Neuer Fleischskandal: kranke Rinder brutal geschlachtet

In der Fleischindustrie reiht sich ein Skandal an den nächsten. Dank der heimlich gemachten Aufnahmen in einem polnischen Schlachthof erfuhr die Öffentlichkeit vor wenigen Tagen von ungeheurlichen Vorgängen. Ein in Polen in Ausschnitten ausgestrahltes Video zeigt, wie offensichtlich kranke, auf dem Boden liegende Rinder nachts in eine Schlachterei geschleift werden. In dem Betrieb werden die Tiere dann getötet und zerteilt. Ihr Fleisch muss von Tumoren, Abszessen und Druckstellen befreit werden. Am nächsten Morgen zeichnet ein Veterinär einfach alle Papiere ab und die frisch verpackte Ware geht als unbedenklich klassifiziert in den regulären Versand an Supermärkte.

In diesem einen Schlachthof wurden in drei Wochen insgesamt 28 Kühe in nächtlichen Sonderschichten heimlich „verarbeitet“. Das ist kein Einzelfall, sondern ein Geschäftsmodell. In Polen gibt es schätzungsweise 300 Händler, die kranke Tiere zur Schlachtung vermitteln. Damit sparen die Bauern die Entsorgungskosten, während die Schlachtbetriebe billig Extrafleisch einkaufen können. Korrupte Tierärzte schauen weg und halten die Hand auf.

Erschütternd ist im aktuellen Fall wieder die Brutalität, mit der gegen die wehrlosen, unter Medikamenteneinfluss stehenden Tiere vorgegangen wird. Erneut wird außerdem das enorme Risiko klar, dem der Verbraucher durch die Profitgier der Konzerne ausgeliefert ist. Krankes Fleisch lässt sich von gesundem praktisch nicht unterscheiden. Martin Buschmann, Spitzenkandidat der Partei Mensch Umwelt Tierschutz (Tierschutzpartei) zur Europawahl 2019, ist alarmiert: „Da Polen 80% des dort produzierten Rindfleisches exportiert, stehen wir möglicherweise vor einem Skandal mit europaweiter Tragweite. Die EU täte gut daran, eine Sicherheitswarnung auszugeben und scharfe Kontrollen durchzusetzen.“

Quellen: Der Spiegel, Agrarwende