Offener Brief: Unwürdige Tiertransporte stoppen!

An die Mitglieder des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft
Deutscher Bundestag
Platz der Republik 1
11011 Berlin

Unwürdige Tiertransporte stoppen!

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich appelliere an Sie, sich dem Antrag der FDP (Drucksache 19/435 vom 16.01.2018) anzuschließen und damit

1. die Einhaltung der tiertransportrechlichen Regelungen sicherzustellen
sowie
2. sowie Lebendtiertransporte (Schlacht- und Zuchttiere) in Drittländer sofort zu unterbinden.

Erfreulicherweise hat sich die Agrarministerkonferenz dafür ausgesprochen, den Transport von lebenden Schlachttieren in Drittländer in Gänze zu verbieten und die Bundesregierung gebeten, sich hierfür auch auf EU-Ebene einzusetzen. Eine gute Entscheidung, zumal die Einhaltung der tiertransportrechtlichen Regelungen im Drittland praktisch nicht überprüft werden kann.

Besonders wichtig ist jedoch auch, den Transport von Zuchttieren in Drittländer zu verbieten und somit möglicherweise illegalen Transporten keinen Vorschub zu leisten. Oftmals werden die zur Zucht deklarierten Tiere im Drittland auch der Schlachtung zugeführt, da für eine Zucht allein schon die Futtergrundlage fehlt. Beispielsweise besteht Ägypten zu 90% aus Wüste.

Bereits im Jahr 1996 ließ sich mit entsprechenden Transportpapieren und mit Hilfe der von der EU bereitgestellten sog. Herodes-Prämie für die Vernichtung neugeborener Kälber, gutes Geld verdienen. Mit dieser Prämie sollte der europäische Rindfleischmarkt um ca. 1 Million Kälber „entlastet“ werden. Dafür wurden allein für 1996 ca. 250 Millionen DM bereitgestellt. Pro Tier wurden 230 bzw. 290 DM gezahlt, wenn die Tiere nicht dem menschlichen Verzehr dienten, sondern gleich nach der Geburt in spezielle Lizenzschlachthöfe nach Südfrankreich transportiert und vernichtet wurden. Deutschland hatte sich entschieden, diese Prämie nicht in Anspruch zu nehmen. Da die Prämie aber in vier europäischen Ländern, darunter Frankreich, gezahlt wurde, fanden illegale Transporte von neugeborenen Kälbern in großem Umfang von Deutschland nach Frankreich statt.

Deutschland hat dem „Tierschutz“ Verfassungsrang eingeräumt. Tiere können Schmerzen und Leiden empfinden und der Mensch trägt die Verantwortung für das Tier als Mitgeschöpf. Insbesondere hat er dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Unter diesen Gesichtspunkten ist es geradezu unverständlich, warum Tiere weite Strecken transportiert werden, nur um letztlich am Zielort getötet zu werden.

Welches, ebenfalls mit Verfassungsrang belegte Recht, legitimiert zu einer Transportzeit, die die Fahrt zum nächstgelegenen Schlachthof um Stunden, Tage und manchmal auch um Wochen überschreitet?

Bitte nehmen Sie die Verantwortung für die uns anvertrauten Mitgeschöpfe wahr, schließen Sie sich dem Antrag der FDP an und stellen Sie auch die Notwendigkeit von Transporten innerhalb der EU auf den Prüfstand.

Mit freundlichen Grüßen

Simone Oppermann

Landesverband Niedersachsen