Psychische Erkrankungen endlich ernst nehmen

Psychische Erkrankungen können jede:n treffen und fast jede:r Dritte erleidet laut dem Bundesministerium für Gesundheit eine behandlungsbedürftige psychische Krankheit im Leben. Das war der Stand im Jahr 2015. Mittlerweile konnte vor allem während der Pandemie eine Zunahme psychischer Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen laut WHO beobachtet werden.

Was bedeutet das für die Gesellschaft?
  • Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen:
Damit ein Thema in der Politik und in der Gesellschaft leider überhaupt erst Beachtung bekommt, müssen sich diejenigen, die davon betroffen sind, trauen, dieses offen ansprechen zu können. Vor allem bei psychischen Krankheiten ist dies jedoch immer noch schwierig, da es viele Vorurteile gibt und es dadurch den Betroffenen erschwert wird, über ihre Probleme zu reden. Dies verschlimmert somit langfristig die Situation, wenn nicht aktiv der Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen entgegengewirkt und somit ein Raum geschaffen wird, in welchem sie angstfrei über ihr Erleben erzählen können. Wir fordern deswegen eine bessere Aufklärung über psychische Erkrankungen wie zum Beispiel Kurse zur Psychoedukation, die frei für alle zugänglich sind.
  • Mehr Kassenplätze für Psychotherapeut:innen schaffen:
Eine ambulante Psychotherapie könnte vielen Betroffenen bereits helfen. Leider gibt es viel zu wenige Psychotherapeut:innen, die einen Kassenplatz bekommen und somit überhaupt erst Menschen behandeln dürften. Dies muss sich ändern, sodass es genügend Angebote gibt und die Wartezeiten für eine Psychotherapie verringert werden können.
  • Besonders gefährdete Berufs- und Personengruppen schützen:
Menschen, die im sozialen und medizinischen Bereich arbeiten, haben ein höheres Risiko eine psyschische Erkrankung wie zum Beispiel ein Burn-out zu bekommen. Deswegen müssen dort die Arbeitsbedingungen unbedingt verbessert werden. Bessere Bezahlung und mehr Auszeiten wie auch mehr Supervisionen durch Fachkräfte, die den dort arbeitenden Menschen zur Seite stehen und bei Problemen unterstützen können, wären dringed notwendig. Außerdem müssen auch Kinder, die häusliche Gewalt erfahren oder andere familiäre oder auch zwischenmenschliche Probleme in der Schule haben, frühzeitig unterstützt werden wie zum Beispiel durch mehr Schulpsychologen.

Was bedeutet das für Betroffene?
  • Hilfsangebote wahrnehmen:
Wer auf der Suche nach Therapeut:innen ist, kann sich an seine Krankenkasse wenden, die dann Unterstützung anbietet. Auch im Internet gibt es viele gute Seiten, die erklären und helfen wie man eine:n Therapeut:in findet, wie zum Beispiel die Website des „Aktionsbündnis Seelische Gesundheit“.
  • Falls kein Therapieplatz gefunden wurde:
Es kann helfen, wenn man aufschreibt, wie oft und wann man von Psychotherapeut:innen nicht aufgenommen wurde und wie lange schon die Wartezeit auf einen Therapieplatz ist. Denn überlange Wartezeiten könnten ggf. dazu führen, dass die Krankenkasse die Übernahme der Kosten in einer privaten Praxis bewilligt. Dies muss jedoch individuell mit der Kasse vorab abgesprochen werden. Mehr Informationen: https://www.wege-zur-psychotherapie.org/wer-zahlt-antraege-und-kosten/ 
  • Weitere Hilfsangebote:
Während der Wartezeit auf einen Therapieplatz oder wenn jemand in einer akuten belastenden Situation ist, können Angebote wie die Telefonseelsorge weiterhelfen. Oder auch das „Hilfetelefon“, das unter der Nummer: 08000 116 016 deutschlandweit zu jeder Zeit erreichbar ist. In einer akuten psychischen Krise, die einen Notfall darstellt, sollte schnellstmöglich der Rettungsdienst kontaktiert werden unter der Nummer 112.

Eine Petition zu diesem Thema wurde von Menschen aus unterschiedlichen sozialen Berufsgruppen bereits gestartet. Bitte unterschreibt sie, für mehr Psychotherapieplätze in Deutschland: https://innn.it/MehrPsychotherapiepl%C3%A4tze