Podiumsdiskussion gegen Massentierhaltung in Pattensen

Politiker der etablierten Parteien standen Rede und Antwort zu dem Thema: „Bio ist nicht gleich bio“ am 09.08.2017 in Pattensen. Auch die Biobranche produziert längst Massenware – weil der Markt boomt und gute Geschäfte verspricht.

Die Folge: Die Produktionsverfahren vieler Biobetriebe werden denen der konventionellen immer ähnlicher“, schriebt die BI-Pattensen in ihrer Ankündigung. Es ist anzunehmen, dass Bio das neue Konventionelle ist.

Frau Flachsbarth (CDU) kam mit dem Argument, dass allein die Größe der Ställe kein Kriterium für schlechte Haltungsbedingungen sein kann und forderte strenge Kriterien für eine bessere Überwachung.

Ja, eine bessere Überwachung der zurzeit geltenden Mindeststandards scheint wirklich erforderlich, um schlimmste Tierquälerei, wie sie in den letzten Wochen immer wieder aufgedeckt wurde, zu verhindern. Allerdings stößt die Größe der Ställe -und seien die Hallen auch noch so gut klimatisiert und gereinigt (ist ja inzwischen auch ein Problem)- auf breite Ablehnung in der Bevölkerung. Große Ställe wurden und werden gebaut, um möglichst viele Tiere in möglichst kurzer Zeit zu Gewinnung von Fleisch, Milch oder Eiern optimal einzusetzen (oder besser: auszunutzen). Das Tier wird nicht als fühlendes Individuum mit besonderen Bedürfnissen wahrgenommen sondern vorrangig als Produktionseinheit. Das eigentliche Problem dürfte hier in der Ausbeutung der Tiere liegen, die inzwischen immer transparenter wird.

Herr Miersch (SPD) sieht als Grundproblem, dass die gesetzlichen Grundlagen schlecht sind. „Wir leben in einem kranken System, wir pressen alles aus dem Tier, aus dem Boden heraus.“ Es sei der Fehler der Agrarförderung, dass „nur Masse gefördert wird, nicht Qualität“. Er fordert, dass die nächste Bundesregierung umsteuert und auch über die EU andere Richtlinien für die Agrarsubventionen durchsetzt. Dieser Aussage kann nur zugestimmt werden. Fraglich, in wieweit die Aussage des Herrn Miersch auch die Meinung seiner Partei widerspiegelt, die einige Sitze im Bundestag inne hat und zu Veränderungen hätte beitragen können. Darüber hinaus ist es auch entspannt, auf die (tatsächlich nicht abzustreitende) Unfähigkeit der EU in Bezug auf den Tierschutz zu verweisen und auszublenden, dass die Kommunen und das Land sehr wohl auch Handlungsmöglichkeiten haben. Beispielsweise entscheiden die Kommunen seit der Änderung des BauGB zum 11.06.2013 (Wegfall der Privilegierung gewerblicher Tierhaltungsanlagen) durch ihre Bauleitplanung, ob große Anlagen zugelassen werden oder nicht. Und über die Vergabe der aus dem großen Fördertopf der EU bereitgestellten ELER- und PFEIL-Mittel entscheidet die Landesregierung.

Herr Janßen (Die Grünen) sagte: „Bio ist das, was die Biokriterien der EU einhält. Aber wir setzen uns für strengere Kriterien ein.“
Die Biokriterien der EU sind absolut unzureichend und strengere Kriterien wären eine gute Idee, soweit sie auch transparent und verständlich sind. Irreführende Werbung sowie zig Siegel mit ähnlich lautenden Bezeichnungen tragen letztlich nur zur Verunsicherung der Verbraucher bei. Wen die Herkunft seiner tierischen Lebensmittel wirklich interessiert, kauft direkt bei den Erzeugern oder in Bio-Läden, deren Betreiber persönlich Auskunft zur Herkunft der tierischen Produkte geben können.

Fazit: Zur Vermeidung von Tierleid gibt es nur eine Alternative, nämlich den Verzicht auf tierische Produkte. Zwischenzeitlich müssen die politischen Entscheidungsträger anerkennen, dass Tiere keine Produktionseinheiten sind und mit ihnen kein Handel – insbesondere über die Landesgrenzen hinaus – getrieben wird. Eine Steuerung des Marktes durch den Verbraucher wird möglich sein, wenn ihm beim Kauf vollständige Informationen zur Erzeugung von Fleisch, Milch und Eiern schnell und leicht verständlich geliefert werden.

Simone Oppermann / Landesverband Niedersachsen