Fotoquelle: Ärzte gegen Tierversuche e.V.

Tierversuche: – notwendig oder nicht?

Leserbrief zu dem Artikel „Das Land will weniger Tierversuche“ (09.03.2017) in der HAZ

Von Dr. Sarah Fretzer / LV Niedersachsen

Niedersachsen möchte mehr tierversuchsfreie Forschung und fördert dies mit 4,5 Millionen Euro, verteilt über 4 Jahre. Bundesweit fließen laut dem Artikel „Das Land will weniger Tierversuche“ mehrere Milliarden in die Tierversuche. Allein der Haushalt des Primatenzentrums in Göttingen lag 2015 bei über 28 Millionen Euro!

Also, was soll das ganze Theater? Ist das vielleicht nur ein PR-Gag von besorgten Politikern, so kurz vor der Wahl? Was zeigen uns diese Zahlen? Qualfreie Forschung wird doch finanziell kaum gewürdigt! Was soll dem Bürger denn hier vorgegaukelt werden? Soll wirklich jemand glauben, dass an der Abschaffung der Tierversuche gearbeitet wird? Über den Witz lachen ja sogar die Versuchstiere!

Es müsste sich etwas an den Universitäten ändern, aber laut Artikel verneint sogar der Tierschutzbeauftragte der Uni-Klinik ein Ende der Tierversuche! Ist das nicht merkwürdig? Gibt es da überhaupt jemanden, der gegen Tierversuche ist? Vielleicht ja die Reinigungskräfte?! Ich habe auch persönlich die Erfahrung gemacht, dass man an der Uni in Sachen Tierversuche lieber so weitermachen möchte, wie bisher. Diese Kritik an Tierversuchen und an dem Umgang mit Tieren ist an den Universitäten nicht gern gesehen. Ich habe in meinem Grundstudium an der Universität Regensburg einen Pflichtkurs besucht. Wir haben einem Frosch das Herz rausgeschnitten. Der Frosch wurde vorher „betäubt“, indem man ihm eine Nadel durchs Nasenloch ins Gehirn gestochen hat und dann durch munteres hin und her rütteln der Nadel das Gehirn so zerstört hat, dass der Frosch angeblich keine Schmerzen verspürt. Wir mussten dem Frosch dann das schlagende Herz rausnehmen und den Herzschlag studieren. Wofür ist dieser Frosch gestorben? Wir hatten am Ende ein EKG vor uns liegen. Ein EKG von einem Menschen hätte es auch getan, ohne dass jemand stirbt. Ich hatte mich beschwert und eine studentische Hilfskraft hat mich damals zur Seite genommen und mir dezent mitgeteilt: „So kommst Du hier nicht weiter“. Ich komme nur weiter, wenn ich ohne Murren Tiere töte und seziere? Wieso sollte ein Forscher kein Wissen erlangen können, ohne Tierquälerei? Ist nicht genau das der Punkt, den ein guter Wissenschaftler ausmacht: man findet einen neuen Weg, um eine Frage zu erforschen und zu beantworten und zwar im moralischen Rahmen, den die Gesellschaft uns vorgibt? Bis jetzt läuft Forschung doch eher nach dem Schema – testen wir mal eine These und gucken wir mal was dabei rauskommt, wenn es gut läuft haben wir eine Publikation und wenn nicht, dann eben nicht – es sind ja nur Tiere! Wenn wir dabei Tiere quälen, ist das auch nicht schlimm, denn die Uni hat ja zum Schein eine Ethikkommission und wenn es vor Gericht geht, dann berufen wir uns auf die Freiheit der Forschung. Wie viele der Millionen Versuchstiere in deutschen Forschungseinrichtungen sind gestorben, ohne dass durch ihren Tod ein Erkenntnisgewinn für uns Menschen entstand? Warum wird Kritik an diesem System ‚Tierversuche‘ schon bei Studenten im Keim erstickt?

Die Forschung versucht verzweifelt Tierversuche als grausames, nötiges Übel dazustellen, das für die Wissenschaft unverzichtbar ist. Noch schlimmer: Tierversuche sollen für die Heilung des Menschen unverzichtbar sein. Prof. Pöppel unterstellte 2015 im Magazin Focus Online Tierversuchsgegnern wie mir, dass uns das Leiden von Millionen kranker Menschen egal ist, aber das stimmt nicht!

Manche Forscher verschweigen gerne die negativen Effekte der Tierversuche und davon gibt es viele. Beispiel: Der Wirkstoff Thalidomid wurde an Ratten, Mäusen, Meerschweinchen, Kaninchen, Katzen und Hunden getestet und dennoch hat dieser Wirkstoff dann als Contergan tausende Menschen ins Unglück gestürzt. Was hat uns dieses Wissen aus den Tierversuchen hier gebracht? Noch ein Beispiel: Sehen Sie sich doch bitte von Teva die Fachinformationen für Copaxone an! Das MS-Medikament wurde an Affen, Ratten Mäusen und Meerschweinchen getestet und wissen Sie welche Bemerkung sie dort finden?! – „ Die Relevanz dieser Ergebnisse für den Menschen ist nicht bekannt“. Wofür sind diese Tiere dann gestorben?

