Strahlender Schmutz

Es ist nicht nur so, dass man Verunreinigungen in dunklen Räumen durch Licht sichtbar machen kann – sondern auch das Leuchten selbst kann schnell zum Schmutz werden.

Dies wird dann als Lichtsmog, Lichtverunreinigung oder auch Lichtverschmutzung bezeichnet.


Sichtbar wird Lichtverschmutzung, wenn Licht verhindert, dass man etwas sieht, was man eigentlich und natürlicherweise sehen sollte, aber aufgrund der Helligkeit nicht kann, wie zum Beispiel den Sternenhimmel. Oder aber auch, wenn fehlende Dunkelheit Tiere wie Vögel an der Orientierung hindern oder Insekten in großen Schwärmen angezogen werden.

Denn gerade nachtaktive Vögel kollidieren beispielsweise mit hellerleuchteten Hochhäusern, was in der Regel ein qualvolles Verenden der Tiere zur Folge hat. Zugvögel kommen durch die künstlichen Lichtquellen von ihrem gewohnten Kurs ab und fliegen kräfteraubende Umwege. Und das ist völlig unnötig. Weiter werden die Balz- und Brutaktivitäten von zahlreichen Singvögel oder Amphibien durch die Dauerbeleuchtung erheblich gestört.

Bei den nachtaktiven Insekten sieht es so aus, dass diese, gerade im Sommer selbstverständlich, zu Milliarden von unseren Straßenlaternen, Leuchtreklamen und Lichtstrahlern bei Sehenswürdigkeiten oder historischen Gebäuden angezogen und irritiert werden. So ist es wenig verwunderlich, dass in den letzten Jahren viele nachtaktive Insektenarten ausgestorben sind.

Auch von ihren Tätigkeiten wie dem Bestäuben von Pflanzen werden die Insekten durch das künstliche Licht abgehalten. Das wiederum reduziert die Anzahl produzierter Samen und Früchte und kann von den Bestäubern, die tagaktiv sind, nicht kompensiert werden.
Wir Menschen sind von der hellen Verunreinigung ebenso betroffen. So können sich die biologischen Tag-Nacht-Zyklen des Menschen bei unnatürlicher Beleuchtung nachteilig auswirken. Schlafstörungen könnten so schnell zu Schlafmangel führen. Dieser wiederum könnte Erschöpfungs- und Stresszustände auslösen und den Körper für weitere Krankheiten angreifbar machen.

Lichtverschmutzung ist ein großes Umweltproblem – aber wohl auch das am meisten unterschätzte!
Und, im Gegensatz zu vielen anderen Umweltproblemen, ließe sich dieses relativ leicht reduzieren. Ob es an der Umsetzung nur deshalb hapert, da viele das Problem nicht als ein solches erkennen oder ob doch mal wieder das liebe Geld der größere Faktor ist, bleibt natürlich offen.

Allgemeine Möglichkeiten zur Eindämmung der Lichtplage möchten wir hier kurz ansprechen.

Zum Beispiel sollte man darauf achten, dass Leuchtmittel möglichst geringe Lumen-Werte (Lichtleistung einer Lampe) besitzen. Weiter sollte man bei Flächen nicht mit einem riesigen, völlig überhellten Strahler ausleuchten, sondern lieber mit mehreren schwächeren Lichtquellen arbeiten. Zudem gilt, je tiefer die Lampe angebracht ist, desto besser. Auch soll ein gelbes Leuchten gegenüber anderer Farbtöne Vorteile haben.

Dass das Licht nur dahin gelenkt werden sollte, wo es auch wirklich benötigt wird und nicht zur Seite oder gar einmal rundherum strahlt, sollte eine Selbstverständlichkeit sein. LED-Reflektorlampen oder ein beschirmtes Gehäuse können dazu beitragen. Auch Bewegungsmelder sind ein prima Mittel gegen Dauerlicht und deren ständige Verschmutzung.

Auch wenn es nicht direkt mit der Lichtverschmutzung zu tun hat, sollte es dennoch zur Normalität werden, dass die Lampen fest verschlossen sind. Der Hintergrund ist nämlich der, dass dadurch die Insekten, die vom Licht angezogen werden, nicht in das Gehäuse gelangen können und so durch die heißen Leuchtmittel sterben.

Die Beleuchtung von Straßen und Plätzen sollte von den Kommunen sorgfältig geplant und debattiert werden. Hierfür sollte verstärkt mit Lichtplaner:innen zusammengearbeitet werden, die sich mit dem Umwelt- und Naturschutz identifizieren und eben nicht mit irgendwelchen Energieversorgern. Denn die Lebensqualität von Menschen und Tieren sollte hierbei nicht beeinträchtigt werden.

Für die Ausleuchtung der Straßen oder Parks wird eine gelbliche bis warmweiße Leuchtfarbe empfohlen. Gemessen wird die Farbtemperatur in Kelvin, sodass 2200 K (goldfarben) ideal für die Ausleuchtung sind. In ländlichen Wohngebieten reichen auch 1800 K (orangefarben). Wichtig ist jedoch, dass die Anteile von den Farben Ultraviolett und Blau nur in sehr, sehr geringen Mengen vorhanden sind.

Eine weitere wirkungsvolle Methode wäre natürlich, Lampen und Strahler gleich ganz auszulassen, sofern man auf die Beleuchtung komplett verzichten kann.