Offener Brief an den Bundesminister für Gesundheit, Jens Spahn, Psychotherapeutenausbildungsreformgesetz

Gesundheitsministerium
Jens Spahn
11055 Berlin

Sehr geehrter Herr Bundesminister für Gesundheit, Jens Spahn,

Sie arbeiten zur Zeit an einer Reform der Psychotherapieausbildung. Die bisherige Regelung zur Vergütung von Psychologen war immer wieder kritisiert worden, deshalb war eine Reform überfällig:

Nach dem geplanten Masterstudiengang Psychotherapie wären Absolventen approbiert und könnten dann während der darauffolgenden Weiterbildung angemessen bezahlt werden.

Derzeit gibt es viele Betroffene, die sehr lange auf einen Psychotherapieplatz warten und der Mangel an Therapeuten wird sich innerhalb des kommenden Jahrzehnts weiter zuspitzen. Daher ist es gut, mehr Anreize für das Ergreifen dieses Berufs zu schaffen.

Ihr Entwurf des Psychotherapeutenausbildungsreformgesetzes wurde jedoch bereits von zahlreichen Fachverbänden und Sachverständigen kritisiert. Die Partei Mensch Umwelt Tierschutz sieht ebenfalls Bedenken.

Die Bezeichnung „Psychotherapeut“ im Rahmen der Reform stellt eine Irreführung der Patienten dar, da so nicht mehr erkennbar ist, was sich hinter der Bezeichnung verbirgt: Sogenannte Psychotherapeuten können gerade das fünfjährige Psychotherapie-Studium abgeschlossen haben, in welchem sie keinen einzigen Patienten gesehen haben.

Genauso kann hinter der Bezeichnung Psychotherapeut aber eine lange Ausbildung mit berufspraktischer Erfahrung stehen wie sechs Jahre Medizinstudium, anschließend fünf Jahre Facharztweiterbildung und zusätzlich das Erlernen des Therapieverfahrens an einem anerkannten Institut.

Wir sind der Auffassung, dass Psychotherapie nicht isoliert als reine Behandlungstechnik ohne Umgang mit Patienten und ohne biopsychosozialen Kontext erlernt werden kann. Dies ist erst nach dem abgeschlossenen Studium (der Psychologie oder Medizin) möglich.

Außerdem befürworten wir, zur Abgrenzung zu den verschiedenen fachärztlichen Psychotherapeuten, die Bezeichnung Psychologischer Psychotherapeut beizubehalten.

Es soll eine psychotherapeutische Versorgung auf hohem Niveau sichergestellt werden. Zur Zeit ergänzen Psychologische Psychotherapeuten das therapeutische Angebot, wobei Menschen mit psychischen Problemen auch ärztlich diagnostiziert und behandelt werden, da oft auch körperliche Erkrankungen/Symptome vorhanden sind.

Wir begrüßen, dass entgegen dem Referentenentwurf im Kabinettsentwurf jetzt doch an der ärztlichen Diagnostik festgehalten wird und die Indikationsstellung und Verordnung von Medikamenten in ärztlicher Verantwortung bleibt.

Die Partei MENSCH UMWELT TIERSCHUTZ lehnt den Entwurf des Gesetzes in der jetzigen Form ab und befürwortet stattdessen einen Studiengang Psychologie mit therapeutischem Schwerpunkt und anschließender Weiterbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten.

Die bewährte multidisziplinäre Zusammenarbeit muss hierbei erhalten bleiben.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Susanne Wittmann

Bundesarbeitskreis Gesundheit und Soziales

Partei MENSCH UMWELT TIERSCHUTZ