Ein mega Megaphon

Teilnahme am Protest gegen den G7-Gipfel

Am Samstag den 6. Juni fuhren wir zu Dritt Richtung Kürn, dem Ort in dem das Schloss Elmau liegt. Schon auf der Autobahn Richtung Garmisch-Partenkirchen war uns klar, dass wir uns in ein Hochsicherheitsgebiet begeben, da an jedem Parkplatz, an jeder Tankstelle und an jeder Auf-/Ausfahrt unzählige Polizeikräfte standen und sich die jeweiligen Autoinsassen genau anschauten.

Nach unserer Ankunft im Hotel machten wir uns direkt auf den Weg nach Garmisch-Partenkirchen, wo um 14 Uhr die erste Großdemo mit rund 4000 Demonstranten stattfand. Wir waren gerade seit 20 Minuten in die Demonstration eingereiht, als die Polizei gegen Demonstranten Pfefferspray, Tränengas und Schlagstöcke einsetzte, da ein paar der Aktivisten mit Styroporplatten versuchten eine Polizeikette zu durchbrechen.
Man könnte natürlich denken: Warum machen die das denn auch? Aber es ist normalerweise das Recht eines jeden Demonstranten aus dem Demozug heraus- und auch wieder hineinzugehen. Dies versagten uns die enormen Polizeiketten, mit Repression und Willkür. Das Resultat daraus: 9 schwerverletzte Menschen, 4 davon im Krankenhaus.

Als der Demozug am Start/Ziel, gegen 17:30 Uhr ankam, bei dem auch eine große Bühne mit Lautsprechern, Musik und vorbereiteten Reden auf uns wartete, brach sinnflutartiger Regen aus. Schweres Unwetter, tosender Donner und himmelerhellender Blitz. Das Camp, auf dem die meisten der Aktivisten campierten, stand binnen weniger Minuten unter Wasser. Zelte schwammen davon, Schlafsäcke und alles Hab und Gut war vollständig durchnässt. Es wurde bekannt gegeben, dass die Gemeinden gerade verhandeln würden, wie und wer die „gestrandeten“ Aktivisten aufnehmen würde, bzw. in welcher Turnhalle ein Notlager eingerichtet werden würde.

Die Menschen standen frierend und wartend, schutzsuchend unter Dachabsätzen und warteten, warteten, warteten. Nach ca. einer Stunde hieß es, die Evakuierung sei durch, die Aktivisten könnten umziehen in Turnhallen, doch leider stellte sich dies als falsch heraus. Insgesamt 7!!! Stunden ging das bürokratische Hickhack in der Hoffnung auf Evakuierung, als dann letzten Endes, die Evakuierung abgesagt wurde. Dies war meiner Meinung nach kein schlechter Schachzug der Polizei und der Gemeinden, da sie so die Demonstranten minimieren konnten. So schrumpfte die Anzahl der Aktivisten von ca 5500 Menschen, auf ca. 2000. Dies machte sich besonders am Sonntag bei der Großdemo, als auch dem Sternlauf bemerkbar.

Wir entschieden uns beim Sternmarsch für die Route nach Klais, da dieses Ziel nicht weit vom Schloss Elmau entfernt lag. Der Weg nach Klais stellte sich jedoch so extrem schwierig dar, dass wir Drei, mit gerade noch einmal 5 weiteren Personen durchgedrungen waren. Wir hatten 7 Polizeikontrollen auf 3 km Wegstrecke, davon wurden wir rund 2 km eskortiert. Zum Fenster hinausgeschleuderte Steuergelder, so sehen wir das!

Der Rückweg setzte dem ganzen allerdings noch die Krone aus, da wir knappe 8 km von einem uns verfolgenden Hubschrauber „eskortiert“ wurde. Einfach unfassbar!!!
Auf einer anderen Route des Sternmarschs, führten Aktivisten, ganz nach dem Recht auf zivilen Ungehorsam, eine Sitzblockade durch, welche mit absoluter Härte und Gewalt auf Seiten der Polizei, innerhalb kürzester Zeit beendet wurde.
Insgesamt gab es 98 Festnahmen und in Gewahrsam genommene Aktivisten.
Am Abend, gegen 18 Uhr, brach, ähnlich dem Vorabend, erneut ein Unwetter aus und wieder stand das Aktivistencamp innerhalb weniger Minuten unter Wasser.
Wieder keine Evakuierung und somit wurde leider der Wille der meisten gebrochen.

Am Montag waren gerade noch ca. 80 Menschen bei der Schlusskundgebung und aufgrund des Demonstrantenschwunds wurde die auf Mittag angesetzte Großdemo abgesagt.
Wir bedauern dies sehr, noch mehr bedauern wir allerdings die Willkür und die ins Grundrecht einschneidende Polizeigewalt und Repression.

Patricia Kopietz
Stellvertretende Schatzmeisterin
Landesverband Baden-Württemberg