Fotoquelle: Ärzte gegen Tierversuche e.V.

Tierversuche: – Wellness oder Folter?

Leserbrief zu dem Artikel „Wenn der Affe in die Röhre kommt“ (28.02.2017) in der HAZ

Von Dr. Sarah Fretzer / LV Niedersachsen

Die HAZ beschreibt einen Tierversuch, in dem ein Affe sich freiwillig in einen MRT-Scanner legt und einen Verhaltenstest macht. Der Text klingt so schnuckelig und harmlos, als wäre es ein Wellness-Programm für Versuchstiere.

Ich war schon mal in so einem Scanner bzw. in dieser Röhre – für mich war es die Hölle! Man wird mit dem Kopf in einem Stahlapparat festgeschraubt, bekommt Ohrenstöpsel und Kopfhörer gegen den Lärm und eine Notfallglocke in die Hand gedrückt, falls man es während der Untersuchung gar nicht mehr aushält.

Man erträgt angespannt die ganzen Klickgeräusche und das laute Brummen, was klingt als stände jemand mit einem Presslufthammer neben dem Gerät, und hofft, dass es bald vorbei ist. Man soll sich nicht bewegen, nicht sprechen, schlucken, kratzen oder sonst irgendetwas, aber das ist schwer auszuhalten, wenn man in einer engen, kalten Röhre liegt und einem die Untersuchung vorkommt, wie eine Ewigkeit. Man freut sich, wenn man dann alle paar Minuten eine Stimme über Lautsprecher hört, die sagt, es wäre gleich vorbei. Kinder müssen übrigens auch manchmal in die Röhre geschoben werden und die Kleinen verpassen leider den Affenspaß, da die Untersuchung unter Propofol-Vollnarkose durchgeführt wird.

Ich mache die MRT-Untersuchung freiwillig mit, weil ich die medizinische Notwendigkeit sehe und bin nach der Untersuchung genervt und gestresst. Und der Affe macht alles aus Spaß mit und ist dabei völlig entspannt? Wer soll das glauben? Warum zeigen Sie den Affen nicht? Vielleicht weil die Leser geschockt wären? Warum zeigen Sie auch nicht die Kopfhalterung, das Resultat eines kleinen, harmlosen invasiven Eingriffs? Wenn man sich eine veröffentlichte Studie von Dr. Kagan ansieht, dann müsste die Kopfhalterung aus Plastik bestehen und sie wird mit Knochenzement und zwei Schrauben im Schädel fixiert. Nicht schlimm, oder? Das finde ich auch total harmlos! Warum laufen wir nicht alle so rum?

Warum zeigen Ihre Fotos den Affen nicht? Vielleicht weil er gar nicht so entspannt ist? Vielleicht weil er nur mitmacht, weil er Hunger hat? Wann wird den der Affe vor den Untersuchungen gefüttert und wie viel Futter bekommt er? Ich müsste vollkommen am Verhungern sein, um mich für Träubchen und Bananensaft in diese Röhre zu legen. Veröffentlichen Sie doch mal bitte den Versuchsaufbau, die ganzen Boxen und Schläuche auf dem Foto sind doch sehr verwirrend! Filmen Sie doch mal den Versuch und stellen das Video ins Internet, dann kann sich jeder selber ein Bild davon machen und am Ende beurteilen: Wellness oder Folter?! Laut Tierschutzgesetz darf niemand einem Tier ohne vernünftigen Grund Leid oder Schmerzen zufügen. Ist der Affe deswegen offiziell so glücklich und macht das alles freiwillig? Sonst wäre der Versuch wohl nicht gesetzeskonform oder reicht der Job des Forschers als vernünftiger Grund aus?

Ich hätte da noch ein paar Fragen: warum wollen wir Affen belästigen und ihrem „Hirn beim Denken zusehen“? Wäre es nicht wichtiger Menschen beim Denken zuzusehen, um dann „degenerative Erkrankungen und andere Störungen der Hirnfunktionen, …, besser verstehen und therapieren zu können“? Wollen wir Affen therapieren oder Menschen? Dieser Versuch ist mit weniger Aufwand am Menschen durchführbar und Dr. Kagan hat bereist Versuche an Menschen und Affen durchgeführt und miteinander verglichen. Warum also findet dieser Versuch mit Affen statt? Dieser Tierversuch ist einfach zu ersetzen! Das Land Niedersachsen will angeblich weniger Tierversuche, also wie wäre es, wenn wir hier anfangen?

Dr. Sarah Fretzer
LV Niedersachsen
Partei Mensch Umwelt Tierschutz –Tierschutzpartei–

Quelle:

Studie von Dr. Kagan http://www.pnas.org/content/107/17/7933.full.pdf und Supporting Information: http://www.pnas.org/content/107/17/7933.full.pdf?with-ds=yes