak, Schnitzel, Bratwurst oder Schinken zu verzichten, und damit nicht nur die persönliche CO2-Bilanz zu verbessern, sondern dem Klima insgesamt zu helfen.“

Was der menschliche Fleischkonsum für die Freiheit und die Lebensbedingungen von Tieren bedeutet, wird Herrn Rösler kaum interessieren. Tiere haben schließlich kein Wahlrecht. Wenn sie es hätten, würden sie aber sicher nicht die FDP wählen. Davon können wir Menschen aber zumindest lernen.

Dass die Grünen den Veggiday in Bremen eingeführt hätten, wie Herr Rösler es verbreitet, entspricht übrigens nicht der Wahrheit. Die Initiatorin des Veggiday in Bremen ist Christiane Schwalbe in Zusammenarbeit mit der Bürgerstiftung Bremen, Dr. Hans-Christoph Hoppensack (stellv. Vorsitzender).

Regina Nickelsen
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