Ute LangenkampUte Langenkamp

Die Preisträgerin der MUT-Medaille im Jahr 2004

Ute Langenkamp – eine künstlerisch sensible Frau, die wunderschöne Bilder malte, eine Frau mit weitem Herzen, die zu ihrer eigenen Familie mit drei Kindern noch ein koreanisches Adoptivkind aufnahm, um es vor Hunger und Krankheit zu schützen, entwickelte sich zu einer unerschrockenen, unermüdlichen Kämpferin für die wehrlose, gequälte Kreatur.

Als Ute Langenkamp im Jahre 1985 an einem Infostand zum ersten Mal mit der Entsetzlichkeit der Tierversuche konfrontiert wurde, änderte sich ihr Leben von einem Tag auf den anderen. Des ganzen Tierelends bewusst geworden, aß sie von da an kein Fleisch mehr und gründete noch im selben Jahr die „Tübinger Bürgerinitiative gegen Tierversuche“.

Besonders die Publikationen der Vivisektoren an der Tübinger Universität nahm sie unter die Lupe. Sie „übersetzte“ die medizinische Fachsprache in ein enttarnendes Deutsch, das die ganzen Grausamkeiten einer erbarmungslosen, eiskalten Forschung aufzeigte und fertigte Aufklärungsblätter und Pranger-Plakate, auf denen sie die Experimentatoren persönlich angriff – und dies fast allwöchentlich an Informationsständen ihrer Bürgerinitiative. Die Gegenwehr der Tierfrevler folgte auf dem Fuße: Immer wieder wurden ihre Materialien von der Polizei konfisziert und einige Male wurden ihr Gerichtsverfahren angehängt, aus denen sie aber ihr zuverlässiger Verteidiger, Dr. Edmund Haferbeck, stets glimpflich herauspaukte. In kämpferischem Einsatz hat sie sich so fast 13 Jahre lang für die Abschaffung der Tierversuche stark gemacht; ihre Kampagnen und Trommel-Demos durch die Tübinger Altstadt waren weithin bekannt.

Dann aber, im Jahre 1997, sollte sich ihr Lebensweg nochmals auf dramatische, noch nicht abzusehende Weise ändern, indem ihre Aufmerksamkeit auf das Elend der Straßentiere und Streunerhunde in südlichen Ländern gelenkt wurde. In den folgenden Jahren baute sie in Oberitalien zusammen mit einer italienischen Tierschützerin nach und nach 3 Tierheime auf, die schließlich in einem großen Gelände vereinigt werden sollten. Mithilfe von großzügigen Spenden deutscher TierfreundInnen gelang dies Ende 2001.

Aber zur Ruhe kam Ute Langenkamp nicht. Aus Rumänien wurden furchtbare Tierquälereien gemeldet. Rumänien, auch eines der Länder, die weder ein Tierschutzgesetz noch Kastrationsprogramme kannten, entledigte sich der unkontrolliert vermehrenden Hunde auf schreckliche Weise. So berichteten Tierfreunde aus Pitesti von bestialischen Verfolgungen der Streunerhunde: Sie würden auf den Straßen geschossen, überfahren, vergiftet, erschlagen oder mit Schlingen gefangen, dabei oft fast erdrosselt und in eine ausgediente Fuchsfarm namens „SMEURA“ verfrachtet. Dort würden sie mit Formalinspritzen ins Herz – eine sehr qualvolle Tötungsmethode – umgebracht. Als Ute Langenkamp dorthin kam, sah sie die schlimmsten Befürchtungen bestätigt.

Die Verhandlungen mit dem Bürgermeister von Pitesti waren sehr schwierig und zäh. Schließlich erreichte sie aber, dass die in die frühere Fuchsfarm verbrachten Tiere nicht getötet wurden. Sie wollte die Tiere füttern, tierärztlich versorgen und kastrieren lassen, was ihr durch unermüdliche, weit gestreute Spendenaufrufe gelingen sollte. Der ETN (Europäischer Tier- und Naturschutz e.V.) gab als einzige Tierschutzorganisation eine Finanzierungszusage für den Aufbau von Auslaufgehegen.

Es ist kaum vorstellbar, welch gigantische Leistung in der angemieteten SMEURA vollbracht werden musste, um den vielen, von der Stadtverwaltung angekarrten Tieren ein Überleben sichern zu können. So entstand das wahrscheinlich weltweit größte Tierheim, in dem über 3.000 Straßenhunde einen sicheren Zufluchtsort fanden. Aber die Boshaftigkeit und Missgunst mancher Menschen kennt bekanntlich keine Grenzen: Das Jahr 2003 wurde ein unheilvolles, denn völlig unverschuldet musste Ute Langenkamp einen Rufmordskandal über sich ergehen lassen. Dies hätte den etwa 4.000 Tieren (Hunde und Katzen) in Rumänien und Italien fast das Leben gekostet, da die Staatsanwaltschaft sämtliche Konten, auch die privaten, gesperrt hatte. Schwere Sorgen und die Beleihung des italienischen Tierheims waren die Folgen.

Erst als die Tübinger Staatsanwaltschaft Ute Langenkamp endlich für unschuldig befunden hatte und damit dem teuflischen Treiben ein Ende setzte, konnte sie wieder aufatmen; nach und nach liefen dann auch wieder die ersten Spenden ein.

Im Oktober 2003 überzeugte sich der WDR mit seinem Reportage-Team vom guten Zustand der Tiere und des Tierheims, das mit Auslaufgehegen und winterfesten Hütten gut ausgestattet war.

Trotzdem hörten die Aufregungen immer noch nicht auf: 2004 sollte das Gelände der SMEURA verkauft oder versteigert werden, auf die vielen Tiere nahm man dabei keine Rücksicht!

Und wieder unternahm Ute Langenkamp eine Riesenanstrengung, um das Land zu kaufen und so Tierheim und Tiere zu retten. Unermüdliche Spendenaufrufe, laufende Mitteilungen an die Tierfreunde über den jeweiligen Spendenstand und immer wieder Eingaben und Bitten, die Versteigerung hinauszuzögern; das war ihre unvergleichlich Nerven-zehrende und harte Arbeit.

Schlussbemerkung nach der Verleihung der MUT-Medaille im September 2004:

Kaum zu glauben, aber inzwischen hat Ute Langenkamp auch diese große Herausforderung geschafft. Das Land bzw. die SMEURA kann ihr jetzt niemand mehr wegnehmen.

In einem fremden, im Tierschutz total rückständigen Land, hat sie entscheidende Zeichen gesetzt, Aufklärung betrieben und mit ihrem Kastrationsprogramm und ihrer Liebe zu den Streunerhunden in der Öffentlichkeit Aufmerksamkeit geweckt. Dafür gebührt ihr höchster Respekt und Dank!

Wir wünschen Ute Langenkamp für ihre vorbildlichen Projekte in Rumänien weiterhin viel Erfolg.