„Tiergerecht“ ist weiter kein Thema beim BMELV

Anmerkungen zu dem geplanten Gesetzentwurf des BMELV zur Eindämmung der Antibiotika-Resistenzen

In einer Pressemitteilung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) vom 10.01.2012 werden die geplanten Änderungen und Verbesserungen vorgestellt, die dafür sorgen sollen, dass der Verbraucher in Zukunft besser vor der Entstehung sogenannter Antibiotika-Resistenzen geschützt wird.

Darin spricht das Ministerium vollmundig davon, dass der Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung in Zukunft auf das „notwendige Maß“, das zur gezielten Behandlung von Krankheiten nötig ist, beschränkt werden soll. Außerdem sollen den Ländern weitreichende Befugnisse an die Hand gegeben werden, um durch verstärkte Überwachung und Kontrollen Missbrauch zu verhindern.

Mit keinem Wort – lapidar wird nur von einer Verbesserung der Haltungsbedingungen gesprochen, um eine Ansteckungsgefahr untereinander zu erschweren – wird in der Pressemitteilung allerdings darauf hingewiesen, dass das wirksamste Mittel, das auch verhältnismäßig leicht zu kontrollieren sei, eine massive Reduzierung der Bestandsdichte in den Tierproduktionshallen wäre – bis mindestens hin zur bäuerlichen Landwirtschaft. Denn damit würde man endlich auch mal etwas für den Tierschutz tun. Wichtig wäre auch eine Abkehr von den derzeit verwendeten Hühnerrassen, die nur daraufhin gezüchtet wurden, möglichst viel Brustfleisch in einer möglichst kurzen Zeit zu liefern. Die etwa 30 Tage, die so ein degeneriertes Huhn bis zur Schlachtreife zu leben hat, müssen halt – auch durch den Einsatz von Antibiotika – irgendwie „durchgestanden“ werden.

Aber da mit der billig produzierten Ware „Huhn“ sehr viel Geld verdient werden kann, steht zu befürchten, dass die derzeit von Bund und Ländern diskutierte Gesetzesänderung selbst im Falle, dass sie beschlossen wird, nicht viel Erleichterung für die Tiere aber auch kaum eine Reduzierung der steigenden Antibiotika-Resistenzen bringen wird. Dazu fehlt einfach der politische Wille der Verantwortlichen: Tierrechte und ökonomischer Erfolg lassen sich halt schwer unter einen Hut bringen. Daran wird auch die „Charta für Landwirtschaft und Verbraucher“, die auf der Grünen Woche in Berlin vorgestellt werden soll, nichts ändern. Denn um zu erkennen, dass es für Niemanden gut geschweige denn gesund sein kann, die Nutztiere auf engstem Raum qualvoll einzupferchen, braucht man eigentlich nur ein bisschen gesunden Menschenverstand.