Warum finden Kritiker an Tierversuchen, wie zum Beispiel ‚Ärzte gegen Tierversuche e.V.‘ so wenig Gehör? Diese Menschen sind doch nicht blöd! Warum nimmt die keiner ernst? Warum ist das System der Tierversuche im 21. Jahrhundert immer noch so unglaublich erfolgreich? Weil die Versuche im Verborgenen stattfinden, gut geschützt durch ein Netz aus Verschwiegenheit? Weil es im Namen der Forschung und des Fortschritts als Notwendigkeit gepriesen wird? Vielleicht weil Tierversuche ein Milliardenmarkt sind? Eine unendliche Goldgrube für Forscher, Lobbyisten, Pharmazeuten und Tierproduzenten ohne Herz, noch dazu politisch und rechtlich gut abgesichert?

Albert Schweizer hat gesagt: „Auf die Füße kommt unsere Welt erst wieder, wenn sie sich beibringen lässt, dass ihr Heil nicht in Maßnahmen, sondern in neuen Gesinnungen besteht.“

Es wird Zeit für diese neue Gesinnung! Es wird Zeit, dass wir uns auf unsere Menschlichkeit besinnen! Es wird Zeit, dass wir unser Mitgefühl nicht mehr ausschalten, sondern unsere Umwelt und unsere Mitgeschöpfe mit Respekt und Achtung behandeln. Wir brauchen eine neue Forschung, ohne jegliche Quälerei; eine neue Forschung, für die wir uns nicht schämen müssen. Wo ein Wille ist, ist auch immer ein Weg. Hier ein Beispiel: Wissenschaftler wollen laut HAZ-Artikel angeblich 81400 Mäuse töten, um neue Krebstherapien zu entwickeln. Wieso gehen wir nicht einen anderen Weg und sorgen dafür, dass weniger Menschen an Krebs erkranken? Wir könnten zum Beispiel die Umweltgifte verbieten, die evtl. Krebs auslösen, wie Glyphosat oder Nitrat im Trinkwasser, das durch Gülle verseucht wurde? Wenn weniger Menschen erkranken, brauchen wir auch nicht dauernd neue Krebstherapien, bei denen vorher gar nicht bekannt ist, wie vielen Menschen geholfen werden kann und wie viele trotz Therapie sterben. Alle wären damit glücklich, die Menschen, die Versuchsmäuse, nur die Tierversuchslobby nicht.

Albert Einstein sagte einst: „Eine neue Art von Denken ist notwendig, wenn die Menschheit weiterleben will“. Worauf warten wir noch? Der Verzicht auf Tierversuche ist nicht der Untergang der Menschheit! Wer seinen Verstand und sein Herz einsetzt, findet für Tierversuche keine Rechtfertigung! Es gibt nur ein paar Wissenschaftler, die wir dann nicht mehr brauchen werden und die haben Angst um ihre Jobs und ihren Einfluss. Diese Leute sind gut vernetzt, haben erheblichen Einfluss in der Wissenschaft und sitzen am Geldhahn. Solange wir das nicht ändern, wird sich auch an den Tierversuchen nichts ändern! Einige Wenige brauchen diese Versuche für Prestige und Ansehen und einige Wenige verdienen damit unglaublich viel Geld und unglaublich viele Tiere und unsere Gesellschaft tragen die Kosten, das Risiko und müssen mit den Konsequenzen leben. Wie kann das sein? Auch wenn der Widerstand groß ist: wir brauchen hier dringend neue Regeln!

Noch was: warum muss ich als Tierschützerin mit meinen Steuergeldern die Tierversuche, z.B. die Affenversuche am Primatenzentrum in Göttingen, mitbezahlen? Ich will mein Geld zurück und wer Tierversuche gut findet, kann gerne an das DPZ spenden (Spendenkonto auf Homepage angegeben)! Ich fordere: keine Steuergelder mehr für Tierversuche. Wer diese Versuche will, sollte alleine dafür zahlen!

Dr. Sarah Fretzer / LV Niedersachsen
Partei Mensch Umwelt Tierschutz –Tierschutzpartei–

Quellen:
1 Bedeutung der Tierversuche: https://www.tierversuche-verstehen.de/
2 Krebs durch Nitrat https://www.welt.de/print-welt/article452456/Krebs-durch-Nitrat-in-Obst-Gemuese-und-Trinkwasser.html
3 Tierversuchsgegner haben kein Herz für kranke Menschen: http://www.focus.de/wissen/mensch/naturwissenschaften/tierversuche-ein-zwischruf-oder-nachruf-wage-zu-wissen-lieber-nicht_id_4680117.html
4 Haushalt des Primatenzentrums und Spendenkonto finden Sie hier: http://www.dpz.eu/de/ueber-uns/profil/zahlen-und-fakten.html