Private Igelhilfe völlig ausgelastet

Igelexpertin Karin Oehl, die vor 40 Jahren mit ihrer privaten Igelstation begann und von deren Arbeit und Anliegen wir schon öfters berichtet hatten, nimmt in diesem Jahr wieder fast täglich verletzte Igel auf, wie auf dem Bild zu sehen ist. Mit ihrer eindringlichen Botschaft richtet sie sich an alle Menschen, die ein Herz für Igel haben.

O-Ton K. Oehl: „In unserem Umfeld leben sie notgedrungen als Kulturfolger – die kleinen nachtaktiven Gesellen mit den Stacheln.

Sympathieträger sind sie, alle finden sie so süß und doch machen wir ihnen in Unkenntnis ihrer Lebensweise und in Gedankenlosigkeit das Leben so schwer.

Dieses Igelweibchen verlor sein Gesicht durch einen Rasentrimmer. Das Weibchen wiegt über 1000 g u. die Wahrscheinlichkeit, daß sie Junge hat, ist sehr groß – (Zitzen) Was wird aus dem Wurf?

Sie leiden oft fürchterlich; häufig werden sie so leidend gefunden. Wir in den Stationen versuchen zu helfen, oft kann nur noch ein Tierarzt so ein Leiden beenden.

Meine Bitte – Jeder von Euch Empfängern möge es so öffentlich wie möglich machen, daß man bei der Gartenarbeit bes. unter überhängenden Zweigen, unter Büschen, im Unterbewuchs von Hecken bitte besonders mit den Fadenmähern vorsichtig arbeiten soll. Bitte nachschaun, ob dort ein Igel seinen Tagschlaf hält.

Es wäre toll, wenn Sie bei der Bepflanzung Ihrer Gärten auf Insektenfreundliche Pflanzen zurück greifen würdet –Igel sind nicht die Schneckenfresser, es sind Insektenfresser .

Wir haben Paarungs- und Wurfzeit, ich bitte um besondere Rücksichtnahme –Haustiere nicht im Garten laufen lassen, sie könnten ein Nest zerstören. Bitte große Vorsicht bei Aufräum- und Bauarbeiten! Wenn so ein Igelleben beendet werden muß oder ein toter Igel gefunden wird, könnte es ein Weibchen sein, daß unversorgte Kleine zurückläßt.

Wir in den Stationen, die es nicht flächendeckend gibt, sind wie Sie schockiert und belastet, wenn uns so ein leidendes Malheurchen gebracht wird und wir einen Tierarzt aufsuchen müssen, um so ein Leben zu beenden und wenn wir verlassene Babys bekommen, die wir in Tag-und Nachtzeit aufziehen müssen.

Danke für Ihr Verständnis und Ihre persönliche Achtsamkeit.“

 

Pressemitteilung an regionale Medien / 20.06.2018

Außerdem möchten wir auch Karins Pressemitteilung veröffentlichen, die uns verdeutlichen wird, mit welchen Schwierigkeiten und Ärgernissen Karins ehrenamtliches Engagement verbunden ist.

„Es reicht! Bitte auch weitersagen!

Aus gegebenem Anlass wende ich mich heute an Sie und bitte um eine öffentliche Mitteilung.

Als ich vor 40 Jahren mit der inzwischen weit bekannten Igelstation begann, war es eine Selbstverständlichkeit, einen in Not geratenen Igel in die Station zu bringen. Man war froh, Hilfe zu finden. Und die gab es hier, oft und immer wieder weit über meine eigenen wirtschaftlichen, räumlichen und kräftemäßigen Grenzen hinweg. Wer jemals hier in meiner Station war, war kann das bestätigen.

Es hat sich in diesem Jahr verstärkt eingebürgert, von mir und von Kollegen immer häufiger einen Hol- Services zu verlangen, nicht zu erbitten. Da heißt ,,Können se nicht mal eben nach Hürth oder Brühl fahren, einen Igel zu holen, nach Porz, nach Wesseling, nach Poll zur Stegerwaldsiedlung nach Köln, ja sogar nach Bornheim oder Zülpich möchte man uns beordern. Wo ein kranker Igel am Straßenrand rumdümpelt, da heißt es: ,,Können sie nicht mal eben mal eben nach Kerpen oder Büsdorf fahren.? Wir können das Tier nicht anpacken, oder ,,Wie soll ich den denn da hin kriegen?“

Ja Leute verflixt, wo ein Wille ist, ist auch ein Gebüsch! Wir sind doch nicht die Boten von Amazon oder vom Pizzasevice.

Wir leisten verdammt viel, zeitlich finanziell und auch kräftemäßig, für viele Igel (Ich habe inzwischen einen Jahreszugang von über 400 Tieren, obwohl ich meinen Rückzug öffentlich angekündigt habe. Das nicht aus Faulheit oder Lustlosigkeit, sondern weil ich alt und gesundheitlich angeschlagen bin.)

Alle Tiere wollen versorgt sein, das sind viele Stunden ehrenamtlicher Arbeit am Tag und viele Tierarztfahrten etc.. Derzeit ist Babyzeit, das heißt noch nächtliche Fütterung bis zu dreimal in der Nacht. Davon macht sich niemand ein Bild, aber immer wieder das Ansinnen: „Können sie nicht mal eben nach…kommen? Als wenn das keine Zeit und kein Geld kostet. Können se nicht mal eben????

NEIN NEIN NEIN! In extremen Ausnahmesituationen sicherlich, aber die Faulheit der Leute noch zu unterstützen, dass geht absolut nicht, ist auch nicht Sinn der Sache. Das bisschen Engagement für ein notleidendes Tier sollte doch möglich sein. Wer nicht selbst fahren kann, hat sicherlich Verwandte oder hilfsbereite Nachbarn.

Sicher meinen es die Finder gut und wollen auch dem Igel helfen, das stelle ich nicht in Abrede, aber so ausnutzen lassen können wir uns nicht. Wir alle, die wir diese Arbeit machen, sorgen nicht nur für ein Tier, sondern für viele und wir sind beileibe keine Institution, auf deren kostenlose Leistung man einen Anspruch haben kann 365 Tage im Jahr und rund um die Uhr. Wir sind auch nur Menschen mit beschränkten Möglichkeiten, wir geben viel und engagieren uns gern, aber ausnutzen lassen wir uns sicher so gedankenlos nicht –nicht mehr!

Das muß mal gesagt werden. Danke, wenn Sie es mal öffentlich machen.“

Karin Oehl