Mensch Umwelt Tiere – Mitgeschöpfe unseres Planeten

Politikwechsel: Stoppt die Diktatur der 0,01%

Politiker verlangen nach Mehrheiten: Mehrheiten, um zu regieren, Mehrheiten, um Ihre Ziele zu erreichen, Mehrheiten, um Ihre Ideologien in Gesetze zu verwandeln. Wir Menschen sind aber keineswegs die Mehrheit. Eine aktuelle Untersuchung internationaler Wissenschaftler unter Leitung von Prof. Ron Milo vom Weizman Institute of Sciences zeigt, dass sich die Menschheit wie eine Plage für alle anderen Lebensformen auf der Erde verhält. Und das, obwohl die 7,6 Milliarden Menschen lediglich 0,01 % des gesamten Lebens auf der Erde ausmachen. Wenn irgendeine andere Spezies jedoch so viel Schaden anrichten würde wie die Menschheit, würden wir alles tun, um den Verursacher zu bekämpfen.

Das wiederum tun wir bereits bei Arten, die für unser Überleben buchstäblich lebenswichtig sind: Wir bekämpfen beispielsweise Insekten massiv mit Pestiziden und gefährden damit auch unser eigenes Leben, auch wenn dies erst in einigen Jahren zu spüren sein wird.

Nur ein respektvoller Umgang mit anderen Lebensformen auf der Erde kann uns eine nachhaltige Zukunft ermöglichen. Obwohl wir uns dessen bewusst sind, erkennen wir es offenbar nicht ausreichend. Seit Beginn unserer Zivilisation sind 83 % aller Wildsäugetiere und die Hälfte aller Pflanzen durch menschliches Eingreifen ausgerottet worden. Die Transformation des Lebens auf der Erde zeigt sich am besten im Rückgang der Artenvielfalt, der gravierendste seit Bestehen unseres Planetens.

Ein Beispiel: Der weltweite Verzehr von Hühnern stieg explosionsartig mit dem Beginn der Agrarindustrie nach dem Zweiten Weltkrieg. Heute ist das domestizierte Huhn mit rund 60 Milliarden Vögeln, die jährlich geschlachtet werden, die weltweit am meisten verbreitete Vogelart. Hühner als sogenannte Nutztiere repräsentieren rund 70 % aller Vögel auf unserem Planeten, womit lediglich 30 % aller Vögel wild sind und deren Bestand durch Umweltgifte, Jagd und Abholzung stark abnimmt. Und mindestens die Hälfte aller ursprünglichen Hühnerrassen ist seither verloren, weil sich die Geflügelindustrie hauptsächlich auf die Vermehrung von speziell gezüchteten Hühnern konzentriert. Diese Monokultur ist ein hohes Risiko, wenn es um genetische Defekte und ihre Anfälligkeiten für Krankheiten geht. Neben der extremen Anzahl von gehaltenen Hühnern sind der übermäßige Einsatz von Antibiotika und die enormen Infektionen mit Krankheitserregern auch ein großes Risiko für die öffentliche Gesundheit. Zoonosen können nach Ansicht von Wissenschaftlern zu einer globalen Pandemie von beispiellosem Ausmaß und hunderten von Millionen toten Menschen und Tieren führen.

Ebenso sagt Professor Jan Zalasiewicz, Geologe an der Universität von Leicester, über das fabrikmäßig gezüchtete Huhn, dass es der weltweit am häufigsten vorkommende Vogel ist. Somit ist das Zuchthuhn ein entscheidendes Merkmal der neuen Ära des Anthropozäns, das leider enorme Risiken mit sich bringt. Die Art und Weise wie wir jetzt leben, zielt hauptsächlich darauf ab, unseren Wohlstand kurzfristig zu maximieren. Unser ökologischer Fußabdruck ist so groß, dass alle Rohstoffe und Verbrauchsmaterialien, die unsere Erde auf mittlere Frist in einem Jahr liefern kann, jedes Jahr Mitte August erschöpft sind. Den Rest des Jahres leben wir auf Kosten der dahinschmelzenden Substanz und gehen unverantwortlich in eine unsichere Zukunft. Mittel- und langfristig bedroht diese Lebensweise nicht nur unser Wohlbefinden, sondern auch unsere Überlebenschancen als Spezies.

Aber die Menschheit – diese 0,01 % – ist so sehr auf sich selbst konzentriert, dass fast alle politischen Parteien kurzfristige menschliche Interessen als zentrales Dogma ihrer Politik haben. Tiere und Umwelt werden nur halbherzig angesprochen, wenn die kurzfristigen menschlichen Wünsche erfüllt sind, und das ist selten der Fall. In Deutschland zeigt sich dies unter anderem in der Diskussion über die Klimapolitik, in der einer der größten Umweltverschmutzer, nämlich die industrielle Tierhaltung, für jede mögliche Lösung tabuisiert werden. Buchstäblich der Elefant im Raum.

Als Menschen, die auf eine intakte Natur angewiesen sind und moralische Werte predigen, haben wir allen Grund, unsere Interaktion mit den Tieren und der Natur endlich auch ehrlich und konsequent zu überdenken. Als Gandhi gefragt wurde, was seine Meinung über die westliche Zivilisation sei, sagte er, dass sie eine gute Idee wäre. Die Tierschutzpartei steht vor einer nächsten Zivilisations­offensive: den 99,99 % eine Stimme zu geben, auch im Interesse der 0,01 %.

 

Sandra Lück, Matthias Ebner, Robert Gabel

Bundesvorsitzende der Partei Mensch Umwelt Tierschutz – Tierschutzpartei

 

 

Tierschutzparteien

Mittlerweile gibt es über 17.000 Tierschutzorganisationen und 19 Tierschutzparteien weltweit. Die Partei Mensch Umwelt Tierschutz ist eine von ihnen. Unser Ziel ist es, für alle Lebewesen auf der ganzen Welt einzustehen, einschließlich jener, die immer noch von Menschen als Eigentum, Außenseiter, Vieh oder Speisekammer gesehen werden – weil sie von grundlegender Bedeutung sind, um unser Leben lohnenswert zu machen.

International ist das Konzept der Tierschutzparteien eine der am schnellsten wachsenden neuen politischen Bewegungen (bspw. in den Niederlanden hat die Partij voor de Dieren 74 Mandate, in Portugal hat die Partei Pessoas-Animais-Natureza 33 Mandate), basierend auf dem Schutz der Interessen der Schwächsten gegen das angebliche Recht der Stärksten. Das heißt, im Interesse der Stimmlosen, aber auch im Interesse dieser winzigen, aber sehr dominanten Minderheit der Menschen. Die Praxis, andere Arten zu kontrollieren, zu quälen, auszubeuten und zu töten, kennt keinerlei Rechtfertigung. Die Menschen haben in keiner Weise besondere Rechte auf unserem Planeten und unsere Intelligenz kann nicht als der entscheidende Grund für unsere selbsternannte Vorherrschaft angesehen werden.