Spirale des Tötens: Tausende Schweine vorsorglich wegen Afrikanischer Schweinepest getötet

Schweinekrise erreicht neues Eskalationsniveau – schnelle Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland

Seit dem erneuten Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest im September 2020 wurden insgesamt 2.869 Fälle in Deutschland bestätigt. Größtenteils sind Wildschweine betroffen, doch nach den ersten Fällen von ASP an Hausschweinen aus Klein- und Biohaltungen, folgte erwartungsgemäß dann auch Mitte November der erste ASP-Fall in einem Schweine-Mastbetrieb bei Rostock in Mecklenburg-Vorpommern. Die Folge davon waren 4.000 getötete Tiere, denn beim Ausbruch geben die Maßnahmen zur Eindämmung der Tierseuche vor, dass alle Tiere des betroffenen Betriebs vorsorglich getötet werden müssen.

Am 22. November hatte der Landwirtschaftsminister Till Backhaus noch erklärt, es gebe keine Hinweise auf ein aktives ASP-Geschehen in der Wildschweinpopulation rund um den von ASP betroffenen Mastschwein-Betriebe im Landkreis Roststock. Offenbar eine fatale Einschätzung, denn die ASP ist im Wildschweinbestand offensichtlich stärker verbreitet als von der Landesregierung angenommen. Aktuell ist die Zahl bestätigter Fälle von ASP unter Wildschweinen auf fünf gestiegen, die Anzahl dürfte sich in nächster Zeit erheblich steigern. Zudem werden weitere Großmastbetriebe mit ASP-Fällen hinzukommen.

Bei einer Feststellung eines Hochrisikogebietes muss dort erst einmal Jagdruhe herrschen, um die weitere Verbreitung über Jäger:innen zu verhindern. Weiter wird mit einem Mindestabstand von 15 km um das Hochrisikogebiet ein gefährdetes Gebiet eingerichtet: dort ist der Transport von Schweinen, sowie die Auslauf- und Freilandhaltung verboten. So schreibt es die Landwirtschaftskammer vor.

Ausstiegsprämie für Schweinehalter:innen JETZT!

Der Wirtschaftssektor „Schweineproduktion“ scheint an seinem Ende angekommen – doch wie reagiert die Regierung?

Der pandemiebedingte Preisverfall von Schweinefleisch am Exportmarkt und die Vermarktungsprobleme aufgrund der ASP, die sich in nun mit Vormarsch auszubreiten scheint ist höchst tierschutzrelevant! Hinzu kommt, dass zumindest in den betroffenen Sperrzonen die jeweiligen Schweinehalter:innen ihre gemästeten Tiere nicht oder nur bedingt zum Schlachthaus bringen können, was deren Bestände beinahe platzen lassen dürfte.

Die Ampelkoalition muss jetzt handeln und die Ausstiegsprämie für Schweinehalter:innen freigeben anstatt Landwirt:innen weiterhin mit sinnlosen Überbrückungshilfen abzuspeisen. Dieser Appell richtet sich außerdem an die einzelnen Bundesländer, jetzt Druck auszuüben und endlich den Wünschen unserer Gesellschaft nachzugehen. Brandenburg beispielsweise hat als Maßnahme zur Eindämmung und Bekämpfung der ASP beschlossen, dass die Haltung von Schweinen jetzt für 24 Monate aufgebeben werden soll – dafür erhalten Schweinehalter:innen eine Prämie über 200 € pro Schwein. JETZT ist der Zeitpunkt, um das Ende der Schweineproduktion einzuleiten – die Ampelkoalition muss jetzt handeln!

Die Afrikanische Schweinepest hat eine sehr starke Ausbreitungstendenz (350 km/a). Nun werden die Wildschweine als Verursacher des Problems mit der ASP genannt, zum Sündenbock gemacht und reihenweise abgeschossen. Dabei ist Einschleppung und Übertragung der ASP durch Wildschweine über Grenzen hinweg eher gering. Ein viel höheres Risiko zur Verbreitung der ASP spielt die indirekte Ansteckung durch den Menschen, durch beispielsweise mitgebrachte Fleischerzeugnisse aus dem Ausland, kontaminierte Transportfahrzeuge und natürlich die Großhaltung von Schweinen, denn unter tausenden, eng aneinander eingepferchten Tieren breiten sich Erreger praktisch im Handumdrehen aus.

Wusstet ihr, dass der Schweinehalter, dessen Tiere sich mit der ASP infizierten und weshalb alle 4.000 Schweine des Betriebs getötet werden mussten, zuvor in Niedersachsen auf einer Jagd war und die ASP vermutlich selbst in seinen Betrieb eingeschleppt hat?

Also: Jagd einstellen, anstatt Jagd auf Wildschweine erhöhen! Dieser Skandal zeigt, wie konsequent die Jägerschaft wohl die Hygienemaßnahmen einhalten, sofern sie gleichzeitig Schweinehalter:innen sind und überhaupt: Es scheint als wäre Jäger:innen dieses Thema wohl nicht sensibel genug. Es gibt nämlich klare Verhaltensregelungen in Seuchenfällen an die sich jede:r Jäger:in ausnahmslos halten muss. Dieser Fall hätte verhindert werden können, wäre sich der Jäger der gleichzeitig auch Schweinehalter ist, seiner Verantwortung bewusst gewesen.

 

 

https://www.agrarheute.com/markt/tiere/asp-deutschland-faelle-ueberblick-572954

https://www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/tiergesundheit/sgd/asp-ausbruch.htm

https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Weiterer-bestaetigter-Fall-der-ASP-in-Ludwigslust-Parchim,schweinepest520.html

https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/afrikanische-schweinepest-1787454