Rumäniens sanfte Hunde / Teil 1

Ein Reisebericht…

Letzte Woche verschaffte sich die Bundesvorsitzende Barbara Nauheimer einen persönlichen Überblick über die Situation der Straßenhunde in Rumänien. Dabei besuchte sie ein staatliches Tierheim sowie drei private Shelter. Ja, es gibt sie: Tierliebe Rumänen, die mit zum Teil sehr bescheidenen Mitteln Straßentieren ein Zuhause geben, um sie vor dem staatlich verordneten Massenmord zu bewahren.

Barbara Nauheimer: „Das Flugzeug der rumänischen Fluggesellschaft Tarom landete mittags in Bukarest. Mit einem Mietwagen fuhr ich nach Buzau, 100 km nordöstlich von Bukarest gelegen. Ich hatte von einer Gruppe engagierter deutscher Tierschützer von der beabsichtigten baldigen Schließung des dortigen staatlichen Tierheims erfahren. Schließung: Die Tiere sollten, sobald der Winter den Weg zum Tierheim unpassierbar machen würde, sich selbst überlassen werden. Bereits auf dem Weg nach Buzau begegneten mir zahlreiche Streunertiere, abgemagert, aber offenbar vertraut mit dem Leben auf der Straße. An Tankstellen, kleinen Läden, Bushaltestellen und auch vor Häusern warteten sie auf Essbares, was ihnen von tierlieben Menschen zumindest gelegentlich hingeworfen wird. Zwischen den einzelnen Ortschaften konnte man am Straßenrand überfahrene Tiere sehen.

In Buzau angekommen, traf ich mich mit zwei rumänischen Tierschützerinnen, die mir den Weg zum Tierheim zeigten. Dort bot sich mir ein erschütterndes Bild. In einer langen Reihe von Zwingern befanden sich ca. 100 Hunde aller Größen und Altersklassen. Eine weitere Reihe von Zwingern war nicht mehr besetzt. Über den Verbleib der Hunde konnte ich nichts in Erfahrung bringen. Im nahe gelegenen Gebüsch lagen jedoch einige Hundeleichen.

Am Abend war ich bei einem rumänischen Ehepaar zu Gast, die ein privates Tierheim betreiben. Schon am Eingang drang mir das Gebell unzähliger Hunde entgegen. Im der Küche des Hauses wurde ich von geschätzten 20 bis 30 Hunden begrüßt. Auch im Wohnzimmer befanden sich Hunde. Draußen, in einem ehemaliger Obstgarten, leben in selbstgebauten Gehegen an die 150 Tiere. Diese habe ich jedoch erst am nächsten Tag gesehen. Alle waren freundlich, alle aufgeregt, alle wollen gestreichelt werden, alle wollen heraus aus ihren Umzäunungen und mitgenommen werden. Man kann diesen Wunsch in ihren Augen sehen.

Am nächsten Tag wurden von deutschen Tierschützern, die ebenfalls in Buzau waren, 10 Tiere aus dem staatlichen Tierheim in ein privates Tierheim in die Nähe von Bukarest gebracht. Ich fuhr mit einem rumänischem Mann, der uns den Weg wies, voraus. Am Straßenrand wieder der gleiche Anblick: Futtersuchende Tiere, einige überfahrene Tiere. Auf der Fahrt dorthin, im Wohnmobil der Tierschützer, verängstigte, zitternde Tiere, die nicht wissen, was mit ihnen geschehen wird. Sie wurden in Sicherheit gebracht. Deutsche Sponsoren sorgen mit monatlichen Beiträgen von 35 Euro für ihr Weiterleben.

Am dritten Tag erreichte ein LKW des bmt Buzau und ca. 60 Tiere aus dem Tierheim, was im Winter geschlossen werden soll, wurden in ein anderes staatliches Tierheim gebracht. 20 Tiere wurden in die Obhut einer türkischen Tierschützerin gegeben, die in der Nähe von Bukarest ein privates Tierheim leitet. Die 60 Tiere sind im staatlichen Tierheim vor dem Verhungern, Verdursten und Erfrieren gerettet, ihr Leben ist jedoch weiterhin bedroht. Ohne Menschen, die sie adoptieren, werden sie getötet werden. Einige, aber weißgott nicht alle, haben Sponsoren, dh. tierliebe Menschen, die für ihren Unterhalt zahlen und sie so vor der Tötung bewahren.

 

Ich habe noch zwei weitere private Tierheime besucht. Beide, wie auch die staatlichen Tierheime, sind rettungslos überfüllt. Fünf, manchmal 10 Hunde teilen sich einen Zwinger von 4 Quadratmeter Größe. In den privaten Tierheimen konnte ich Stroh in den Hütten erkennen. In dem staatlichen Tierheim lebten die Hunde auf Beton. Ich habe schon sechs Hunde, trotzdem bin ich jetzt Sponsorin für 10 Hunde und einen habe ich mitgenommen: Armina. Am liebsten würde ich sie alle retten, die vielen sanften Hunde Rumäniens.“