Sumpfiges Gelände

Über Steuerhinterziehung und Korruption

Immerhin – auf diese uns regierende Koalition kann man sich verlassen, denn sie verfolgt konsequent den einmal eingeschlagenen Weg: Wer seine „Geld-Schäfchen“ ins Trockene bringt, seien es Steuerhinterzieher wie Zumwinkel, Hoeneß und Zigtausend andere, seien es Abgeordnete, die korruptionsanfällig sind – sie alle genießen den Schutz der schwarz-gelben Regierung.

Zum Tatbestand der Korruption: Zwar unterzeichnete die Bundesrepublik im Jahr 2003 zusammen mit 165 anderen Staaten die UN-Antikorruptions-Konvention, Union und FDP aber verweigern nach wie vor die Ratifizierung – mit der mehr als durchsichtigen Begründung, dies widerspreche dem Grundsatz des freien Mandats.

So versucht man zu verschleiern, dass alles unterlassen werden soll, was die hierzulande zu laxen Strafvorschriften zur Abgeordnetenbestechung verschärfen könnte!

Man fragt sich, wie viele „schwarz-gelbe Leichen“ da wohl im Keller liegen und mit wie vielen noch gerechnet wird. Es muss wohl ziemlich viel zu verbergen sein, nimmt man doch zum Beispiel in Kauf, dass man sich in der „feinen Gesellschaft“ von Saudi-Arabien, Sudan, Syrien und Nordkorea befindet – den einzigen Staaten, die ebenfalls die Ratifizierung der Konvention verweigern!

Aber es wird noch mehr in Kauf genommen: Schon 2012 klagten Chefs von 26 Dax-Konzernen – international tätigen Unternehmen – in einem Brandbrief an das Parlament, dass durch die Blockade des UN-Abkommens das Ansehen Deutschlands Schaden nehme! Kein Wunder, wenn unter den gegebenen Umständen das Vertrauen in die Integrität der deutschen Regierung weltweit leidet!

Auf dem oben geschilderten Hintergrund ist auch der Fall Hoeneß zu sehen. Sein Konzept, sich die politische Weichenstellung zunutze zu machen – Steuerhinterzieher bleiben per Selbstanzeige anonym und straffrei – ging nicht auf, und der vielerorts Hofierte steht nun als Betrüger da. Pech für ihn, gut für die Gesellschaft, dass über Steuerhinterziehung (und im Zusammenhang damit auch die laxe Haltung zur Abgeordnetenbestechung) nicht länger der Mantel des Schweigens gebreitet werden kann. Die Enttäuschungsbekundungen deutscher Politiker im Fall Hoeneß wirken angesichts des eigenen Umgangs mit beiden miteinander verwandten Themen wie blanker Hohn.

Die Opposition hat kürzlich die Gunst der Stunde genutzt und einen fraktionsübergreifenden Gruppenantrag zur Verschärfung der Korruptionsregeln eingebracht. Man darf nun auf die Reaktion von Union und FDP gespannt sein!

Nachtrag: Der Steuerbetrug des Herrn Hoeneß erhält für Tierrechtler noch dadurch besonderes Gewicht, als die von ihm betriebene Wurstfabrik zweifellos keine geringe Rolle bei seiner Gier nach Profitmaximierung spielte und mutmaßlich noch spielen wird.

Mit anderen Worten: An seinen milliardenfachen Profiten klebt das Blut unzähliger gequälter sogenannter Nutztiere. Hier liegt das eigentliche unentschuldbare Verbrechen beim Tatbestand der Steuerhinterziehung des endlich entzauberten Zeitgenossen Hoeneß! Mit der totalen Missachtung der Rechte leidensfähiger Mitlebewesen leistete er nichts weniger als einen ethischen Offenbarungseid. Man sollte ihm keine Träne nachweinen.