Nach dem Abgrund die Hölle.
Ein verheerender Brand im Flüchtlingslager Moria Anfang September sorgte für die Evakuierung der Geflüchteten in ein 3 km entferntes Lager, wo nun mehr als 1.100 Zelte provisorisch aufgebaut worden sind – das neue Lager „Karatepe“.
Unwürdige Zustände
Ausgestattet mit wenigen Duschen, nicht genug Toiletten, Stromausfällen und Essen, was es nur einmal am Tag gibt und dazu ist es noch schlecht.
Bei Regen stehen viele Zelte unter Wasser und versinken im Schlamm wie bei einem Unwetter vor ca. 4 Wochen. Bei diesem wurden dutzende Zelte unbewohnbar, Matratzen und Habseligkeiten waren durchnässt. 80 Zelte waren nach diesem Unwetter unbewohnbar.
Streng bewachtes Lager soll winterfest werden
Der griech. Migrationsminister Notis Matarakis möchte das Lager winterfest machen, so verspricht er. Das Lager befinde sich noch im Aufbau, so die griechischen Behörden beschwichtigend. Baufirmen heben Entwässerungsgräben aus, mit Hilfe der griechischen Armee, damit Regenwasser abfließen kann. Die Stromversorgung und die Sanitäranlagen sollen noch verbessert werden. Es gibt nur einen Weg ins und aus dem Lager, welcher streng bewacht wird und um 19 Uhr müssen die Bewohner wieder zurück sein. Patrouillen zwischen den Zelten sollen für innere Sicherheit sorgen.
Der Migrationsminister betont auch, dass das Lager nicht mehr überfüllt sei. Jeder Lagerbewohner habe einen Schlafplatz in einem Zelt und sie müssten sich nicht mehr aus Holzpaletten und Plastikplanen Hütten bauen wie im Camp Moria.
Gefangene der europäischen Unstimmigkeiten
Worte, die bei uns Kopfschütteln verursachen. Von einer Tragödie in die andere. Ist es nicht schlimm genug, dass die Geflüchteten Geflüchtete sind? Fernab ihrer zerstörten Heimat müssen sie froh sein, wenn sie einen Schlafplatz haben, wenn es eine Mahlzeit gibt und der Strom ab und zu mal läuft!
Wie lange schon sind die Geflüchteten Gefangene der europäischen Unstimmigkeiten in der Flüchtlingspolitik?!
Küstenwache wehrt Geflüchtete einfach ab
Dass die Zahl der Geflüchteten in den Camps sinkt, liegt zum einen an der schnelleren Bearbeitung der Asylanträge seitens der griechischen Behörden. Die Zahl soll in den letzten 9 Monaten um die Hälfte gesunken sein. Doch Moment, die griech. Küstenwache sorgt ebenfalls dafür, dass die Zahl Geflüchteten nicht steigt, sondern sinken kann, in dem sie die Boote mit flüchtenden Menschen von der griech. Küste abwehrt und in Richtung Türkei zurückschickt, so der Regierungssprecher Stelios Petsas.
Na vielen Dank auch! Doch es geht noch schlimmer:
Griechenland/EU setzt Geflüchtete wieder in Boote
Kürzlich wurde bekannt, dass Geflüchtete, die bereits das griechische Festland erreicht hatten, auch hier von griechischen Sicherheitskräften in aufblasbare Gummifloße zurück auf das Meer geschickt und sie davon abgehalten werden, zurückzukommen. Unterstützt werden solche Vorgehen von der europäischen Grenzschutzagentur „Frontex“. Die EU ignoriert also nicht nur vornehmlich die Krise in den Camps, sondern ist auch in den illegalen Zurückweisungen verwickelt.
Dieses Vorgehen kritisieren wir und auch Menschenrechtsorganisationen stark. Sie bezeichnen dieses Vorgehen als illegales „push back“.
Geflüchtete endlich auf die EU-Länder verteilen!
Seit dem Brand im Camp Moria, welches außerdem unter Quarantäne stand wegen Covid-19, was bei ca. 35 Menschen nachgewiesen worden war, hat Deutschland Mitte Oktober die ersten 101 Geflüchteten aufgenommen, zugesagt wurden 1.555 Menschen.
Statt die Energie in den Aufbau eines provisorischen Zeltlagers hineinzustecken, sollten die Länder die Menschen aus den Lagern endlich herausholen und sie während des Asylverfahrens in humaneren Unterkünften unterbringen, statt zu versprechen, dass ein neues, schönes Zeltlager aufgebaut würde.
Wo bleibt die (unantastbare) Wahrung der Menschenwürde? Geflüchtete sind keine Handelsgüter, kein Druckmittel, keine Ware, mit der auf Verhandlungsbasis Konflikte gelöst werden sollten. Und vor allem das Coronavirus macht keinen Halt vor Grenzen und überwachten Eingängen.
Holt sie endlich alle (!) raus aus den Höllen – noch bevor der Winter einbricht und fröhliche Weihnachten auf der ganzen Welt gefeiert wird!
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